Newsnational Dienstag, 19.07.2011 |  Drucken

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Trendwende und Sarrazin-Falle

Immer mehr Türken wandern in die Türkei ab, doch viele Politiker sind Opfer ihres eigenen Populismus und verschweigen deshalb die Wahrheit

Aus Deutschland wandern mehr Menschen in die Türkei aus als umgekehrt. Dies geht aus neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2010 hervor. Demnach haben abzüglich der Einwanderer fast 6000 Migranten das Land Richtung Bosporus verlassen, die große Mehrheit von ihnen sind Ausländer, die übrigens dürften meist Deutsche mit türkischen Wurzeln sein. In den sechziger und siebziger Jahren kamen erst die sogenannten Gastarbeiter, es folgten deren Familienangehörige, Asylbewerber und Ehepartner. Nun lässt sich sicher von einer Trendwende sprechen.

Schon in den vergangenen Jahren war unter dem Strich eine Abwanderung in die Türkei verzeichnet worden, allerdings waren die Zahlen deshalb so gering, da die meisten türkischen Auswanderer den letzten Gang beim Melderegister nicht mehr vornahmen. Mit anderen Worten: die eigentlichen Auswanderungszahlen waren schon damals weitaus höher als angenommen.

Seit 2005 hatte die Bundesregierungen den Zuzug von Türken deutlich erschwert, Ehegatten etwa müssen einen Deutschtest bestehen, was zu weniger Heiraten geführt hat.
Hinzu kommt, dass das Klima in Deutschland gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund und Muslimen im Allgemeinen sich kontinuierlich verschlechtert hat.

Anschaulich wieder gemacht durch einen jüngsten Vorfall, wo selbst das öffentlich-rechtliche Fernsehen davor nicht zurückschreckt in seiner Kultursparte (aspekte) am Freitag eine Sarrazin-Inszenierung aus Kreuzberg auszustrahlen, welches von der Empörung über den angeblich intoleranten Türken in den einschlägig bekannten deutschen Schmierblättern begleitet wird. Siehe dazu auch unterer Link und die scharfe Kritik des Deutschen Kulturrates.

Lieber willkommen in der Türkei als Paria in Deutschland: Deutsche mit türkischen Wurzeln zieht es in das Land ihrer Eltern zurück

Migranten sollen Steuern zahlen, aber nicht mitbestimmen

Passend dazu die theatralisch vorgetragene Inszenierung eines Neuköllner Bürgermeisters Buschkowsky, der sich seit Jahren in seinem Bezirk seine Wiederwahl sicher sein kann, weil fast ein Drittel der Neuköllner (Türken und Araber) wegen der erschwerten Einbürgerungsvorgaben keinen deutschen Pass haben und somit nicht wählen können. Darüber berichtet aber kein Kulturkanal, darüber beschwert sich niemand. Das nimmt man achselzuckend und bisweilen mit Befriedigung einfach so hin.

Insbesondere ausländische mit entsprechendem Bildungsgrad fühlen sich deswegen und wegen vielen anderen Grünen hierzulande nicht mehr wohl. Die populistischen Aussagen des amtierenden bayrischen Ministerpräsidenten, wonach man den Zustrom von Türken und Arabern stoppen soll – übrigens wider besseres Wissens und geradezu volksverdummend an der Statistik vorbeiredend – tun ihr übriges.

Zugleich aber hat die Türkei gerade gut ausgebildeten Deutsch-Türken Jobs und Karriere zu bieten. Das Land wachse stabil mit enormen Wirtschaftsaufschwüngen seit dem Ministerpräsident Erdogan an der Macht ist. Selbst deutsche Unternehmer investierten viel in dem Land und betrachten die Türkei längst als integraler Bestandteil von Europa.



Lesen Sie dazu auch:
Peinlich: Aspekte (ZDF) inszeniert Sarrazin - Kritik des Deutschen Kulturrates

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