Die Glaubensgemeinschaften halten zusammen
Muslime und Christen trauern gemeinsam um ermordeten Priester in Nordfrankreich
Katholiken und Muslime haben am Sonntag bei einem Trauergottesdienst im französischen Rouen des ermordeten Priesters Jacques Hamel gedacht. Unter den rund 2.000 Teilnehmern in der Kathedrale von Rouen waren mehr als hundert Menschen muslimischen Glaubens. Der muslimische Kultusrat hatte die Muslime dazu aufgerufen, ihre Solidarität und ihr Mitgefühl mit den Christen zu zeigen. Man werde sich von den Terroristen nicht auseinanderdividieren lassen, sagt Benjamin Idriz, Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg und Vorsitzender des Münchner Forums für Islam (MFI), von dem die Initiative für den Besuch ausgegangen war.
"Es ist ein direkter Angriff auf unsere Religion." Der Koran rufe ausdrücklich zum Schutz von Kirchen ebenso wie von Moscheen und Synagogen auf. "Ein Angriff auf einen Priester in einer Kirche ist wie ein Angriff auf einen Imam in einer Moschee!" Die Terroristen sind Verbrecher die den Islam nicht verstanden haben, deswegen sollte man Sie bitte nicht "Islamisten" nennen, sondern Verbrecher, betonte das MFI abschließend.
Der 85-jährige Geistliche Hamel war am Dienstag beim Überfall zweier Islamisten auf seine Kirche im normannischen Saint-Etienne-du-Rouvray brutal mit einem Messer ermordet worden. Die Angreifer wurden kurz darauf von der Polizei erschossen. Die Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) beanspruchte die Tat für sich.
Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, dankte den Muslimen für ihre Teilnahme an dem Gottesdienst. Die Ermordung eines einfachen Priesters sei grauenhaft und gegen jede Gerechtigkeit. Aber, so Lebrun wörtlich: «Wie wir aus ihrem Mund gehört haben - und wir halten das für ehrlich -, ist das nicht der Islam.» Am Schluss umarmte der Erzbischof die Repräsentanten der Muslime sowie die drei Ordensschwestern, die zum Zeitpunkt des Überfalls mit Hamel die Messe feierten. Der ermordete Priester soll am Dienstag in Rouen bestattet werden.
Derweil berichteten französische Medien am Wochenende, örtliche Imame wollten den beiden Attentätern ein islamisches Begräbnis verweigern.
Auch in Italien kamen Vertreter islamischer Gemeinden und Verbände zu Solidaritätsbezeigungen in zahlreiche katholische Kirchen. Der Vorsitzende der «Gemeinde der Arabischen Welt in Italien», Fuad Audi, sprach laut der Zeitung «Repubblica» (Onlineausgabe) von mehr als 15.000 Muslimen, die landesweit an christlichen Sonntagsgottesdiensten teilgenommen hätten.
Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz Kardinal Angelo Bagnasco äußerte sich in einer Stellungnahme «sehr froh und sehr dankbar» über die Geste. Eine solche Verurteilung der Gewalt «ohne Wenn und Aber» sei von Muslimen in Italien bislang nicht immer so einhellig zu vernehmen gewesen, erklärte der Genueser Erzbischof vom Weltjugendtag in Krakau aus.
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