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Samstag, 26.04.2008

Ein Jahr «Islamisches Wort» - bewährte Plattform und wichtiger Dienst

Stuttgart (dpa/lsw) - Das «Islamische Wort» im Internet des SWR hat sich ein Jahr nach seiner ersten Ausstrahlung als «Plattform liberaler Muslime» aus Sicht des Senders etabliert und bewährt. «Wir sehen diese Sendung als bescheidenen Beitrag in Richtung inner- islamischer Diskurs», sagte der zuständige Redakteur Reinhard
Baumgarten beim Südwestrundfunk (SWR). Das «Islamische Wort» habe als Aufklärung für Muslime und Erklärung für Nicht-Muslime von Anfang an das richtige Konzept gehabt. Als erster öffentlich-rechtlicher Sender war der SWR am 20. April vergangenen Jahres mit Glaubensbeiträgen von
Muslimen jeweils am ersten Freitag des Monats ins Netz gegangen.

«Für uns war es wichtig, Muslimen selbst das Wort zu geben. Sie bestimmen die Inhalte, sie setzen die Akzente», sagte Baumgarten. Insofern setze sich die SWR-Idee auch von der später ins Leben gerufenen ZDF-Online-Sendung «Forum am Freitag» ab, die Beiträge über, jedoch nicht von Muslimen verbreite.

«Es sollte eigentlich normal sein, dass Muslime in den öffentlich-rechtlichen Medien Deutschlands ihre Positionen mitteilen können», sagte der Generalsekretär des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman A.
Mazyek. Er hatte das erste «Islamische Wort» verfasst und wechselt sich seitdem mit drei weiteren muslimischen Autoren ab. Das SWR- Internet-Forum werde innerhalb seiner Religionsgemeinschaft regelmäßig diskutiert. «Damit ist auch der Dialog zwischen uns und Nicht-Muslimen lebendiger geworden», sagte Mazyek.

Als Verfasser der ins Internet gestellten Beiträge habe der SWR mit Bedacht liberale Muslime gewählt, die «bereits im Diskurs mit Staat und Gesellschaft» gewesen seien, sagte Baumgarten. Von Monat zu Monat versuche man, an gesellschaftlichen Stimmungen und Diskussionen dranzubleiben und sich mit dem Islam und seiner Wahrnehmung
auseinanderzusetzen. Die Autoren des «Islamischen Wortes» sind neben Mazyek die Pädagogin Emina Corbo-Mesic, der Dialogbeauftragte des türkisch-islamischen Verbandes DITIB, Bekir Alboga, sowie die Publizistin Hilal Sezgin.

«Wir müssen die rund dreieinhalb Millionen bei uns lebenden
Muslime ernstnehmen und uns mit ihnen auseinandersetzen», sagte Baumgarten. «Man muss kein Psychologe sein, um zu wissen, dass dies dringend notwendig ist», sagte er. «Wenn Reformimpulse von liberalen Muslimen ausgehen, dann von denen, die im Westen leben», betonte Baumgarten.

Nach einem anfänglich negativen Echo sei die Kritik an dem
ungewöhnlichen Projekt verebbt. «Wir waren Pionier, haben mit dem 'Islamischen Wort' Neuland betreten - da war natürlich ein gewisses Risiko dabei», sagte er. Gerade die Kritik zu Beginn habe der Sendung jedoch geholfen - «das Ganze wurde zu einem medialen Selbstläufer», so Baumgarten. Der baden-württembergische CDU-Chef Stefan Mappus etwa
hatte islamische Religionssendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zunächst strikt abgelehnt. «Inzwischen sehen die Politiker den Sinn», sagte auch Mazyek.

«Inzwischen hat eigentlich jeder begriffen, dass es hier nicht um Missionierung und Verkündigung geht», sagte Baumgarten. Auch die Kirchen stünden dem «Islamischen Wort» überwiegend positiv gegenüber. Etwa 60 Prozent aller Nutzer dieses SWR-Angebots seien Muslime. Wie groß die Zahl der Abrufe für die gesprochenen und abrufbaren Beiträge
ist, sagte der SWR nicht. «Wir haben uns auf stabilem Niveau eingependelt», sagte Baumgarten. Es gebe auch Überlegungen zu einer Erweiterung des Angebots, allerdings fehlten bislang konkrete Signale. «Offiziell befinden wir uns weiterhin in einer Test- und Erprobungsphase.»





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