Artikel Sonntag, 18.04.2010 |  Drucken

Vorhang auf… im Irak – Der Schauspieler und Kosmopolit Bernhard Bulling

Der 1978 geborene Schauspieler Bernhard Bulling bezeichnet sich selbst als „Kosmopolit und Multikulti.“ Sein Vater, Besitzer sowohl eines deutschen Pass als auch eines aus Venezuela und seine Mutter ist Schweizerin. So kommt es, dass Bernhard Bulling drei Staatsbürgerschaften besitzt.
2009 spielte Bulling mit in „Soundless Windchime.“ Dort hatte er sogar eine Doppelrolle inne. Dieser Film war 2009 bei der BERLINALE vertreten. Ab 15. April ist er als Hauptdarsteller auf der Kinoleinwand mit dem Psychothriller „Black Forest“ zu sehen.

Wir sprachen mit ihm über seinen ungewöhnlichen Theaterauftritt im Jahre 2008.
Bernhard Bulling wirkte an einem sehr ungewöhnlichen Ort für deutsch sprechende Darsteller. In der irakischen Provinz Arbil, im Nordosten des Landes gelegen, trat er auf. Dort hieß es für ihn und seine Kollegen „Vorhang auf.“ Nachdem der Theatervorhang sich geöffnet hatte -im Irak -, spielte man das Stück „Warten auf Regen“ auf Deutsch. Bei diesem Stück handelt es sich um eine Adaption des Samuel Beckett Werkes „Warten auf Godot.“

„Schon die Einreise in den Irak war sehr abenteuerlich“ so der Schauspieler. „Wir fuhren mit Autos bis zur türkisch- irakischen Grenze. Dann ging es zu Fuß über die Grenzstation und wir bestiegen im Irak einheimische Fahrzeuge.“
Es dauerte nicht lange und man war „mitten im Krieg“. Mündungssalven von Kanonen waren, obwohl weit entfernt von uns, zu hören und zu sehen bis wir an unserem Ziel ankamen. Dort fiel man sofort auf. Wir Künstler waren die einzigen weit gereisten Gäste, die keine Uniform anhatten. Allein das sorgte schon für Aufmerksamkeit“.

Die Vorstellung im Theater lief mehrmals hintereinander ab. So inszenierte ein Regisseur das Stück in arabischer Sprache, ein anderer Regisseur war für die kurdische Aufführung verantwortlich. Dann kamen die deutschen Mimen auf die Bühne. Veronika Nowag – Jones war die Verantwortliche für den deutschen Part.

Bernhard Bulling und seine Kollegen waren sich bei ihrer Zusammenarbeit mit dem „Iraqi Theatre at Home and Away“ von vornherein bewusst, kaum ein anwesender Zuschauer würde was verstehen. „Wir wollten einfach nur zeigen, wir bringen Euch nicht nur Hilfsgüter in Euer zerstörtes Land, wir bringen Euch auch Kultur. Für mich als Künstler gehört Kultur zum Leben. Ein Leben ohne Kultur ist für mich ein unvollkommenes Leben.“

Dann teilt Bernhard Bulling mit, was ihm bis heute „unvergessen bleibt und tief unter die Haut ging“. „Dass es Applaus geben würde, haben wir als normal angesehen. Nicht aber, was dann geschah. Die knapp 250 Zuschauer kamen nacheinander auf die Bühne und umarmten uns, manche hatten Tränen in den Augen. Die Dolmetscher kamen mit dem Übersetzen nicht mehr hinterher. Man war für den Kulturimport aus Deutschland so dankbar. Auch vorbei die Zeit, wo ein Regime vorgab, was man sehen darf und was verboten ist. Auf der Bühne als lebender Beweis für die Freiheit der Kunst im Irak.“

Bullig durfte „Lebenserfahrung im Irak sammeln, für die ich mein Leben lang dankbar sein werde“Durch den Auftritt in Arbil entstanden Freundschaften dauern bis heute an. „Regelmäßig schreiben wir uns Mails“. Sein größter Wunsch ist nochmals im Irak auftreten zu können. (Text: Volker- Taher Neef, Berlin. Bild:Günter Meißner)




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