Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Tübingen
Beirat ohne die Vertreter des Zentralrates und des Islamrates berufen
Mit der Berufung eines siebenköpfigen Beirats erreicht das Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tübingen die nächste Aufbaustufe. Der Beirat soll den Prozess der Akademisierung und Institutionalisierung der islamischen Theologie an der Universität Tübingen begleiten. Das Tübinger Zentrum wird auf Empfehlung des Wissenschaftsrats eines von vier bundesweiten Zentren für Islamische Theologie sein. Die Förderung von Bund und Land Baden-Württemberg wird bereits in den ersten Jahren rund 1,3 Millionen Euro jährlich betragen.
Zum Wintersemester 2011/12 soll der Lehrbetrieb für die ersten 40 Studierenden aufgenommen werden. Die ersten vier Professuren wurden bereits im Februar ausgeschrieben. Insgesamt gingen auf die Ausschreibung 46 Bewerbungen aus aller Welt ein. Die Berufungsverfahren laufen derzeit. Der neue Studiengang „Islamische Theologie“ wird berufsqualifizierend sein für künftige Imame sowie für Personen, die als Muslime eine konfessionsbezogene Tätigkeit in verschiedenen Berufsfeldern, insbesondere im interkulturellen Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft, anstreben. Eine Ausbildungsmöglichkeit auch für das Lehramt an Schulen wird vorgesehen.
Die drei Verbände (in alphabetischer Reihenfolge) DITIB (Diyanet Isleri Türk-Islam Birligi), IGBD (Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland) sowie VIKZ (Landesverband der islamischen Kulturzentren) und die Universität Tübingen haben einen konfessionsgebundenen Beirat für ein Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tübingen eingerichtet. Seine Zusammensetzung folgt den Empfehlungen des Wissenschaftsrats, indem er zwei muslimische Theologen mit akademischer Laufbahn und Erfahrung im akademischen Umfeld aufweist. Darüber hinaus besitzen auch alle anderen Beiratsmitglieder theologische Kompetenz. Fünf Vertreter werden von den Verbänden vorgeschlagen. Dabei entfallen auf DITIB drei Stimmen, auf VIKZ und IGBD je eine Stimme. Die zwei nicht-organisierten Muslime mit je einer Stimme werden vom Rektor vorgeschlagen - so die Pressemeldung der Universität.
Doch was nicht erwähnt wird: Der Beirat ist ohne die Vertreter der Zentralrates - ausser der Bosniaken - und des Islamrates einberufen worden. Dies kann für die Arbeit der Lehrstühle ein Legitimationsproblem darstellen, weil wichtige Dachorganisationen der muslimischen Gemeinden nicht vertreten sind. Zumal die zukünftigen Absolventen auch in den Gemeinden dieser Organisationen tätig sein sollen.
Redaktionell berarbeitet wird der Bereich von Dr. Ismail H. Yavuzcan. Yavuzcan ist Islamwissenschaftler und z.Z. Lehrer an einer Schule.