Artikel Montag, 07.07.2008 |  Drucken

Arme Kinder und Jugendliche - 2,4 Millionen junge Menschen in Deutschland betroffen

Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Kinder – und Jugendhilfe kommen bundesweit über 2,4 Millionen junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren finanziell nicht mehr über die Runden.
„28 % der jungen Menschen in dieser Altersklasse müssen teilweise auf Hartz - IV-Niveau leben- oder sogar darunter“, sagte der Vorsitzende Norbert Struck. Laut Berufsbildungsbericht der Bundesregierung „lebt“ eine Azubi-Friseuse im Osten von monatlich 266 Euro, eine angehende Floristin muss mit 312 Euro auskommen.
Noch dramatischer sieht es bei den Kindern aus. Deshalb fanf vor kurzem im „Willy-Brandt-Haus“ in Berlin eine Tagung der SPD zum Thema Kinderarmut statt.

Gleich am Anfang betonte Wolfgang Jüttner, Mitglied des SPD-Parteivorstand, Vorsitzender der SPD- Kommission „Gleiche Lebenschancen für jedes Kind - Kinderarmut bekämpfen“ , für die SPD ist der Sozialstaat die Einrichtung ,für die wir jahrzehntelang gestritten haben.

Mehr als 5 Milliarden Menschen auf der Welt würden gerne unsere Probleme in Deutschland haben, fuhr Jüttner fort. Man darf aber nicht die Augen davor verschließen, dass die soziale Spaltung hier größer geworden ist. Die Kinderarmut lässt sich nicht wegdiskutieren. Man redet über niedrige Geburtenraten, „aber keiner will wahrhaben, dass es Kinderarmut gibt.“

Kinderarmut bedeutet auch fehlerhafte, mangelhafte Ernährung und Ausschluss vom gesellschaftlichen Leben. Die Kinder der armen Leute gehen in keine Musikschule, treiben den Sport nicht im Verein und bezahlte Nachhilfe ist nicht finanzierbar.

Ministerpräsident und SPD-Bundesvorsitzende Kurt Beck forderte gleiche Chancen für alle Kinder, „unabhängig von der materiellen Situation der Eltern.“

Der soziale Staat müsse für die „Wechselfälle des Lebens“ den Eltern hilfreich zur Seite stehen. Eine schwere Krankheit bei einem Elternteil oder eine Scheidung dürfen nicht dazu führen, dass diesen Kindern die Aufstiegschancen genommen werden. „Auch in einer reichen Gesellschaft können Menschen abgehängt werden. Es muss uns aufregen, dass Kinder in Armut leben“, mahnte Beck.

Bei Migrantenkindern soll der Integrationsgedanke beachtet werden, so Kurt Beck. Ebenso müsse man an behinderte Kinder und solche mit Lernschwächen denken.
Der Staat könne durch bestimmte Programme beispielsweise hier Ergänzungen, Förderungen und Unterstützungen vornehmen.

Beck sprach sich auch für Änderungen am Grundgesetz aus, wo es von Nöten sei. Als Beispiel nannte er die Unverletzlichkeit der Wohnung. Wenn Nachbarn, Lehrer, Erzieher der Meinung sind, die Seele oder der Körper eines Kindes sei in Gefahr, dann muss man die Rechtsgüter abwiegen. Dann müsse immer das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen.

Natürlich liege auch die Erziehungshoheit bei den Eltern, sollte es sich aber zeigen, dass eine Familie damit überfordert ist, soll man diese Familie hilfreich zum Beispiel mit der unterstützenden Hilfe des Jugendamtes begleiten. Als letztes Mittel die Eltern auch von den Kindern fernhalten. Ministerpräsident Beck verwies auch auf die schrecklichen Fälle von Kindesmisshandlungen und Kindstötungen in jüngster Zeit. (VTN)




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