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Samstag, 30.04.2011

Ertrinkt die Freiheit im Blutbad?

Terroranschlag in Marokko nutzt den „Falken“ und den Unterdrückern, denn er war gegen das Volk und seinem Wunsch nach Demokratie gerichtet

Wie in anderen nordafrikanischen Ländern sind auch in Marokko in den vergangenen Monaten Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um demokratische Reformen einzufordern. Die jüngste Demonstration fand am Wochenende, wo alleine über 10.000 Menschen in der Hauptstadt kamen. Gewalttätige Unruhen wie in anderen Staaten der Region blieben in Marokko aber weitgehend aus. Der anfänglich als Selbstmordattentat beschriebene Terrorakt – später wurde die Meldung dementiert, denn handelte sich um eine ferngezündete Bombe - kommt daher für die Bevölkerung und Demonstranten zum schlimmsten Zeitpunkt.

Gefährdet ist vor allem die Debatte über die weitere Demokratisierung und über Freiheitsrechte der Bevölkerung und über die Grundprobleme des Königreichs. "Nichts Schlimmeres hätte uns passieren können", sagt Karim Boukhari, der Chef des Wochenmagazins Tel Quel, der freimütigsten Publikation des Landes. "Die konservativen Kreise, die Falken, die Vertreter einer rücksichtslosen Unterdrückung, von denen es bei uns genug gibt, werden diese Katastrophe nach Kräften ausnützen."

Sie werden argumentieren, König Mohammed VI. sei vor zwei Wochen mit der Freilassung politisch Gefangener schon zu weit gegangen. Auf der anderen Seite sind Zehntausende, die zuletzt am Ostersonntag durch Marokkos Straßen zogen, mit der vom Monarchen versprochenen Verfassungsreform nicht zufrieden. Sie verlangen mehr und wollen am 1. Mai wieder demonstrieren.

Wer steckt hinter dem Anschlag?

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Es wird aber spekuliert, dass die Gruppe Organisation al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQMI), ein nordafrikanischer Ableger des Terrornetzes von Osama bin Laden, hinter dem Blutbad stecken könnte. Die Terroristen schlugen zur Mittagszeit zu, als das am zentralen Djemaa-el-Fna-Platz gelegene Café Argana besonders gut besucht war. Der Platz beziehungsweise dessen Kulturraum zählt zum Unesco-Weltkulturerbe (Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit) und ist mit seinen Gauklern und Händlern die wichtigste Sehenswürdigkeit in der marokkanischen Wüstenstadt. Bei der Detonation am Platz der Gaukler in Marrakesch starben mindestens 16 Menschen, viele von ihnen Franzosen, eine Holländerin und vermutlich auch ein Brite.



Lesen Sie dazu auch:
IZ-Interview: Islampolitik Marokkos und den Weg des Landes zwischen Tradition und Moderne

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