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Mittwoch, 14.09.2011 | Drucken |
Plädoyer von Rupert Neudeck: NOBELPREIS 2011 an das Syrische Volk
Für seinen gewaltfreien Widerstand gegen die Gewalt der eigenen Panzer und Kanonen
Wir zittern freudig mit den arabischen Völkern, wir haben es mit den Tunesiern getan und halten den Mohammed Bouazizi ganz hoch, der am 17. Dezember 2010 das Fanal für den Aufstand und Frühling gegeben hat. Wir halten die Ägypter in Ehren, das größte und traditionsreichste Volk, politisch auch das wichtigste, denn in Ägypten, diesem Scharnier zwischen Afrika und Asien, zwischen afrikanischer und arabischer Welt entscheidet sich immer wenn nicht alles so doch sehr viel. Wir haben sechs Monate gewartet, dass es den Libyern gelingt. Und es scheint ihnen gelungen, auch wenn der Vorsitzende des Nationalen libyschen Übergangsrates, Abd al Dschalil vor zu viel Optimismus warnt, zu viel sei in dem zerstörten Libyen zu tun, auch seien die letzten bezahlten Reste des alten Verhör und Polizei und Armee-Apparates in dem riesengroßen Land noch nicht verschwunden, die Galionsfigur Muammar Gaddhafi noch nicht verschwunden.
Aber es bekümmern uns die Syrer, das mit Abstand tapferste und mit der Gnade des Widerstandes gegen das Regime des Baschar al Assad wohl am meisten gesegnete Volk. Ohne jede Aussicht, dass UNO oder NATO oder Afrikanische Union oder die Arabische Liga irgendwem von den hunderttausenden von Demonstranten je helfen wird, setzt dieses Volk auf Widerstand. Der syrische Präsident hat sich mit so viel Schuld gegenüber seinem Volk beladen, dass niemand ihm eine Prognose für die Weiterherrschaft geben wird. Da ist der Wurm so total drin, dass ihm nur das freiwillige Abtreten nach einer möglichen Regelung der Nachfolgefrage bleiben wird. Ein Herrscher, der Wochen und Monatelang in seinem ganzen Land seine schwerstbewaffnete Armee, seine Scharfschützen, seinen Geheimdienst, seine Grenzpolizei nur gegen die eigenen Bevölkerung in Stellung bringt, Panzergeschütze und Kanonenbootgeschütze auffahren lässt, Scharfschützen an den bestimmten Punkten der Widerstandshochburgen wie Lattakia, Tartus, Aleppo, Homs, wie Deraa, wie Hama positionieren lässt, hat als Präsident des traditionsreichen Volkes keine Zukunft. Die Zukunft liegt hinter ihm.
Das mit Abstand tapferste und mit der Gnade des Widerstandes gegen das Regime des Baschar al Assad wohl am meisten gesegnete Volk
Aber vielleicht liegt die Zukunft der Syrer und des syrischen Volkes strahlender denn je – trotz der furchtbaren Blutopfer, die jetzt von der UNO auf 2600 geschätzt werden. Die Syrer leben in dieser Zone zwischen der Türkei, dem Irak, Jordanien und dem Libanon, nur ein Drittel des Landes ist für die Landwirtschaft kultivierbar. Das Land lebt von den 3 Mrd. Barrel öl geschätzten Reserven. Seine Bevölkerung hat von 4,6 Mio(1960)auf 8,7 Mio (1980)und 13 Millionen (1992) zugenommen. Es zählt mit einem Wachstum von 3,6 Prozentweltweit zu den Spitzenreitern.
Die Iran-Syrien Connection ist zusammengebrochen. Der Iran von Ahmedinedschad hat sich vor allen Syrern unsterblich blamiert. Die Hizbollah ist auch nur der Schatten ihrer selbst – im Angesicht der Syrer. In der Ohnmacht, die wir mit den Syrern fühlen, in der Ohnmacht, die wir mit uns fühlen, weil wir nichts tun können, was nur annähernd dem nahekommt, was für die Libyer in Benghazi, in Sirte und Tripolis geschah, gibt es denn och Bewegungen, die die Völker Europas dem Widerstands-begnadeten Volk der Syrer zukommen lassen sollten. Eine monatliche Demonstration, beginnend in dieser Woche, in Berlin, wo immer die Politik spielt.
Und: Eine Aufforderung an das Nobelpreiskomitee in Oslo, in diesem Jahr einen ohne alle Zweifel würdigen Kandidaten für den Friedensnobelpreis auszugucken. Nein, nicht einen Präsidenten, der noch im Afghanistan-Kriege ist und sich rechtfertigen muss, einen Friedenspreis annehmen zu müssen. nein, nicht einen Großkopfeten. Nein, zum ersten Mal in der Geschichte des Nobelpreises ein ganzes Volk.
Dieses Jahr 2011 hat uns das Syrische Volk, das Volk der Syrer so beeindruckt, dass sie, die Syrer, gegen die Kanonen und Panzer, die Totschläger und Folterer die schönste und größte Ehre – stellvertretend für alle arabischen Völker, die uns seit dem 17. 12. 2010 so überrascht und aufgemuntert haben. Der Friedensnobelpreis im Jahre 2011 sollte an das syrische Volk gehen .
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