Newsnational Donnerstag, 20.12.2012 |  Drucken

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Juden, Christen und Muslime für ein starkes Europa

"Ich will Europa" ist eine Innitiative deutscher Stiftungen mit dem Bundespräsidenten als Schirmherr, die jetzt startet. Interview mit Aiman Mazyek

Es ist das erste Mal, dass die Vertreter der großen Religionsgemeinschaften für ein gemeinsames Foto zusammenkommen. Mehr über die Innitiave, deren Macher, Schirmherr und Botschafter in den unteren Links mehr, so auch die weiteren Interviews mit den weiteren Religions-Repräsentanten.


Warum ist es Ihnen gerade jetzt wichtig, mit einem gemeinsamen Statement für ein starkes Europa einzutreten?

Mazyek: Wir sind schon öfters zu verschiedensten Themen zusammengekommen, aber ein gemeinsames Fotoshooting, das ist tatsächlich eine Premiere. Für unsere Zusammenkunft finde ich das Stichwort „starkes Europa“ entscheidend. Ein starkes Europa bedeutet für mich, stark in meiner Identität zu sein, sodass man nicht die Fänge von Fundamentalisten und Extremisten gerät, die einen vom richtigen Weg abbringen. Ich habe ein Interesse an einer starken Europäischen Identität, weil sie letztendlich einer der Garanten dafür ist, dass Europa mit all seiner Vielfalt den Weg der Mitte geht, wo die radikalen Ränder eben nicht das Sagen haben und die Regie übernehmen.

Wie leben die Glaubensgemeinschaften das europäische Motto "In Vielfalt geeint"?

Mazyek:Der Islam ist entgegen mancher Vorurteile nicht erst eine Erscheinung in Europa der neueren Zeit, sondern er hat tiefe Spuren über Jahrhunderte hinterlassen. Man braucht nur Spanien zu betrachten oder Malta, Sizilien, den Balkan, der über 500 Jahre muslimisch ist und andere europäische Regionen. Das heißt, der Islam stand immer im Kontext mit Europa. Das wissen die vielen Millionen Bürgerinnen und Bürger muslimischen Glaubens. Deshalb fühlen sie sich in Europa auch nicht als Gäste - nach dem Motto „Wir haben den Orient und Europa gehört den Europäern“ -, sondern sie sind Teil dieser europäischen Identität. Und diese Einheit in der Vielfalt oder die Vielfalt in der Einheit ist gelebte Praxis.

Wenn ich fest in meinem Glauben bin und meinen Glauben richtig praktiziere, dann motiviert er mich, ein anständiger Bürger sein. Und was wollen wir denn mehr, als in unserem Land und in Europa anständige Bürger hervorbringen?!

Welchen Beitrag können die Glaubensgemeinschaften für das Zusammenwachsen Europas leisten?

Mazyek:Religion insgesamt, wie auch der Islam, steht für den Einsatz fürs Gemeinwohl, für Wohlfahrt und für Mildtätigkeit. Wenn ich fest in meinem Glauben bin und meinen Glauben richtig praktiziere, dann motiviert er mich, ein anständiger Bürger sein. Und was wollen wir denn mehr, als in unserem Land und in Europa anständige Bürger hervorzubringen?! Mit „anständigem Bürger“ meine ich einen Bürger, der sich für seine Gemeinschaft und für all seine Mitmenschen einsetzt. Es gibt einen schönen Spruch unseres Propheten Mohammed „Der Beste unter euch, ist der, der gegenüber den Menschen am nützlichsten ist.“ Das heißt, ich diene Gott, indem ich den Menschen diene, indem ich den Menschen, also allen Menschen und nicht den Muslimen alleine, nützlich bin. Dieser Einsatz für die Gemeinschaft und für die Gesellschaft, ohne dabei die Individualität jedes Einzelnen zu missachten, ist etwas, was dem Islam gemein ist. Das ist der Beitrag der Muslime in Europa.

Warum wollen Sie Europa?

Mazyek:Ich habe den Eindruck, dass es in unserer globalisierten Welt, in der Vieles sehr komplex ist, wichtig ist, dass man so etwas hat wie einen festen Standpunkt, eine Heimat und einen festen Bezug. Es ist notwendig, dass man Wurzeln hat und zeigt. Und in diesem Fall sind es europäische Wurzeln.



Lesen Sie dazu auch:
Alles Wissenswertes über Initiative "Ich will Europa"
Weitere Interviews (untere Bereich der Seite) mit Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Dr. Dieter Graumann, Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider

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