Newsnational Mittwoch, 07.08.2024 |  Drucken

Fürsorgepflicht gegenüber den hier lebenden Muslimen vernachlässigt

Renomierter Wissenschaftler stellt kein gutes Zeugnis aus: Neben der Gefahrenabwehr habe das Innenministerium auch einen Integrationsauftrag, "der momentan nicht erfüllt wird"

Düsseldorf (KNA) Feindseligkeit gegenüber Muslimen wird in Deutschland aus Sicht des Politikwissenschaftlers Kai Hafez zu wenig bekämpft. Die vier bis fünf Millionen Musliminnen und Muslime, die hierzulande lebten, würden "vom Innenministerium im Regen stehen gelassen", sagte Hafez der "Rheinischen Post" (Dienstag). "Das ist ein beträchtlicher Teil der in Deutschland lebenden Bevölkerung, häufig sind es auch deutsche Staatsbürger."Er sehe eine "weit verbreitete Stigmatisierung", fügte der Erfurter Wissenschaftler hinzu. "Der Islam wird meist nur mit negativen Themen verknüpft und die Interessen der Musliminnen und Muslimen werden vernachlässigt." Hafez warf Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) vor, ihre Fürsorgepflicht gegenüber den hier lebenden Muslimen zu vernachlässigen. Er gehört dem Unabhängigen Expertenrat Muslimfeindlichkeit an.Hafez warnte vor den möglichen Folgen einer sich ausbreitenden Muslimfeindlichkeit.


Rassistische Beleidigungen und körperliche Angriffe: Muslime erfahren hierzulande immer wieder Hass. Ein Experte wirft der Politik vor, zu wenig dagegen zu unternehmen. Dies birgt aus seiner Sicht verschiedene Gefahren.

"Aus der Forschung wissen wir, dass Radikalisierung im Bereich des Islamismus viel mit Diskriminierungserfahrung zu tun hat." Dies sei nicht der einzige, aber ein verstärkender Faktor. "Gerade bei jungen Menschen ist die Diskriminierungswahrnehmung Teil einer Radikalisierung. Wer etwas gegen islamistische Radikalisierung tun will, der sollte der Islamophobie in diesem Land vorbeugen."Er sehe bei Faeser ein Bemühen darum, "sowohl gegen den Islamismus als auch gegen den Rechtsextremismus stark aufzutreten und radikale Spitzen zu verbieten", fügte der Kommunikationswissenschaftler hinzu. Repressive Maßnahmen seien in Ordnung, wenn zugleich betroffene Minderheiten geschützt würden. "Doch hier sehe ich keinerlei Ansätze im Innenministerium." Neben der Gefahrenabwehr habe das Innenministerium auch einen Integrationsauftrag, "der momentan nicht erfüllt wird", kritisierte Hafez.



Ähnliche Artikel

» NRW will islamfeindliche Straftaten besser erfassen
» 02.09.2020 ZMD begrüßt Berufung des Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit durch den Bundesinnenminister
» Gotteshäuser brennen in Deutschland
» Zentralrat der Muslime in Deutschland zum Holocaust-Gedenktag: Vereint gegen Antisemitismus und alle Formen von Rassismus
» ANTIMUSLIMISCHER RASSISMUS – UND WAS TUN - Interkultureller Rat mit neuer Broschüre über ein gesellschaftlich immer schwerer in den Griff zu bekommendes Problem

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Jahresbericht des Deutschen Instituts für Menschenrechte: Jeder Mensch möchte in Würde leben - Für viele Menschen bleiben diese Wünsche unerfüllt – auch in Deutschland
...mehr

Kalifat, Scharia-Polizei und Propagandisten - Von Aiman Mazyek
...mehr

Die Große Moschee in Duschanbe (Tadschikistan) ist das größte Gotteshaus in Zentralasien
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009