Newsnational Dienstag, 07.10.2014 |  Drucken


Raed Saleh (links) u. Ender Cetin während beim Tag der Offenen Moschee

Raed Saleh will Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister beerben und die Chancen sind gut

SPD-Fraktionsvorsitzender Saleh besuchte Sehitlik - Moschee und spricht für welches Berlin er steht: Weltoffen, tolerant und moderat

Am Tag der Offenen Moschee 2014 konnte Ender Cetin, ehrenamtlicher Gemeindevorsteher der Berliner Sehitlik – Moschee, einen prominenten Gast begrüßen. Er hieß einen Muslim und SPD-Politiker willkommen,der derzeit in aller Munde ist. Raed Saleh, 1977 im Westjordanland geboren und bekennender Muslim, will die nachvolge von Klaus Wowereit antreten. Saleh, der noch vor der Einschulung mit seinen Eltern nach Berlin-Spandau kam, führt die SPD - Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus an.

Neben Raed Saleh kandidieren auch der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß und Stadtentwicklungssenator Michael Müller für diese Position in einer Mitgliederbefragung der SPD in Berlin. Salehs Chancen, dass ihm die die Berliner Sozialdemokraten das Vertrauen aussprechen, sind nicht schlecht.

In der Sehitlik – Moschee betonte Saleh: „Moscheen sind immer offene Orte, nicht nur am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit. Offene Moscheen schaffen das notwendige Vertrauen.“ Er habe ein Ziel, das bestehe darin „Berlin als einen Hort für eine interkulturelle und interreligiöse Stadt“ zu entwickeln. „Jeder soll sich hier wohlfühlen, egal ob er oder sie Jude, Muslim, Christ ist oder gar keine Religion hat, welche sexuelle Orientierung man hat und ob man einen Migrationshintergrund hat oder nicht.“ Er werde dabei mithelfen, „Berlin zu einer Vorbildmetropole zu entwickeln, lasst es uns beweisen, das es möglich ist. In manchen Schulen hier haben 60 % der Schüler einen Migrationshintergrund, wobei ich das Wort Migrationshintergrund für vollkommen verfehlt halte. Alle diese Kids sind in Berliner Kreißsälen zur Welt gekommen, sie sind also Berliner.“

Klare Worte kamen auch von ihm, „wenn es um Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie geht. Wir dulden nichts von dem. Wir dulden auch nicht, dass Hetzer versuchen, unsere Kinder zu radikalisieren. Ist ein Kind abgedriftet, kämpfen wir darum, es in unsere Reihen zurückzuholen.“ Ender Cetin wies in diesem Zusammenhang auch auf den hohen Stellenwert der Bildungsarbeit in Moscheen hin. „Moscheen sind Brückenbauer zu anderen Religionen und allen Leuten aus der Nachbarschaft der Moschee. Unsere Großväter und Väter haben in Hinterhöfen Moscheevereine und Moscheen gegründet, damals war an Vereinsarbeit und Weiterbildung noch gar nicht zu denken. Heute leisten wir auch Präventivarbeit, dazu zählt auch, radikalisierte Jugendliche zur Umkehr zu bewegen.“

Raed Saleh kennt sich in der deutschen Geschichte und Literatur sehr gut aus. Was dem legendären Hauptmann von Köpenick widerfahren ist, scheint heute noch aktuell zu sein. Der aus der kaiserlichen Haft entlassene Schuster Wilhelm Voigt bekam keine Arbeit, weil er keine Wohnung nachweisen konnte. Eine Wohnung konnte er nicht anmieten, weil er keine Arbeitsstelle vorweisen konnte. Am Ende geriet er wieder auf die schiefe Bahn. Die „islamischen Strukturen für deutsche Behörden sind auch oft wie beim Hauptmann von Köpenick, nämlich die Quadratur des Kreises. Da gibt es nur staatliche Zuschüsse, wenn eine Moschee gut funktionierende Strukturen aufweisen kann. Wie willst Du aber ohne Geld diese Strukturen aufbauen? Eine Kirchensteuer haben wir nicht.“

Es gibt zahlreiche Probleme, die der Sozialdemokrat und Muslim Saleh ansprach. Dazu zählt auch seine Forderung, die Imame „hier auszubilden, wir brauchen keine Importe von Imamen aus dem Ausland, die noch nicht einmal die deutsche Sprache beherrschen.“ Natürlich, darüber ist sich der Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus auch im Klaren: „Akademisch ausgebildete Imame müssen und sollen gut bezahlt werden, das ist doch legitim. Ehrenamtlich können sie diesen Dienst nicht verrichten und damit sich und ihre Familien ernähren. Also braucht man hierfür auch eine finanzielle Grundlage.“ Da wären wir wieder bei den Strukturen, die noch nicht endgültig aufgebaut worden sind! (Volker-Taher Neef, Berlin)



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