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Freitag, 03.09.2010 | Drucken |
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Deutschland in Sorge – Mittelschicht schrumpft und Überschuldung steigt
In Zeiten von Unsicherheiten, Umbrüchen und wirtschaftlichen Nöten gibt es keine Strategien zur Armutsvermeidung, allenfalls Angstdebatten über Islam
Nicht nur die Einwohnerzahl Deutschlands schrumpft, noch bedrohlicher für die zukünftige Entwicklung ist, dass die wichtigste Gruppe – nämlich die einkommensstarke Mittelschicht - schrumpft. Die Folge: Ein weiteres Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich in unserem Land.
Derweil wurden und werden Milliarden für die Rettung der Banken ausgegeben. Die Politik hat den Bürger zum Alleinbürgen dieser Veranstaltung gemacht. Der Bankensektor konnte sich demnach auch kurzfristig erholen, ist aber nicht bereit beispielsweise Spekulationssteuer oder Derivatenabgaben zu leisten, deren halber ja die Finanzen wegen des Casino-Wirtschaftens erst zusammen gebrochen sind.
Zu allem Überfluss: Diese wichtigen Wirtschaftsthemen werden z.T. mit größten medialen Aufwand verdrängt hin zu einer künstlichen Angstdebatte Islam. Dennoch wollen wir diese Fakten, die jedem Banker bekannt sein dürften (auch Herrn Sarrazin, der in den letzten Monaten schwer mit beschäftigt war sein Hetzwerk zu schreiben), hier nicht vorenthalten:
Wenigverdiener bekommen 15% weniger - Gutverdiener bauen Vorteil aus
In seinem sozioökonomischen Panel, der größten Studie über Einkommen und Vermögen, befragte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wiederholt dieselben 11.000 privaten Haushalte und erfasst damit auch die gesellschaftliche Entwicklung. Markus Grabka, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts, stellt fest: „Deutschland driftet auseinander.“ Seit der Jahrtausendwende hätten Wenigverdiener 15 Prozent ihres Einkommens verloren, Gutverdiener ihren Vorteil ausgebaut. „Die Mittelschicht“, diagnostiziert der Soziologe, „schrumpft.“
Jeder dritte Deutsche rechnet laut Studie mit einer Verschlechterung seiner wirtschaftlichen Lage. 24 Prozent der Bürger blicken sogar mit Sorge in die Zukunft. Das ist Ergebnis des Sozialreports 2010, den der Sozialverband Volkssolidarität am Dienstag in Berlin vorstellte. Der Präsident der Volkssolidarität, Gunnar Winkler, sagte, mehr als die Hälfte der Deutschen äußerte negative Erwartungen zur sozialen Sicherheit.
Bald ein Viertel mit einem Einkommen unter 800 EUR?
Schon jetzt lebten 18 Prozent der Deutschen von weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens (798 Euro pro Monat), in Ostdeutschland sogar noch mehr. Besonders von Armut bedroht seien Arbeitslose, Alleinerziehende, Familien mit drei oder mehr Kindern oder Beschäftigte in prekären Arbeitsverhältnissen, teilte der Verband mit. Mehr als ein Drittel der in Armut Lebenden gehe zudem davon aus, dass sich ihre Zukunftsaussichten weiter verschlechterten. „Wir brauchen klare Strategien zur Armutsvermeidung“, sagte Winkler. Dazu gehörten unter anderem eine Verringerung der Arbeitslosigkeit und so hohe Löhne, dass die Menschen davon leben könnten. Auch die privaten Überschuldungszahlen steigen rapide, auf die hier nicht näher eingegangen wird.
Die Sicht der Bürger auf die deutsche Einheit ist nach 20 Jahren gespalten: Während in den alten Bundesländern 47 Prozent der Befragten die Einheit als weitgehend vollendet betrachten, sind dies im Osten nur 17 Prozent. Etwa jeder dritte Westdeutsche (35 Prozent) meint, dass ihm die Einheit deutlich mehr Verluste als Gewinne gebracht hat. Bei den Ostdeutschen ist dies nur etwa jeder Vierte (24 Prozent). 42 Prozent der Ostdeutschen sehen für sich hingegen Gewinne, im Westen sind dies nur 37 Prozent.
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