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Samstag, 13.11.2004
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Aufstand der Anständigen: „Muslime gegen Terror und Gewalt“ überall und nur gemeinsam – auch in HollandGroßdemonstration am 21.11.04 - Wir können nicht mehr länger warten – Von Aiman A. MazyekSeit geraumer Zeit rufen Politiker und Kirchenobere nach erfolgten internationalen Terroranschlägen nahezu reflexartig die Muslime in Deutschland dazu auf, sich von Terrorismus zu distanzieren. Ebenso schnell reagieren deren Dachverbände mit Abscheuerklärungen gegenüber Terror und eindeutige Verurteilung in ihren Presseerklärungen. Letzteres reicht in der Tat bisweilen nicht mehr aus. Warum?Demonstrationen von Verbänden z.B. gehören da eher der Seltenheit an. Zuletzt folgten in München einem Aufruf „Muslime gegen Terror und Gewalt“ des Münchener Muslimrates viele Muslime wie auch Nichtmuslime. Auf der Kundgebung, die von der türkischen Künstlerin Hülya Kandemir organisiert wurde, haben u.a. der Oberbürgermeister Christian Ude und Ahmad von Denffer gesprochen. Der muslimische Verband DITIB hat nun zu einer Demonstration am 21. November in Köln aufgerufen. Unter dem Motto "Gemeinsam für Frieden und gegen Terror" soll dem Extremismus eine Absage erteilt werden. "Damit bekennen wir uns zum Rechtsstaat und zu unserer Pflicht, ihn zu schützen", sagte DITIB-Generalsekretär Ali Gülcek vor ein paar Tagen der Presse. Selbstkritisch ergänzt er "Wir hätten uns früher solidarisieren müssen" Recht hat er, solche und ähnliche Veranstaltungen sind richtig und wir brauchen von dieser Art mehr! Deswegen ist es wichtig, dass die Muslime dem Aufruf der DITIB Folge leisten und 21.11.04 um 14.00 Uhr auf dem Rudolfplatz in Köln erscheinen. Gülcek ist ein Optimist und rechnet mit 30 000 Teilnehmern. Dies ist in der Tat ein ehrgeiziges Ziel und kann letztlich nur gemeinsam mit den anderen Verbänden realisiert werden. So äußert sich der Zentralrat der Muslime in Deutschland zustimmend zur Demonstration. "Wir können uns vorstellen, diese gemeinsam mit der DITIB zu organisieren", sagte der Zentralratsvorsitzende Nadeem Elyas. Vom Islamrat kommen auch zustimmende Töne. Das Beispiel in Holland hat gezeigt, dass das gesellschaftliche Klima vergiftet ist. Der 11. September schlägt jetzt richtig durch. Die Hemmschwelle, gegen Muslime und ihre islamischen Einrichtungen vorzugehen ist rapide gesunken, nicht zuletzt weil unserer Politiker die Situation sträflich unterschätzt haben. Zum Lamentieren ist es jetzt zu spät; jetzt brennen Gotteshäuser in Europa – mehrheitlich muslimische. Die Fundamentalisten auf beiden Seiten feiern Urstände und haben großes Interesse, dass die Lage weiter eskaliert. Die Muslime müssen endlich hierzu Zeichen setzen, sie dürfen nicht den Extremisten die Strasse überlassen. Schutz vor radikalen Einzelgängern aus der Gesellschaft bietet nur der Schulterschluss aller Muslime. Gemeinschaftliches Handeln ist ein wesentlicher Bestandteil unseres muslimischen Lebens und ist der beste Schutz vor Extremismus. Unsere Solidarität gehört dieser Gesellschaft, dieser Gemeinschaft, ohne Wenn und Aber. Wir haben keine andere. Hier müssen wir uns bewähren und hier müssen wir überzeugen. Deswegen brauchen wir auch mehr öffentliche Zeichen, wie das auch in Frankreich von den Muslimen nach der Geiselnahme der Journalisten unter Beweis gestellt worden ist. Wir können auch nicht mehr warten auf die angeblich mehrheitlich aufgeklärten Muslime, die sich nicht von den Verbänden und Moscheen vertreten fühlen, dass sie für uns auf die Strassen gehen. Diese schreiben zwar in Zeitungen viel, zuweilen reden sie auch in den Talkshows ununterbrochen von der Bringschuld der Muslime – wobei diese Forderung nicht falsch ist - sie haben aber bisher keinen einzigen Demonstrationszug auf die Beine gestellt, da sie selber einem erhebliches Mobilitätsdefizit unterworfen sind. So müssen wir – ob wir nun wollen oder nicht – auf die muslimischen Moscheen und Verbände zurückgreifen. Sie haben es allein in der Hand, ein Zeichen zu setzen. Dabei ist es einerlei wer aufruft: Ob DITIB, ob Islamrat oder Zentralrat. Die Geste, die Anwesenheit ist wichtig. Die Anständigen stehen nun auf, sie werden sich hoffentlich auch nicht mehr so schnell wieder hinsetzen. Denn weitere Veranstaltungen dieser Art müssen auf dem Fuß folgen. Europa hat ein Gewaltproblem, das ist spätesten nach dem Mord an van Gogh und den bisher über 20 Anschlägen auf Moscheen, Kirchen und islamischen Schulen klar. Diese Welle kann nach Einschätzung vieler Experten jederzeit in andere Länder überschwappen – die Extremisten sind darauf bestens vorbereitet - wir nicht. Auch im Namen der säkularen Ideologien werden Verbrechen begangen. Zeigen wir, dass Religionen mäßigend wirken und für den Frieden und für die Würde aller Menschen stehen. Stellen wir uns gegen die Gewalt; egal ob sie von religiösen Fanatikern kommt, von rechtradikalen Nazis oder anderen faschistischen Kräften in unserer Gesellschaft. Aiman Mazyek |