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Dienstag, 09.06.2009
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Der Auslöser seiner Idee lag in seiner KindheitDafür hat er den Integrationspreis „respekt 2009“ erhalten - Muslime hinter den Kulissen: Arslan YalcinEr ist Preisträger des Integrationspreises „respekt 2009.“ Die Bundesregierung vergibt diesen Integrationspreis für herausragende Integrationsprojekte. Es gibt in jedem der 16 Bundesländer einen „respekt 2009“. Arslan Yalcin ist der Sieger des größten Bundeslandes Deutschlands: Nordrhein- Westfalen.Aus den Händen von Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migranten, Flüchtlinge und Integration Maria Böhmer erhielt Arslan Yalcin den Preis in Berlin vor einigen Tagen. Zur Person: Arslan Yalcin ist 33 Jahre alt, verheiratet und Vater einer Tochter. Er kam in Witten/Ruhr zur Welt und verließ Deutschland im Alter von 4 Jahren in Richtung Türkei. Mit 11 Jahren kam er nach Deutschland zurück und „ich sprach kaum ein Wort Deutsch, als ich in dem Land meiner Geburt wieder eintraf“ teilt er im islam.de- Gespräch mit. Er schafft das Abitur und studierte daraufhin für das Lehramt. In Hamm ist er jetzt als verbeamteter Lehrer an einer Gesamtschule tätig. Arslan Yalcin hat ein Konzept erarbeitet, wo „größere Schüler“ die „kleineren Schüler“ individuell betreuen. In der 6. Klasse gibt es an „seiner“ Schule, der „Friedensschule Hamm“ auf freiwilliger Basis ein „Big brother“ bzw. „Big sister“ – Modell. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe betreuen Schüler der Klasse 6. „Ich habe die Betreuung in der 6. Klasse angesetzt, weil hier die Weichen gestellt werden“, erklärt der Pädagoge. In der Klasse 6 kommt es zur „Empfehlung.“ Der Klassenleiter legt im System der Gesamtschule fest, ob sich der betreffende Schüler für eine höhere Stufe an der Gesamtschule qualifiziert hat. Man spricht dabei von „E- Kurs.“ Dies steht für „Erweiterungskurs.“ Nur wer am Ende des Schuljahres in Klasse 6 ein „E in den Fächern Englisch und Mathematik vorweisen kann, schafft den Sprung zur E- Klasse.“ Dieser Sprung führt am Ende des Weges zum Abitur an einer Gesamtschule. Ist ein „G“ (für Grundkurs) im Zeugnis bei Englisch und Mathematik vorhanden, ist der Einstieg zur E- Stufe sehr schwer möglich, wenn nicht sogar unmöglich. Arslan Yalcin betont, man bringe keine schwachen Schüler mit der Note 5 auf die Note 4 durch seine von ihm entwickelte Betreuungsform. „Wir puschen Schüler, die Potentiale haben.“ Dieses „Puschen“ sieht konkret so aus: Oberstufenschüler betreuen gerade in den wichtigen Fächern Englisch und Mathematik die Schüler aus Klasse 6. Jeder Oberstufenschüler hat nur 1- 2 Schüler aus der Klasse 6. „Es kommt hier auch zu einer emotionalen Bindung. „Man will nicht nur Geld verdienen, man will auch der Gemeinschaft dienen“ Die Oberstufenschüler erhalten für ihr ehrenamtliches Engagement statt eines Gehaltes ein Zertifikat. Dieses bescheinigt ihnen, sich „für die Gesellschaft eingebracht zu haben.“ Das Stück Papier ist sehr hilfreich bei einer späteren Ausbildungsplatzsuche. Weist es doch den Bewerber als jemanden aus, der Verantwortung und Teamgeist zu schätzen weiß. Im Moment sind an der Schule 13 Oberstufenschüler damit befasst, sich intensiv um 25 Schüler der Klasse 6 zu kümmern. Stolz kann der „Vater der Idee“ mit folgenden Zahlen aus dem Jahre 2008 aufwarten: 41 Schüler aus der Klasse 6 hatten 20 Oberstufenschüler als Betreuer. Von den 41 schafften 29 den wichtigen Sprung zur Empfehlung und das „E“ von ihren Klassenlehrern im Fach Englisch. 25 Schüler waren sogar doppelt erfolgreich. Sie konnten sowohl für das Fach Englisch als auch Mathematik das „E“ für sich geltend machen. In der Arbeitsgemeinschaft haben ca. 60 % aller betreffenden Schüler einen Migrationshintergrund. „Man will nicht nur Geld verdienen, man will auch der Gemeinschaft dienen“, lautet das Credo von Arslan Yalcin. Der Auslöser seiner Idee war seine Kindheit selber. Er kam doch ohne große deutsche Sprachkenntnisse von der Türkei als 11 Jähriger in eine deutsche Schule und „verstand vieles einfach nicht.“ Ob er denn einen Traum habe? „Ich würde mich sehr freuen, wenn so ein Projekt Nachahmung an vielen Schulen in Deutschland fände“, so der Pädagoge und Preisträger Arslan Yalcin, der sich in seiner Freizeit seit Jahren intensiv mit dem Leben und Wirken des muslimischen Gelehrten und Schriftstellers Mohammad Asad beschäftigt - ohne Geld versteht sich. (V.T.N.) |