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Montag, 07.03.2005
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Integration ist passe - Zu lange hat sich Deutschland "türken" lassen. Von Mehmet Daimagüler

Viele sind Schläfer, allzeit zum Erwachen bereit. Deutschland muss erwachen, bevor sie es tun!

Ihr Deutschen verliert die Geduld mit uns Türken. 40 Jahre gabt ihr uns eine tolle Heimat, wo es uns an nichts fehlte: volle Bürgerrechte, Arbeit, erstklassige Bildung. An wahre Liebe grenzende Zuneigung war uns gewiss. Unsere Wünsche last Ihr uns von unseren schnauzbärtigen Lippen ab. Ob Vermieter oder Arbeitgeber, Türsteher oder Oberkellner, alle waren stets beglückt, wenn einer von uns aufkreuzte. Deutsche Eltern freuten sich einen Ast, wenn der neue Freund der Tochter Ahmet und nicht Peter hieß.

Dass wir alle Einladungen zur Integration arrogant ignorierten und stattdessen lieber in unserem eigenen Hammelsaft brieten, habt ihr uns lange nachgesehen. Ebenso naiv wie vergeblich ludet ihr uns wieder und wieder in Eure Häuser ein. Wir waren es, die die weltbekannte und sprichwörtliche deutsche Gastfreundschaft verschmähten.
Das war genauso rasch verziehen wie die Tatsache, dass nur wir ungebildeten Anatolier bereitwillig eurer herzlichen Einladung nach Deutschland folgten. Unsere blöden Ärzte, Ingenieure und Juristen blieben komischerweise lieber in Istanbul und verschmähten die tollen Karrierechancen an den Fließbändern von Krupp und Daimler, von den Spitzenlöhnen und den sauberen, gesundheitlich unbedenklichen Arbeitsplätzen einmal ganz zu schweigen.

In einem Akt unglaublicher Generosität bot uns 1986 Norbert Blüm, nach Jesus der gütigste Mensch auf Erden, 3000 harte deutsche Mark an, damit wir zurück an den schönen Bosporus kehren, natürlich nur zu unserem Besten. Ist das Wetter am Mittelmeer nicht schöner, das Essen köstlicher? Dort leben, wo andere Urlaub machen? Aber wir, die schon 20, 30 Jahre in Deutschland lebten und es Heimat nannten, lehnten frech ab! Ja, manche behaupteten gar, man wolle uns loswerden.
Es kam, wie es kommen musste. Unser extravagantes savoir vivre, unser orientalisch zur Schau gestellter Prunk provozierte manch aufrichtigen deutschen Jugendlichen von Zeit zu Zeit, unsere Prachtbauten niederzubrennen oder den einen oder anderen Bewohner zu erschlagen. Auch diese Provokation habt ihr uns nachgesehen, ohne ein Wort des Dankes von uns zu hören. Typisch Türken!

Übrigens wissen wir es auch sehr zu schätzen, »Kanake« gerufen zu werden, weiß doch jeder Fascho zwischen Rhein und Oder, dass es aus dem Polynesischen übersetzt »Mensch« bedeutet – manchmal bin ich ganz erschüttert über all die Güte, die uns ständig entgegengebracht wird.
Nicht etwa die Diskriminierung am Wohnungsmarkt, wie manch linker Naivling glaubt, sondern reine Bosheit treibt uns in Ghettos, um von dort aus euch Deutsche zu verachten. Innenminister Jörg Schönbohm hat dies neulich erst superscharfsinnig festgestellt. Er ist ja Experte: Im wunderschönen Osten Deutschlands gibt es dem Herrn sei Dank nicht einen einzigen Rechtsradikalen oder Antisemiten, aber ganze Horden marodierender Türkenbanden.

Fontane würde sich heute nicht mehr aus dem Haus trauen, geschweige denn durch die brandenburgische Landschaft stiefeln. Herrn von Ribbecks Birnbaum hätten Ali & Co. längst zu Baseballschlägern verarbeitet, um Jagd auf euch Ungläubige zu machen. Das hässliche Türkenhaupt des Rassismus erhebt sich eben nicht nur in Kreuzberg, sondern auch in den Weiten der Mark Brandenburg. Deshalb ist doch völlig klar, wo die Prioritäten eines tüchtigen Polizeiministers wie Jörg Schönbohm liegen müssen. Es macht ja auch strategisch Sinn: Will man die Rechtsradikalen bekämpfen, übernimmt man am besten deren Thesen und Rhetorik, verschiebt die politische Mitte insgesamt nach rechts und wird somit wählbar für all jene, die sonst NPD oder DVU gewählt hätten. Dass die demokratische Kultur des Landes ein wenig vor die Hunde geht, muss billigend in Kauf genommen werden! Ich schäme mich aufrichtig für manche meiner anatolischen Landsleute, die Politstrategen wie Herrn Schönbohm als »Hassprediger« verunglimpfen wollen.

Auch Helmut Schmidt, Welt-Ökonom und Welt-Soziologe lässt uns an seinen Weisheiten teilhaben: »Multikulturelle Gesellschaften funktionieren nur in autoritären Systemen« ist die neueste, nobelpreisgehandelte Analyse. Nun machen wir Einwanderer keine Anstalten zu gehen. Was tun?
Ganz einfach: Wenn die Analyse des großen Denkers H. Schmidt stimmt, dann müssen wir das politische System multikulti-verträglich, sprich autoritär umgestalten. Diese Idee findet immer mehr Fans. 12 NPD-Abgeordnete in Sachsen (plus eine Hand voll »Demokraten«, die vorerst lieber anonym für das Deutsche Vaterland wirken) und eine jüngst wiedergewählte DVU-Fraktion im blitzsauberen Land des General Schönbohm, sic!, sind doch ein Anfang. Also weiter so, Helmut, mehr solche Beiträge und der Rest kommt von alleine. Und die Rechten sowieso.

Deutschland hat uns undankbare Brut 40 Jahre an seiner schönen Brust genährt. Total verzogen sind wir worden. Schlimmer noch: Gefährlich. Anschläge in aller Welt beweisen es. Die Terroristen sind zwar nur eine radikale Minderheit unter Millionen friedfertigen Arabern. Aber Muselman ist Muselman. In der Nacht sind alle Katzen grau und alle Türken tückisch. Höchste Zeit, andere Saiten aufzuziehen. Was sich der geduldige deutsche Michel aus falsch verstandener Fremdenfreundlichkeit verkneifen musste, darf, ja muss jetzt deutlich gesagt werden. Ausländer wollen sich gar nicht integrieren. Sie lieben die Selbstisolation. Viele sind Schläfer, allzeit zum Erwachen bereit. Deutschland muss erwachen, bevor sie es tun!
Integrationsarbeit war gestern, jetzt wird zugelangt. Zu lange hat sich Deutschland türken lassen! Einwanderer haben auf die Verfassung zu schwören! Jawohl! Allerdings müsst ihr Deutschen dann damit rechnen, dass wir Neu-Deutschen künftig ein wenig misstrauisch auf euch blicken werden. Wer hat denn auf das Grundgesetz geschworen? Wir oder ihr? Na also.

Bischof Huber, ebenso medienscheuer wie introvertierter Boss der Evangelischen Kirche, der sich nur unter Androhung von Döner mit scharfer Soße zu Sabine Christiansen zwingen lässt, fordert einen »tabulosen« Dialog. Sein jahrelanges Werben um einen Dialog haben wir ja schließlich schnöde ignoriert. Allah allein weiß, wie er uns all die Jahre nervte mit seinen tagtäglichen Gesprächseinladungen.
Der vollkommen integrationsoffenen deutschen Seite stehen also vollkommen integrationsresistente Ausländer gegenüber. Die haben nix zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands oder seiner kulturellen Vielfalt beigetragen – Fatih Akin & Co zählen nicht, vermutlich haben sie deutsche Vorfahren.
Weg mit dem Zuckerbrot, her mit der Peitsche! Wir haben es nicht anders verdient. Eure weltoffene, von christlicher Nächstenliebe geprägte Gastfreundschaft haben wir übel vergolten. Haut den Lukas, äh den Mehmet! Alles wird gut. Und falls nicht, der Alleinschuldige steht bereits fest, gell?

(Mehmet Gürcan Daimagüler ist Mitglied im FDP-Bundesvorstand. Er wurde 1968 in Siegen geboren. Heute ist er Mitglied der Friedrichshain-Kreuzberger FDP. Er studierte von 1988 bis 1994 die Rechte und Romanistik in Bonn und Kiel. Zur Zeit arbeitet er an einem Master in politischen Wissenschaften mit besonderem Fokus auf Fragen des politischen Extremismus an der Kennedy School of Government der Harvard University)




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