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Montag, 29.10.2012 | Drucken |
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Wenn Ärzte Politik gegen Juden und Muslime machen
Darf die „natürliche Berufsautorität“ gegen Religionsfreiheit und 4 Millionen Muslime eingesetzt werden ? Die schwierige Auseinandersetzung mit dem befangenen akademischen Gegner
Deutschland ist das einzige Land in der Welt, dass die jahrtausend alte religiöse Pflicht der Beschneidung zu einem „Problem“ gemacht hat. Deshalb soll der neu geschaffenen § 1631 d BGB diese Beschneidung offiziell wieder erlauben. Der Gesetzesentwurf wird momentan in den politischen Gremien diskutiert.
Sind damit alle Probleme gelöst ? Leider nein. Denn: Es ist zu erwarten, dass die langwierige und absurde Diskussion rund um die Beschneidung nur ein erster Versuch war, Antisemitismus, Islamophobie und Religionsfeindlichkeit in ein „wissenschaftliches Mäntelchen“ zu verpacken.
Primitive Attacken auf Juden, Muslime, Migranten und Ausländer sind wir gewohnt. Die Vorwürfe und Vorurteile sind meistens so primitiv, dass jeder durchschnittlich gebildete Mitbürger schnell erkennt, wie er diese einordnen kann und muss.
Schwieriger ist es aber immer dann, wenn sich Ärzte oder andere Akademiker an solchen Diskussionen beteiligen, und dabei ihre „natürliche Berufsautorität“ einsetzen. Denn die „Halbgötter in weiss“ haben in der breiten Bevölkerung nach wie vor einen großen Autoritätsvorsprung.
Beschneidung informieren lassen. Dabei wurden teilweise haarsträubende Vorurteile auf niedrigstem Stammtischniveau diskutiert, die man in solchen Kreisen niemals erwartet hätte. So hat beispielsweise Prof. Dr. med Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte allen Ernstes behauptet, dass die Komplikationsrate bei Beschneidungen bei „6 bis 7 %“ liegen würde, während sein Mitstreiter Prof. Dr. med. Maximilian Stehr, Oberarzt der Kinderchirurgischen Klink am Klinikum Innenstadt in München öffentlich mitteilte, dass die Entfernung eines Teiles der Vorhaut mit der Mädchenbeschneidung zu vergleichen wäre.
Auch Juden und Muslime sind Menschen ! WENN die Komplikationsrate bei Beschneidungen tatsächlich 6 bis 7 % betragen würde, gäbe es wohl kaum einen Juden oder Muslimen, der seinen Sohn beschneiden würde. Denn selbstverständlich ist diese Zahl entweder frei erfunden oder wissenschaftlich grob falsch. Die tatsächliche Komplikationsrate beträgt stattdessen 0,10 bis 0,20 Prozent.
Das American Jewish Committee in Berlin hat sich die Mühe gemacht, sämtliche „wissenschaftliche“ Vorurteile intensiv zu widerlegen. Die Broschüre „Fakten und Mythen in der Beschneidungsdiskussion“ beschreibt leicht verständlich und ausführlich, warum diese Vorurteile falsch sind, siehe auch untere Link dazu.
Wenn in Deutschland Religions- und Ausländerfeindlichkeit weiterhin verhindert werden sollen - was für den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes unbedingt erforderlich ist - müssen wir uns sehr sorgfältig auf die befangenen akademischen Gegner vorbereiten. Und wir müssen hoffen, dass die breite Bevölkerung nicht blind deren „natürliche Berufsautorität“ folgt, sondern für sachliche Argumente und den „gesunden Menschenverstand“ offen bleibt (HAMZA Wördemann).
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