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Montag, 20.10.2008 | Drucken |
Grußwort des Generalsekrteärs des Zentralrates der Muslime in Deutschland zum 50. Geburtstag der Islamischen Gemeinde in Deutschland (IGD)
Grußrede anlässlich 50. Jahrestag Islamische Gemeinde Deutschland, Berlin Tempodrom von Aiman A.Mazyek /04.10.08(es gilt das gesprochene Wort)
Lieber Präsident Ibramin El-Zayat, liebe Ehrengäste, liebe Geschwister, sehr geehrte Damen und Herren, auch die Damen und Herren von der Presse.
Salamu alaikum wa rahmatullahi wa barakatu!
Als Zentralrat der Muslime in Deutschland, dessen Gründungsmitglied die Islamische Gemeinschaft in Deutschland ist und all die Jahre uns mit Rat und Tat begleitet hat, beglückwünsche ich im Namen des ganzen Vorstandes die Gemeinschaft zu seinem 50. Geburtstag. Ich darf auch die herzlichsten Grüße und guten Wünsche von Dr. Axel Ayyub Köhler, dem Vorsitzenden des ZMD, Dir lieber Ibrahim, überreichen. Er wie ich wünschen Euch, allen Beteiligten und vor allem den Gästen und unseren Zuschauern einen erfolgreichen und ertragreichen Verlauf der Veranstaltung und vor allem eines: Allahs Segen und Huld – Amin
Liebe Geschwister, meine Damen und Herren,
Muslime, die nach Deutschland wegen Studium und Arbeit emigrierten mussten einen schmerzhaften Prozess durchmachen. Die Heimat hinter sich lassen und gleichzeitig hier eine neue aufbauen, die Islamischen Institutionen waren und sind oft Ersatzheimaten für sie geworden. Sie haben dabei großartige Arbeit geleistet.
Die IGD gehörte sicherlich prominent und zuvorderst dazu – Möge Gott den vielen Frauen und Männern – unseren Geschwistern – die in dieser Institution Verantwortung trugen und tragen reichlich Belohung schenken.
Insbesondere die Muslime aus der ersten Generation haben viele Dinge aus der Heimat mitgebracht – wie z.B. ihren Glauben, den sie hier oft freier und offenen ausüben konnten. Politisches Denken in ihrer Heimat, bisweilen völlig undenkbar, konnten hier plötzlich erfahren werden. Für viele ein Reiz, die politischen Ideen und Ideologien von dort –also aus der alten Heimat einfach hierher zu verfrachten und gar in der muslimischen Commnunity zu implementieren, um ggf. die verkrusteten und ungerechten Verhältnisse dort in der alten Heimat aufzubrechen.
Ein Versuch, der scheiten sollte. Denn der Satz: Global denken und lokal handeln gilt auch hierbei.
-Weil der Islam eben doch in erster Linie einen Glauben darstellt und eine Lebensweise empfiehlt, die versucht sich danach zu richten.
- Weil Ideologien zwar im 20. Jahrhundert „hip“ waren, nicht jedoch für den Islam eine Variante sein konnte und kann
- Das 21. Jahrhundert wird eine Jahrhundert der Revitalisierung aller Religionen sein wird, eines aber, wo Ideologie oder gar eine politisierte Religion keine Chance haben wird. (Ich habe das vor eine Jahr bereits schon einmal gesagt und wiederhole es hier und heute nochmals: Wir Muslime brauchen keine Lenins und Che Guevara, wir brauchen einen muslimische Ghandis, oder einen vom Schlage Mandelas).
Der Zentralrat hat sich immer für einen Islam – der dynamisch die hiesigen Gegebenheiten des Landes einbezieht, der frei von Politisierung und Instrumentalisierung ist und der vor allem die reine Lehre in den Mittelpunkt setzt, stark gemacht.
Mit Slogans z.B. „Din wa Dawla“ kann ich infolgedessen wenig anfangen.
Das hat uns nicht immer Applaus eingebracht und doch glauben wir den Menschen am so besten dienen zu können, so wie das unser geliebte Prophet Muhammad (sas) gemeint hat, als er sagte: „der Beste unter Euch, ist der, der den Menschen am Nützlichsten ist und:
Der Prophet Mohammad (Friede sei mit ihm) sagte zudem: „Ihr werdet das Paradies nicht betreten, bevor ihr nicht barmherzig handelt“. Seine Anhänger sagten: „Wir sind doch alle barmherzig“. Er sagte: „Es ist nicht (nur) die Barmherzigkeit unter Euresgleichen, sondern die Barmherzigkeit gegenüber allen (Menschen); er wiederholte: die Barmherzigkeit gegenüber allen.“
Liebe Geschwister,
Muslime müssen nicht Weltgerichte irgendwelcher Extremisten fürchten - auch wenn diese noch so inbrünstig Gottes Namen nennen und damit missbrauchen. Wir müssen einzig den Tag fürchten, an dem sie vor ihrem Schöpfer stehen und gefragt werden: Was habt ihr angesichts dieser Herausforderung in der Welt einschließlich der auch nun bekanntermaßen Fehlentwicklungen in unseren eigenen Reihen gemacht?
Unser Glaube ist ein Geschenk, kein Privileg für uns alleine, sondern ein Angebot an alle Menschen.
Es darf nicht als Ausschusskriterium, noch als Pranger, noch für persönliche Drohkulissen missbraucht werden.
Solange wir unseren Glauben ohne Chauvinismus, ohne Sittenpolizei und ohne irgendwelcher Barbarei leben, solange werden uns die Menschen zuhören und wir werden unsere z.T. in vielen Fällen selbstverschuldete Glaubwürdigkeitskrise bewältigen. Solange wir aber den Islam als Abgrenzungskriterium, als Marke in einen Marketingwettstreit einsetzen und nicht unsere aller persönliche Verantwortung vor Gott, dem Schöpfer unserer Welten, in den Vordergrund stellen, werden wir scheitern.
Sehen Sie liebe Schwestern und Brüdern, meine Damen und Herren, Gott beschreibt sein nie zu erlöschendes Licht im Koran so: „Nurun alla Nur. „Licht über Licht“.
Stellt Euch folgendes Bild vor, dass ich von dem grossen Dajallaaddin Rumi entlehne und eine weiter entwickle:
Der Glaube ist wie ein Kerzenlicht. Und dieses Licht, wie das Licht Gottes wird geben, ohne zu fragen, noch wartet gefragt zu werden, noch rechnet es oder berechnend zu sein.
Und wenn eine weitere Kerze sein Licht spendet, so wird die erste Kerze nicht dadurch nicht kleiner, im Gegenteil nunmehr haben wir zwei Lichter.. usw.
Meine lieben Freunde, liebe Geschwister im Islam. Stellt Euch die Kerze wie ein Menschenleben vor: Der Docht ist die Seele, der Wachs, was wir an Lebenszeit zu Verfügung haben.
Würde kein Glauben, keine Licht diese Kerze berühren, so würde die Kerze immer dunkel bleiben und nicht brennen und Wachs und Docht wären umsonst.
Stellen wir uns heute vor, wir alle seien diese Kerzen. Eine Kerze alleine würde ausreichen, um alle Eure Lichter zum brennen zu bringen. So lasst die Licht brennen, lasst die Personen heute auf die Podeste und Podium steigen und ihr Licht uns zuflackern lassen, auf das unsere Kerzen des Glaubens brennen mögen, in Gottes Namen und für nur ihn alleine.
Wal ahamdullillah rabillallemin. Und der Dank alleine gebührt Allah, dem Herren der Welten!
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