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Montag, 13.07.2009
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Trauerfeier für Marwa: Über 1500 Menschen in Dresden gegen Islamfeindlichkeit

Grüne: Deutliche Kritik an staatlichen Maßnahmen, die die Muslime „abwerten“ und „marginalisieren“ - Mazyek fordert eindeutiges Signal von der Bundeskanzlerin - Replik auf die vergangene Woche von Stephan Kramer

Rund 1500 Menschen haben die Dresdner Trauerfeier zum Gedenken an die erstochene Ägypterin Marwa El-Sherbini zum Appell gegen Fremdenfeindlichkeit genutzt.

Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland und derzeitige Sprecher des KRM ist auch nach Dresden gekommen. Er meinte, dass durch den schrecklichen Mord das Bild der Deutschen im Ausland Schaden genommen hat.“ Wir alle müssen jetzt den Schaden gemeinsam reparieren“, so der Zentralratsvorsitzende, der zusammen mit dem Islamratvorsitzenden Ali Kizilkaya und dem ZMD-Generalsekretär an der Trauerfeier teilnahm. Auch der ägyptische Botschafter war gekommen, sowie die sächsische Wissenschaftsministerin und der Justizminister.

„Wir müssen dafür sorgen, dass Rechtsextreme und Rassisten verboten werden und keine Chance mehr haben, sich in Parteien zu organisieren», forderte der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering auf der Kundgebung. Der Tod von Marwa El-Sherbini am 1. Juli verpflichte zu einem respektvollen Zusammenleben von Menschen aller Nationen, Hautfarben und Religionen.

Aiman Mazyek bedankte sich bei seiner Rede für die Solidarität der über 1500 erschienen Bürger Dresdens. Sie zeige, dass Bürger Dresdens die „islamfeindliche und frauenfeindliche“ Tat nicht einfach hinnehmen. Gemeinsam muss gegen „Extremisten aller Couleur“ vorgegangen werden.

Vor dem Dresdner Rathaus verharrten die Teilnehmer zu einer Schweigeminute. Einige Frauen weinten, andere hielten Plakate hoch mit Parolen wie „Rassismus tötet“ und „Wir sind gegen Terror, stoppt die Hetze gegen den Islam“. Viele hatten eine weiße Rose als Zeichen der Mahnung in der Hand, die sich dann unter dem Foto der jungen Frau häuften. „Sie hat im Glauben an den Rechtsstaat mit Zivilcourage ihre Würde als Muslimin verteidigt“, sagte Student Magdi Khalil. Organisiert wurde die Trauerfeier u.a. von Ausländerbeirat und Nabil Yacoub aus Dresden.

Grüne äußern sich schockiert über die „rassistische und islamophobe Tat“ und finden deutliche Kritik an staatlichen Maßnahmen

Die Bundesvorsitzenden der Grünen haben sich in einer deutlichen Stellungnahme zum Fall Marwa und der Ausgrenzung von Muslimen geäußert. In der Mitteilung von Claudio Roth und Cem Özdemir heißt es. „Wir trauern um Marwa S., die auf schreckliche Weise ermordet wurde. Die rassistische und islamophobe Tat schockiert uns zutiefst.

Unser tiefstes Mitgefühl gilt der Familie und allen Angehörigen von Marwa S.“ Es dürfe kein gesellschaftliches Klima toleriert werden, „das gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bis hin zum Mord stillschweigend hinnimmt oder gar fördert“. Deshalb seien deutliche Zeichen und glaubwürdige Maßnahmen gefragt – „vor allem vom Bundesinnenminister als Initiator der deutschen Islamkonferenz, von den Landesregierungen und der Zivilgesellschaft – welche die Tat von Dresden klar verurteilen und das respektvolle Miteinander unterschiedlicher Religionen in Deutschland betonen“, so die Grünen.

Seit dem 11. September 2001 hätten auch in Deutschland Respekt und Toleranz gegenüber Muslimen stark gelitten. Weiter heißt es: „Auch staatliche Maßnahmen wie Rasterfahndungen, Kopftuchverbote, Pläne für Gesinnungstests sowie gesellschaftliche Hetze gegen den Bau von neuen Moscheen in einigen Städten haben eine ganze Gruppe von Mitbürgern öffentlich abgewertet, marginalisiert und unter Generalverdacht gestellt."

Zentralrat fordert, dass sich Bundeskanzlerin Merkel direkt an die über 4 Mio Muslime in Deutschland wendet

Der Zentralrat der Muslime hat Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, nach der tödlichen Messerattacke auf eine Ägypterin in Dresden auf die Muslime zuzugehen. „Wir begrüßen es, dass die Bundeskanzlerin und der Außenminister sich zehn Tage nach dem Mord an Marwa al-Sherbini erstmals dazu äußern“, sagte der Generalsekretär des Zentralrats Aiman Mazyek . Die Kanzlerin möge sich aber „auch bitte direkt an die mehr als vier Millionen Muslime hierzulande wenden und den brutalen rassistischen Mord aus islamfeindlichen Motiven verurteilen“.

Dies wäre „ein wichtiges und gutes Signal“, sagte der Generalsekretär des in Köln ansässigen Zentralrats dem „Tagesspiegel“. „Denn Islamphobie, versteckt oder offen, existiert in unserem Land leider bereits seit längerem. Die Tat des Kopftuchmörders offenbart nur eine neue Dimension.“
Es gelte jetzt, „die uneingeschränkte Freiheit der Glaubens zu verteidigen, wozu auch das Tragen eine Kopftuches gehört“. Mazyek sagte, er wünsche sich einen „Schulterschluss“ für den „gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, die nichts anderes als Menschenverachtung sind“.

Replik auf die vergangene Woche

Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden hatte zusammen mit dem Generalsekretär des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek den Ehemann von Marwa im Kankenhaus besucht. Er war eine der ersten öffentlichen nichtmuslimischen Stimmen zur Gräueltat und schrieb für Qantara eine Replik auf die vergangene Woche und die Reaktionen von Medien und Politik. Unter anderem kritisiert er, dass es einigen Stellen erwähnenswerter war, dass die Generalsekretäre aus zwei verschiedenen Konfessionen zusammen auftreten, als der Fall Marwa selbst. Er fragt weiter, warum die Reaktionen „der Medienlandschaft wie der Politik auf den Mord so spät“ kamen. Es würde, „nicht zuletzt unter dem Druck der internationalen Öffentlichkeit, nachgebessert.“ Allerdings überzeuge erzwungene Betroffenheit nicht, so Kramer. Zum ganzen Artikel auf qantara.de


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