Newsnational Montag, 10.11.2025 |  Drucken

Studie entkräftet Vorurteil: Palästina-Proteste in Deutschland überwiegend friedlich und zivil

Entscheidungsträger, Medien und Sicherheitsinstitutionen werden aufgefordert sich in der Debatte auf belegbare Fakten statt auf vorgefasste Meinungen zu stützen

In Deutschland tobt derzeit eine Debatte über angeblichen „linken Antisemitismus“, der im Zuge der Solidaritätsbekundungen mit Palästina aufgetreten sein soll. Eine wissenschaftliche Untersuchung und ein jüngstes Gerichtsurteil stellen diese Debatte jedoch als teilweise haltloses Phantom dar, das den tatsächlichen Fakten nicht standhält. Studie belegt friedlichen Charakter der Proteste. Die von Professor Felix Anderl und Dr. Tariq Siddiq verfasste Analyse liefert eine objektive Untersuchung der Proteste für die Rechte der palästinensischen Bevölkerung in Deutschland. Die Studie kommt zu einem klaren Ergebnis: Die Teilnehmer dieser Demonstrationen waren überwiegend jung, gut ausgebildet und agierten in friedlichen, zivilen Kontexten. Die Darstellung von Gewalt und Extremismus, wie sie in Teilen der politischen und medialen Diskurse verbreitet wird, wird durch die empirischen Daten widerlegt. Laut der Untersuchung waren die Proteste legal, friedlich und brachten ein politisches sowie humanitäres Bewusstsein zum Ausdruck. Die Demonstrierenden unterstützten mehrheitlich die Anerkennung eines palästinensischen Staates und bekundeten gleichzeitig ihr Engagement für den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland. Viele Teilnehmer berichteten zudem von einem zunehmenden Gefühl der Unterdrückung, Überwachung und Ausgrenzung, was kritische Fragen zur deutschen Politik im Umgang mit der Meinungsfreiheit aufwirft.

Gericht bestätigt: Verbot des Palästina-Kongress durch den Berliner Senat war rechtswidrig und gegen Versammlungsfreiheit gerichtet

Diese Wahrnehmung einer übermäßigen Einschränkung wird durch ein jüngstes Urteil des Berliner Oberverwaltungsgerichts (OVG) gestützt. Wie der rbb berichtete, bestätigte das Gericht, dass das Verbot eines Palästina-Kongresses durch die Berliner Senatsinnenverwaltung rechtswidrig war. Das pauschale Verbot, das mit der Befürchtung antisemitischer Hetze begründet worden war, entbehrte nach Ansicht der Richter einer ausreichenden Tatsachengrundlage. Dieses Urteil unterstreicht die Problematik vorschneller Kriminalisierung von Solidaritätsbekundungen. Forderung nach einer faktenbasierten Debatte Angesichts dieser Entwicklungen fordern viele Entscheidungsträger, Medien und Sicherheitsinstitutionen auf, sich in der Debatte auf belegbare Fakten statt auf vorgefasste Meinungen zu stützen. Die Studie aus Marburg wird als wichtiger Schritt zur Korrektur irreführender Stereotype gesehen. Es wird bekräftigt, dass das Recht auf friedliche Meinungsäußerung ein Eckpfeiler der Demokratie ist. Versuche, Solidarität mit der palästinensischen Sache pauschal zu kriminalisieren, untergraben dieses Grundprinzip. Stattdessen wird eine verantwortungsvolle und umfassende Debatte über diskriminierende Politik und die Meinungsfreiheit im Rahmen des Grundgesetzes eingefordert. Die aktuelle Debatte um „linken Antisemitismus“ erscheint vor diesem Hintergrund nicht nur überzogen, sondern lenkt von den dokumentierten Realitäten der überwiegend zivilen und friedlichen Protestkultur ab.Quellen: Jacobin, rbb24





Ähnliche Artikel

» Humanitäre Katastrophe im Gazastreifen hält an
» Arabische Liga fordert Hamas und Fatah auf, sich zu einigen
» "Ich verneige mich vor jedem, der in diesem absolut unsinnigen Morden sein Leben lassen musste (oder noch muss)"
» Gaza: Wenn nur manche Leben zählen, zählen keine Leben
» Gaza zum gefährlichsten Ort für Journalisten

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Zerstört und am Boden: Was Syrien vom Wiederaufbau Deutschlands, Japans und Vietnams lernen kann – und warum was bisher unmöglich ist. Hier eine Pro- und Contra Sicht
...mehr

Sant’Egidio: Angesichts der Dramen von Krieg und Flucht die Humanität nicht verlieren
...mehr

Die deutsche Erinnerungskultur und die Übertragung von Schuld- Warum Muslime oft zur Projektionsfläche für die Schuldenlastung werden
...mehr

Buchrezension: „Religion und Diplomatie – Ein Blick aus Wissenschaft, Politik und Religionsgemeinschaften“ (Herausgegeben von Dr. Heinrich Kreft, Botschafter a.D.)
...mehr

Papst Franziskus revolutionäres Vermächtnis: Der interreligiöse Dialog als historische Wegmarke - Ein Nachruf von Aiman A. Mazyek
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009