Newsnational Montag, 19.07.2021 |  Drucken

Medien berichten deutlich negativer über Geflüchtete als 2015

Die Berichterstattung über Flucht und Migration in deutschen Medien ist widersprüchlich und zunehmend negativ. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Stiftung Mercator geförderte Studie der Universität Mainz

Die Medien charakterisieren Geflüchtete als Menschen in Not, die aus humanitären Gründen aufgenommen werden sollten, und stellen sie gleichzeitig als Sicherheitsrisiko für die deutsche Bevölkerung dar. „Eine ähnliche Widersprüchlichkeit hatten wir bereits während der sogenannten ‚Flüchtlingskrise‘ 2015/16 festgestellt. Allerdings hat sich der Tenor der Berichterstattung seit 2015 noch einmal eindeutig ins Negative verschoben“, berichtet der Mainzer Publizistik-Professor Marcus Maurer.



Die Ergebnisse zeigen, dass die Medien im Verlauf des Untersuchungszeitraums immer seltener über Flucht und Migration berichten. Berichtet wird primär über politische Entscheidungen und Institutionen. Die Geflüchteten selbst kommen selten als aktiv handelnde Individuen vor. Überproportional häufig werden Männer abgebildet, während Frauen und Kinder im Verhältnis zur Asylstatistik unterrepräsentiert sind.



Die Forscher zeigen, dass die Darstellung der Geflüchteten in allen Medien überwiegend negativ und damit deutlich negativer als während der sogenannten ‚Flüchtlingskrise‘ 2015/16 ist. Rund jeder zehnte untersuchte Beitrag thematisiert Terrorismus und Flüchtlingskriminalität. Zudem betonen die Medien vor allem die Gefahren der Zuwanderung für die Sicherheit der deutschen Bevölkerung. Darüber hinaus stellen sie das Verhältnis zwischen Geflüchteten und der einheimischen Bevölkerung als konfrontativ dar.



Zugleich verwenden sie überwiegend den Begriff „Flüchtlinge“ für die nach Deutschland kommenden Menschen, der eine Schutzbedürftigkeit impliziert, und schreiben den Zugewanderten bei weitem überwiegend den Schutz vor Krieg und Verfolgung als zentrales Fluchtmotiv zu.



Diese zugespitzte und in sich widersprüchliche Darstellung von Geflüchteten als zugleich schutzbedürftig wie bedrohlich sehen die Autoren der Studie kritisch – denn sie prägt entscheidend das Bild, das Bürger*innen von Geflüchteten haben. Dieses Problem entstehe, weil die Medien überwiegend über extreme und spektakuläre Ereignisse berichten, kaum aber über die erfolgreiche Integration von Geflüchteten, sagt Prof. Dr. Maurer: „Es wäre wünschenswert, dass Journalistinnen und Journalisten für die negativen Folgen einer zugespitzten Berichterstattung sensibilisiert würden.“



Analysiert wurden 5.822 Beiträge aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung, der Bildzeitung sowie den Hauptnachrichtensendungen Tagesschau, ZDF heute und RTL Aktuell im Zeitraum 2016 bis Ende 2020.







Ähnliche Artikel

» ZMD und Kirchen fordern Wegnahme der Blockade für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien
» Fast 80 Millionen Menschen auf der Flucht, darunter 30 Millionen Kinder - Wo bleibt die Hilfe?
» 22.03.13 - ZMD begrüßt deutsche Hilfe für syrische Flüchtlinge und ruft die Bundesregierung dazu auf, in ihrem Engagement nicht nachzulassen
» Vater des toten syrischen Jungen bittet Europa um Hilfe
» 11.09.2020 Deutschland muss jetzt Menschen aus Moria aufnehmen um der Menschenwürde willen

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

"Nie wieder" ist jetzt und gilt immer und gegenüber allen Menschen! - Zur Pressemitteilung des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD)
...mehr

"Vom Ölreichtum zum Blutbad: Gorbatschow und die Ironie des Nobelpreises" - 35. Jahrestag der Tragödie des Schwarzen Januar in Baku oder der Anfang vom Untergang der damaligen Sowjetunion - Von Nasimi Aghayev
...mehr

Mein Austritt aus der CDU -Eine Entscheidung des Gewissens- Aladdin Beiersdorf-El Schallah, Stv. Vorsitzender ZMD-NRW, Stadtverordneter Sankt Augustin und ehemalige dortige Stadtverbandsvorsitzender erklärt detailliert seine Beweggründe
...mehr

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009