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Freitag, 12.06.2009 | Drucken |
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Berlin: Eine der weltweit größten privaten Sammlungen islamischer Kunst
Generaldirektor der Staatlichen Museen: „Die gesamte islamische Welt ist ein selbstverständlicher Bestandteil der europäischen Welt“
„Die Sammlung ist für uns etwas ganz besonderes“, mit diesen Worten drückte es Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, seine Freude über die Ausstellung in Berlin aus.
Im Museum für Islamische Kunst unterzeichnete er einen Vertrag über eine Dauerleihgabe mit 1.500 Kunstwerken der gesamten islamischen Welt. Der 1918 in Ungarn geborene Kunstsammler Edmund de Unger, nach dem II. Weltkrieg in England als Anwalt tätig, vermachte diese einzigartigen Kunstschätze des im Pergamonmuseum beheimateten Museums für Islamische Kunst. Seine Privatsammlung ist international als „Keir Collection“ bekannt. Sie gilt als eine der größten privaten Sammlungen weltweit.
Hermann Parzinger durfte gleich 112 Sammlerstücke in Empfang nehmen. Die knapp 1.400 anderen Kunstwerke kommen nach dem Ableben von Edmund de Unger nach Berlin.
Richard de Unger, Sohn des Sammlers, unterzeichnete für seinen Vater diesen Vertrag über eine Dauerleihgabe und teilte mit, schon 1958 habe sein Vater in Kairo das erste Sammlerstück erworben. Er wies auch darauf hin, zur damaligen Zeit „hat kaum jemand auf der Welt, besonders nicht in Europa, islamische Kunst gekauft.“
Eindrucksvoll wies der Gast aus England daraufhin, Islam bedeute nicht nur Fundamentalismus. Islam stehe für Frieden und eine einzigartige Bildung.
Er sei froh darüber, die Kunstwerke seines Vaters haben „nunmehr ihre letzte Station erreicht.“
Hermann Parzinger betonte, die Sammlung „schließt die im Museum vorhandenen Lücken vorzüglich.“ Die Kunstwerke seien „nicht nur ein optischer Genuss“, auch zum „Schließen von Forschungslücken“ sei sie bestens geeignet.
Der Sammler und Gönner Edmund de Unger setze die Tradition des Mäzenatentums im allerbesten Sinne fort. Es waren gerade jüdische Mitbürger, die schon in der Kaiser-Wilhelm- Zeit das Museum für Islamische Kunst mit Dauerleihgaben und Schenkungen ausstatteten. Namen wie Breslauer oder Max Perl sollen stellvertretend für all die vielen anderen Sammler genannt werden.
Der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, sagte: „Wir dürfen uns damit schmücken. Ein großartiger Tag für einen Generaldirektor. Nunmehr entwickelt sich Berlin zu einem Zentrum der außereuropäischen Kultur. Der interkulturelle Dialog wird gestärkt durch diese Objekte.“
Islamische Welt ist ein selbstverständlicher Bestandteil der europäischen Welt
Michael Eissenhauer betonte auch:“ Die islamische Kultur, die gesamte islamische Welt ist ein selbstverständlicher Bestandteil der europäischen Welt.“
Die Sammlung von Edmund de Unger umfasst Teppiche, Brokate, frühmittelalterliche Bronzen sowie Objekte der Buchkunst. Persische Textilien der Safawidenzeit sind ebenso Bestandteil dieser einzigartigen Sammlung wie wertvolle Kalligraphien. Ferner verzierte Bucheinbände und prachtvolle Miniaturen aus Iran, Zentralasien und dem mamlukischen Ägypten. Bergkristallobjekte aus der Herrschaftszeit der Fatimiden in Ägypten (969-1171) zählen ebenfalls darunter. Islamische Keramik aus allen Perioden gehört auch dazu.
Die „Keir Collection“ ist in ihrem kunsthistorischen Wert mit den Beständen der wichtigsten Museen islamischer Kunst vergleichbar. Zahlreiche Werke der Sammlung lieferten den Wissenschaftlern neue Erkenntnisse.
Im Dezember -inchaALLAH- ist eine repräsentative Auswahl der Leihgaben im Islamischen Museum in Berlin zu bewundern. Diese Ausstellung wird den Titel tragen: “Sammeln und Sammler.“
(Text: Volker- Taher Neef; Fotos: Günter Meißner)
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