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Mittwoch, 13.06.2012 | Drucken |
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Studie bricht mit gängigen Klischees: Integrationsunwilligkeit der Muslime ein Phantom
Beibehaltung der eigenen kulturellen Identität stellt einen großen Schutz vor Radikalisierung dar - Grüne begrüssen richtige Lesart der BMI-Studie, so wie dies seinerzeit der ZMD tat
Die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN begrüßt die differenzierten Ausführungen von Prof. Frindte, Projektleiter der umstrittenen Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“, in der Anhörung der Enquete-Kommission „Migration und Integration“.
„Nach den katastrophalen Schlagzeilen rund um die Studie, ist es uns heute gelungen einen differenzierten Blick auf die Ergebnisse zu erlangen“, erläutert die integrationspolitische Sprecherin der Fraktion, Mürvet Öztürk und ergänzt „die große Mehrheit der Muslime in Deutschland befürwortet Integration.“ Die im März 2012 erschienene Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums des Innern von Wissenschaftlern der Universitäten Jena durchgeführt. Nachdem die BILD-Zeitung in ihrer Online-Ausgabe wenige Tage vor der Veröffentlichung titelte „Junge Muslime verweigern Integration“, wurde deutschlandweit über die vermeintliche Integrationswilligkeit diskutiert. „Die Studie zeichnet keineswegs ein Bild integrationsunwilliger Muslime, sondern ein sehr differenziertes über die Integration der Musliminnen und Muslimen und die Bedeutung von Identität. Die große Mehrheit der Muslime – von denen viele längst deutsche Staatsbürger sind – befürwortet Integration ausdrücklich.
Die Horrorszenarien, die verbreitet wurden, waren reine Stimmungsmache!“ Die Studie untersucht auch Ursachen die zur Radikalisierung von Muslimen führen können. „Hier wurde ganz deutlich, wie wichtig es ist, seine kulturelle Identität bewahren zu können. Die Studie zeigt, dass es keinen Zusammenhang zwischen einer „in kulturelle[r] Identität eingebetteter Religiosität“ und Radikalisierung gibt. Vielmehr gibt es deutliche Hinweise darauf, dass kulturelle Entwurzelung eine Ursache von Radikalisierung sein kann“, so Öztürk. Die überwiegende Mehrheit der Muslime distanziere sich nach Ergebnissen der Studie klar von religiös motivierter Gewalt.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) fordert, aus der neuen Integrationsstudie des Bundesinnenministeriums die "richtigen Schlüsse" zu ziehen. "Wenn man sie richtig liest, beweist die Studie nur das, was wir immer gesagt haben", sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek am Donnerstag in Köln der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA)."Diskriminierung und Ausgrenzungserfahrungen gepaart mit einem falschen Religionsverständnis erzeugen Widerstand gegen die Integration." 01.03.2012
Die Horrorszenarien, die verbreitet wurden, waren reine Stimmungsmache!
Viele Forderungen GRÜNER Integrationspolitik würden durch die Studie bestätigt. „Wir müssen deutlich zwischen Muslimen und Fundamentalisten differenzieren. Den Muslim gibt es nicht. Gleichzeitig müssen wir – Politik, Gesellschaft und die Medien – uns darüber klar werden, welche Art von Integration wir meinen und wollen.
Die Beibehaltung der eigenen kulturellen Identität stellt einen großen Schutz vor Radikalisierung dar. Wir müssen den hier lebenden Musliminnen und Muslimen ermöglichen ein Teil dieser Gesellschaft zu sein, ohne dass sie ihre eigene Identität aufgeben müssen“, erläutert Öztürk. Die GRÜNEN verweisen auf ihre langjährige Forderung nach einem flächendeckenden, islamischen Religionsunterricht. Pilotprojekte reichten hier bei Weitem nicht aus.
Die Studie belege auch, dass der Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft positiv auf den Integrationsprozess wirkt (vgl. S. 655 der Studie). „Wer ein Teil dieses Landes ist, kann sich damit auch viel besser identifizieren. Die Ermöglichung der doppelten Staatsbürgerschaft gehört wieder auf die politische Tagesordnung“, fordert Öztürk. Restriktive Maßnahme, wie beispielsweise ein Kopftuch- oder Minarettverbot werden in der Studie deutlich kritisiert (S. 651 der Studie). Sie spielten vor allem Extremisten in die Hände und förderten das Gefühl der Ausgrenzung.(Quelle: http://www.gruene-hessen.de)
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