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Montag, 29.09.2008
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Je gläubiger, desto toleranter – Repräsentative Umfrage bei MuslimenSo denken Muslime in Deutschland – Viele Vorurteile und Klischees beiseite geschoben – 90 Prozent im Glauben verhaftet, 41 Prozent hochreligiösDer Großteil der Muslime in Deutschland ist laut einer Studie sehr religiös und dabei viel toleranter als landläufig die Vorurteile in den Köpfen vieler Bürger in diesem Land fälschlich hergeben. Für Offenheit gegenüber allen Religionen hätten sich 86 Prozent der Muslime ausgesprochen, ergab die Sonderstudie "Religionsmonitor 2008 - Muslimische Religiosität in Deutschland", die die Bertelsmann-Stiftung letzten Freitag in Berlin vorstellte. Wie die 2007 vom Bundesinnenministerium vorgelegte Studie zu Radikalisierungspotenzialen deutsche Muslime kommt auch diese zu dem Schluss, dass rund 85 Prozent der hier lebenden Muslime mit den religiösen Toleranzgeboten unserer Verfassung übereinstimmt, also nicht weniger als im Rest der Gesellschaft.Insgesamt sind der Studie zufolge 90 Prozent der Muslime hierzulande religiös, 41 Prozent von ihnen sogar hochreligiös. Zum Vergleich: In der gesamtdeutschen Bevölkerung bezeichneten sich nur 70 Prozent als religiös und 18 Prozent als hochreligiös, damit ist die Gläubigkeit der Muslime im Vergleich zu dem deutschen Katholiken und Protestanten z.T. doppelt so hoch. "Diese neuen Ergebnisse des Religionsmonitors brechen viele Klischees auf", sagte die ehemalige Bundestagspräsidentin und frühere Vorsitzende des Sachverständigenrats für Zuwanderung und Integration, Rita Süssmuth (CDU). So sei bislang die Religiosität von Muslimen als politisch wahrgenommen worden; tatsächlich ist aber die Politisierung der Muslime kein probates Mittel Erkenntnisse für die Integrationspolitik zu gewinnen. Für die Studie waren im Sommer dieses Jahres gut 2000 in Deutschland lebende Muslime befragt worden. Um eine möglichst repräsentative Umfrage zu gewährleisten, wurden die Fragen nicht nur auf Deutsch formuliert. Die Teilnehmer konnten auch in ihren Muttersprachen wie Arabisch, Türkisch und Farsi antworten. 90 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime versteht sich als religiös, davon 41 Prozent sogar hochreligiös. Nur fünf Prozent bezeichneten sich als „nicht religiös“. Der höchste Anteil an „hochreligiösen“ findet sich mit 44 Prozent unter den türkischstämmigen Muslimen. 34 Prozent der Muslime nehmen mindestens einmal im Monat an einem Gemeinschaftsgebet beziehungsweise am Freitagsgebet teil. Das persönliche Gebet praktizieren 60 Prozent der Muslime täglich – bei Frauen noch höher mit etwa 79 Prozent -, dem vorgeschriebenen fünfmaligen täglichen Beten kommen 28 Prozent nach. Für Zwei Dritteln sind das Fasten im Ramadan, die Pilgerfahrt und die Abgabe der Zakkat für Bedürftige wichtig. 86 Prozent sagen, dass sie nie Schweinefleisch essen, 58 Prozent meiden Alkohol. Dr. Martin Rieger, Leiter des Programms Geistige Orientierung folgert aus der Sonderstudie: „Der Religionsmonitor zeigt die hohe Intensität der religiösen Einstellungen und Praktiken bei den in Deutschland lebenden Muslimen. Generell lässt sich feststellen, dass bei dem weitaus größten Teil eine hohe Ausprägung der persönlichen Religiosität einhergeht mit einer großen Toleranz gegenüber anderen Religionen. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass die Religiosität als zivilgesellschaftliche Ressource auch für den Integrationsprozess noch intensiver wahrgenommen werden kann. Das betrifft gewiss auch die Frage eines angemessenen Religionsunterrichts, Ausbildung von Imamen und schließlich die rechtliche Gleichstellung der Muslime mit anderen Religionen und die Integration des Islam in den deutschen Staat im weitesten Sinne. Aus den Befunden folgt für Martin Rieger, dass man den Glauben der hier lebenden Muslime als Pfeiler ihrer Identität akzeptieren müsse. Lesen Sie dazu auch: |