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Donnerstag, 22.12.2011 | Drucken |
"Stimme gegen das Unrecht erheben" - Weihnachts- und Neujahrsgrußbotschaft des ZMD
„Oh ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennen lernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. (Koran, Sura 49: Vers 13)
Die Verschiedenartigkeit und bunte Vielfalt der Menschen ist ein Zeichen Gottes. Der Grund der Verschiedenheit der Menschen ist, damit sie einander kennen lernen mögen, sich gegenseitig austauschen und einen Dialog auf Augenhöhe führen.Maßstab und Bewertung aller Menschen ist also nicht ihre Volks- oder Rassenzugehörigkeit, sondern ihre Rechtschaffenheit.
Zu wenige von uns haben in der Vergangenheit hierzulande hingeschaut, zu wenige verstanden und empfunden, dass die rassistischen Übergriffe auf andersgläubige Menschen, Moschee- und Synagogen-Attentate , Anschläge auf türkische Wohn- und Geschäftsstraßen nur die Spitze eines Eisberges sind. Ein Eisberg der überdies in den letzten Jahren an Größe zunahm und mit ihm das fehlende Bewusstsein, dies gehe ´mir ja nichts an´ oder dies sei ja alles nicht so schlimm. Diese Anschläge stellen im Grunde genommen Anschläge auf unsere gesamte Gesellschaft dar.
Albert Einstein hat einmal gesagt: „Die Welt ist viel zu gefährlich, um darin zu leben – nicht wegen der Menschen, die Böses tun, sondern wegen der Menschen, die daneben stehen und sie gewähren lassen“.
Und dass der Rassismus – der Naziterror ist nur eine furchtbare und extreme Form dieser Menschheits-Geißel - sich wie ein Virus in unsere Gesellschaft hinein frisst und zunimmt, das belegen seit Jahren die Statistiken. Davor warnen seit geraumer Zeit anerkannte und namhafte Persönlichkeiten und wissenschaftliche Studien in unserem Land. Niemand darf und kann heute behaupten, dass dies alles überraschend passiert ist.
Wir brauchen jetzt die Stimmen der Kirchen, der Christinnen und Christen, aber auch aller Menschen guten Willens, Bürgerinnen und Bürger mit humanistischer Gestaltungkraft, die die Stimme der Solidarität, des Für-einander-einstehens, des Mitgefühls für den Fremden, für den Nachbarn für seine Mitbürgerin deutlich erheben. Wann, wenn nicht jetzt in der Adventszeit und zu Weihnachten, dem Fest der Liebe und des Friedens? Unsere Gesellschaft braucht solche Visionen, die dann zu gestalterischen Kraft gedeihen und die schließlich unser Land zum Besseren, zum Wohle verhelfen.
Denn fehlendes Verantwortungs- und Mitgefühl, ein sich immer stärker ausbreitender Egoismus, der zunehmend die Werte wie die Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Empathie für den Schwächeren verdrängt zerstört unsere Gesellschaft von innen heraus.
Jesus, der im Islam einen Ehrenplatz hat, wie auch der Prophet Mohammad und alle anderen Propheten – Friede sei auf ihnen allen – sind gekommen, den Frieden in der Gemeinschaft wieder herzustellen. Und so sollte auch unser Wetteifern, dem Frieden mit Gott, mit unseren Mitmenschen und mit uns selber gelten.
Jesus – Friede sei auf ihm - würde uns heute raten, alle Anstrengungen zu unternehmen, damit wahre Gerechtigkeit geschieht, wo jeder Bürger eine echte und auch zweite Chance bekommt, er würde uns Barmherzigkeit vorleben, bis dass sich jeder sich wieder in der Obhut seiner Gesellschaft fühlt und er würde auch die Freiheit meinen, die im Stande ist, sich von den Fesseln materieller Abhängigkeiten zu befreien.
Wir brauchen jetzt mehr denn je ein stabiles politisches Berlin, damit unsere Gesellschaft nicht weiter auseinander driftet. Wir brauchen auch selbstbewusste Christen, die ihre Botschaft deutlicher als bisher den Menschen verstehbar machen und erklären, die sich für den Andersdenkenden und Andersaussehenden einsetzen und der Endsolidarisierung unserer Gesellschaft beherzt entgegen stellen. Wir Muslime wünschen uns das jedenfalls. Lassen sie uns in Zukunft daran gemeinsam arbeiten.
Ich wünsche ich Ihnen im Namen des Zentralrates der Muslime in Deutschland und von ganzen Herzen ein frohes Weihnachtsfest und Frieden, Gesundheit und Gottes Segen für das Jahr 2012.
Aiman A. Mazyek
(Vorsitzender)
Köln, den 19.12.2011
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