Newsnational Mittwoch, 20.08.2025 |  Drucken

Deutscher Nationalpreis 2025 an BioNTech-Gründer

Begegnung mit Özlem Türeci und Uğur Şahin –"Geben das, was sie empfangen haben, tausendfach zurück" - Von Aiman Mazyek

Berlin. Am 10. Juni 2025 wurde in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin der Deutsche Nationalpreis 2025 verliehen. Ausgezeichnet wurden die BioNTech-Mitgründer Prof. Dr. Özlem Türeci und Prof. Dr. Uğur Şahin. Bundeskanzler Friedrich Merz überreichte den Preis und würdigte in seiner Laudatio den „Mut, Fleiß und die Leidenschaft“ der beiden Forscher, die mit der Entwicklung der mRNA-Technologie Millionen Menschenleben gerettet und zugleich eine „medizinische Revolution“ eingeleitet hätten. Merz betonte die Bedeutung von Freiheit in Wissenschaft und Wirtschaft als Grundlage für Innovation und sprach sich für Bürokratieabbau, sichere Finanzierung, chancengerechte Förderung unabhängig von Herkunft aus. Dabei warb er auch für die qualifizierte Zuwanderung. Meine Begegnung im Anschluss des Festaktes mit Özlem Türeci und Uğur Şahin war für mich ein bewegender Moment. Ihre Bescheidenheit und Art der Rede auf Augenhöhe– trotz gerade wegen der globalen Bedeutung Ihres Unternehmens – war für mich lehrreich und beeindruckend. In ihrer Rede zitierte Prof. Türeci den Philosophen Henri Frédéric Amiel mit den Worten:
„Unsere Pflicht sei es, nützlich zu sein, nicht gemäß unseren Wünschen, sondern gemäß unseren Fähigkeiten.“ Dieses Zitat erinnerte mich spontan an einen Hadith des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm): „Der beste unter euch ist der, der den anderen Menschen von Nutzen ist.“ Beim anschließenden Festakt teilte ich diesen Gedanken mit ihnen – und erkannte, wie sehr er auch bei den Preisträgern Anklang fand. Dieser Moment zeigte mir, wie geistige Traditionen sich ergänzen und verbinden lassen – die wahre Größe des Menschen liegt darin, Gott und den Menschen im Guten zu dienen.

In ihren Reden, die Mut machten und einmal mehr zeigten, was Menschen, die zu uns nach Deutschland gekommen sind, imstande zu sind zu schaffen, machten Türeci und Şahin deutlich, dass Wissenschaft und Unternehmertum untrennbar mit Verantwortung verbunden sind. Sie sprachen über den Mut, Grenzen zu überschreiten, über die Notwendigkeit von Vertrauen über Ländergrenzen hinweg und über die Zukunft der mRNA-Technologie, die gemeinsam mit künstlicher Intelligenz neue Heilungschancen im Bereich der Krebsbekämpfung eröffnen soll. „Ohne Idealismus gibt es keine Lösungen“, betonte Şahin. Ein weltoffenes Land gewinnt Die Verleihung war nicht nur eine Feier wissenschaftlicher Exzellenz, sondern auch ein starkes Zeichen gelungener Integration und ein Sinnbild eines weltoffenen Deutschlands. Türeci und Şahin, beide Kinder von Einwanderern, stehen heute im Zentrum deutscher Wissenschaft und Gesellschaft. Ihr Werdegang zeigt, was geschehen kann, wenn Deutschland weltoffen bleibt: Migrantinnen und Migranten finden hier Heimat, werden zu Deutschen – und geben das, was sie empfangen haben, tausendfach zurück. In diesem Fall mit Forschung, die Leben rettet und die Zukunftsfähigkeit des Landes stärkt. Dieser Preis ist daher nicht nur ein Sieg der Wissenschaft, sondern auch ein Plädoyer für ein Deutschland, das seinen Reichtum nicht in Abgrenzung, sondern in der Vielfalt und dem Einsatz füreinander findet.

Thomas Mirow, Vorsitzender der Deutschen Nationalstiftung und der Preisjury, unterstrich, dass Türeci und Şahin mit ihrer Arbeit ein leuchtendes Beispiel für die Umwandlung wissenschaftlicher Stärke in unternehmerischen Erfolg sind – besonders in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Zu den Laudatoren zählten u.a. Nicola Leibinger-Kammüller (Vorstandsvorsitzende Trumpf), die betonte, dass neben strukturellen Rahmenbedingungen auch gesellschaftliche Haltung entscheidend sei, und Joana Breidenbach, die den Förderpreis übergab. Der parallel zum Nationalpreis verliehene Förderpreis ging an die Bildungsinitiative „IT4Kids“, die Grundschüler:innen Programmierkompetenzen vermittelt. Übergeben wurde er von Sozialunternehmerin Joana Breidenbach. Die Mitgründer:innen Fynn Mazurkiewicz, Johanna Tolzmann und Moritz Hesper nahmen die Auszeichnung entgegen und betonten die Vision, digitale Bildung für alle zugänglich zu machen.  Das Preisgeld ist insgesamt mit 50.000 Euro dotiert. Die Stiftung zeichnet seit 1997 Menschen und Organisationen aus, die sich für demokratische Werte engagieren. 2019 erhielt das vom ZMD mitgegründete JUMU-Projekt den Förderpreis der Deutschen Nationalstiftung. (Aiman A. Mazyek)



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