Ärzte ohne Grenzen: Mindestens 6.700 Rohingya getötet
im Zeitraum vom 25. August bis zum 24. September wurden an der Grenze zu Bangladesch zwischen 9.425 und 13.759 Rohingya getötet oder starben an Folgen der Flucht vom Genozid in Myanmar
Berlin (KNA) Laut Ärzte ohne Grenzen sind im Zeitraum von 25. August bis zum 24. September mindestens 6.700 Rohingya im Bundesstaat Rakhine in Myanmar gewaltsam getötet worden. Das geht aus sechs systematischen Befragungen hervor, teilte die Organisation am Donnerstag in Berlin mit. Dazu seien in verschiedenen Teilen der Flüchtlingslager in Cox's Bazar an der Grenze von Bangladesch und Myanmar 2.434 Haushalte befragt worden.
Die Studie zeigt den Angaben nach, dass insgesamt zwischen 9.425 und 13.759 Rohingya in dem Zeitraum gestorben sind. 71,7 Prozent der Todesfälle seien durch Gewalt verursacht worden. Darunter seien 730 Kinder unter fünf Jahre gewesen. Die häufigste Todesursache seien Schussverletzungen gewesen. 9 Prozent der Toten seien lebendig in ihren Häusern verbrannt worden, 5 Prozent seien zu Tode geprügelt worden.Der medizinische Leiter bei Ärzte ohne Grenzen, Sidney Wong, geht davon aus, dass die Todeszahl noch zu gering geschätzt ist. Es seien nicht in allen Flüchtlingslagern Daten erhoben worden. Zudem habe die Studie Familien, die nicht aus Myanmar geflohen seien, nicht berücksichtigt.
Ein Abkommen über die Rückführung der Flüchtlinge zwischen Myanmar und Bangladesch ist laut Organisation realitätsfern. Die Rohingya dürften nicht zu einer Rückkehr gezwungen werden. Zuerst müsse ihre Sicherheit und die Einhaltung ihrer Rechte garantiert werden.Das Hilfswerk medico international sieht ähnliche Voraussetzungen als notwendig an. "Die vertriebenen Rohingya werden nur dann nach Myanmar zurückkehren, wenn man ihnen die Staatsbürgerschaft wieder zuerkennt", sagte der Südasienreferent Thomas Seibert. Myanmar hatte den Rohingya demnach vor Jahrzehnten die Staatsbürgerschaft aberkannt.
Seibert fordert von der myanmarischen Regierung, dass sie die Geflüchteten in ihre Heimatorte zurückkehren lassen. Zudem solle ihnen das zerstörte und geplünderte Eigentum zurückerstattet werden. Die vom myanmarischen Militär begangenen Verbrechen müssen demnach politisch und juristisch aufgeklärt werden. "Diplomatischer Druck auf Myanmar würde auch der Regierung von Bangladesch helfen", heißt es von der Organisation.Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Myanmar. Mehr als 600.000 von ihnen sind seit Ende August gewaltsam von der Armee von Myanmar nach Bangladesch vertrieben worden.