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Mittwoch, 29.08.2007

Die türkisch-muslimische Rose

Zum Ausgang der Wahl von Abdullah Gül zum neuen türkischen Staatspräsidenten – Von Aiman A. Mazyek

Es ist in der Tat eine Zeitenwende. Zum ersten Mal nach etlichen Jahrzehnten hat wieder eine Kraft in einem muslimisches Land das Sagen, welche religiöse Wurzeln besitzt und nicht davor scheut, diese für ihre ethische Grundlage in einer demokratischen Kultur und eines demokratischen Systems nutzbar zu machen. Das türkische Volk – von praktizierend bis wenig oder gar nicht islamisch praktizierend – nahm diese Variante der neuen Führung auf beeindruckender Art und Weise an, wie die letzten vorgezogenen Wahlen zugunsten des Ministerpräsident Tayyip Erdogan deutlich machten. Diesem fulminanten Plebiszit ist es auch zu verdanken, dass sich das Militär bei der Wahl des neuen Staatspräsidenten Abdullah Gül (zu deutsch Rose) zurück hielt.

Das türkische Volk sah auch deutlich, dass die weiteren Schritte in Richtung Demokratie –noch ist die Türkei in Teilen eine Militärdemokratie – und in Richtung Europa mit diesem eindrucksvollen Gespann Gül-Erdogan nach all den Jahren nun möglich ist. Und trotz aller Versuche des alten Staatspräsidenten, wichtige Entscheidungen und Beschlüsse des türkischen Parlaments zu blockieren – zuletzt die unterlassene Absegnung des neuen Kabinetts – oder einfach sich über diese hinwegzusetzen, hat die Türkei in wenigen Jahren der Erdogan-Amtszeit atemberaubende Reformschritte zu verzeichnen, wie es das Land am Bosporus in den letzten Jahrzehnten nicht mehr erlebt hatte. Zudem geht es der Türkei wirtschaftlich so gut, wie lange nicht mehr. Die Architekten dieses Erfolges heißen Tayyib Erdogan und Abdullah Gül.

Jetzt gilt es, sich nicht auf diesen Lorbeeren einfach auszuruhen, sondern weiter an der Festigkeit der Demokratie zu arbeiten. Denn obwohl die Türkei weitaus stabilere Verhältnisse hat, als manch anderes Land mit einer jungen Demokratie, ist der Einfluss des Militärs nicht zu unterschätzen. Doch wenn das Erdogan-Gül-Gespann weiterhin neben ihrem erfolgreichen politischen Wirken deutlich macht, dass ihr Islamverständnis nicht alleine aus Kopftuchtragen besteht, sondern aus dem, was einen klugen Kopf im Kern ausmacht; wenn sie weiterhin es vermögen, Islam nicht alleine mit Bart und Kaftan, sondern mit dem Herzen der Menschlichkeit und mit moderatem Geschick und dem Geiste der Liberalität zu begreifen, werden die Menschen ihnen Vertrauen schenken und es ihnen honorieren.




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