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Freitag, 20.12.2013 | Drucken |
"Wir in Deutschland können Leben retten"
In einer gestern verschickten Weihnachts - und Neujahrsgrußbotschaft des ZMD wandte sich der Vorsitzender Aiman Mazyek mit folgenden Worten an Politik, Kirche und Öffentlichkeit
„Die Weihnachtgeschichte ist auch eine Geschichte von Not, Entbehrung und Abweisung, aber auch von Hoffnung. Die unterdrückten Menschen in Syrien, Muslime und Christen gleichermaßen, leben und praktizieren eine beeindruckende Anteilnahme und Nothilfe für ihre Mitmenschen in ihrer gemeinsamen syrischen Heimat, gerade in diesen Tagen vor Weihnachten.
Angesichts des entsetzlichen Krieges, den ein brutales, diktatorisches Regime gegen die Bevölkerung von Syrien führt, und angesichts Tausender von Todesopfern, Millionen von Flüchtlingen und der systematischen Zerstörung dieser gemeinsamen Heimat ist diese Solidarität wie ein wohltuender Balsam, der sich auf die vielen geschundenen Seelen des Landes legt. Für die Kinder Syriens, die von einem Tag auf den anderen Tag ihren Lebensmittelpunkt verloren haben, ist diese menschliche Zuwendung besonders wichtig und wertvoll.
Weil die internationale Politik in Syrien scheitert, sich ihrer Verantwortung für die Freiheit der Menschen in Syrien nicht im gebotenen Umfang stellt und ihnen nicht zum Recht auf ein Leben in Würde verhilft, sind die Religionen in einem besonderen Maße gefordert, ein Zeichen der Menschlichkeit und des Friedens zu setzen. Die Initiative der beiden großen deutschen Kirchen zusammen mit den Bundesländern einen Solidarfonds für syrische Kriegsflüchtlinge in Deutschland zu bilden, ist vom Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) ausdrücklich begrüßt worden.
Deutschland kann den Menschen in Syrien seine kraftvolle Hand der gelebten Solidarität reichen. Deutschland kann mehr als 10.000 Flüchtlinge aufnehmen und sich intensiver den Menschen Syriens zuwenden. Deutschland hat im Bosnienkrieg bewiesen wie leistungsfähig es sein kann, wenn es um die Aufnahme von Menschen geht.
In der Region der Levante liegt die Wiege der Menschheit. Die drei abrahamitischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam - haben hier einzigartige, nachhaltige und elementare Spuren hinterlassen, die das Leben der Menschen bereichert haben. Syrien zu vergessen bedeuten auch die Anbindung an die eigenen Wurzeln zu verlieren.
Eine große Geste des Mitgefühls war der kürzliche Besuch des Bundespräsidenten Joachim Gauck im niedersächsischen Grenzdurchgangslager Friedland. Dort hat er sich direkt und im persönlichen Gespräch mit den syrischen Flüchtlingen über ihre Situation und leidvollen Erfahrungen informiert.
Viele reden über das Menschenrecht auf Freiheit, doch diesem natürlichen Rechtsanspruch muss Unterstützung gegeben werden. Der Bundespräsident leistete diesen, indem er als Staatsoberhaupt die Schutzbedürftigkeit dieser Menschen öffentlich thematisierte. Dafür sind wir ihm auch als muslimische Bürger dieses Landes zu großem Dank verpflichtet.
Im Vers 32 der 5. Sure „al-maida“ des Korans heißt es: „Wer ein menschliches Wesen am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält!“
Wir in Deutschland können Leben retten, indem wir Flüchtlinge bei uns willkommen heißen und ihnen hier die Möglichkeit geben, sich in Sicherheit vor Verfolgung, Hunger, Folter und Tod eine neue Existenz aufzubauen. Stärken wir unsere Überzeugung von Recht und Gerechtigkeit, indem wir anderen Menschen Hilfe zuteilwerden lassen.
Wir appellieren an unsere abrahamitischen Geschwister, dass sie die nächsten Tage dazu nutzen, die Geburt unseres gemeinsamen Propheten Jesu im Kreise Ihrer Familie besinnlich und in froher Gemeinschaft feiern, und dass sie sich in ihren Herzen der Bedürftigen erinnern und diese in ihre Gebete und ihre gelebte Solidarität einbeziehen."
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Hintergrund/Debatte
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