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Donnerstag, 24.03.2011
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Zentralrat trotz der umstrittenen Äußerung des neuen Innenministers zum Dialog bereit

Für die Beteiligung an der Islamkonferenz müssen jedoch praktikable Verbesserungsvorschläge berücksichtigt werden

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) will sich nicht mehr an der Debatte um die Islam-Äußerungen des neuen Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich beteiligen und hat dem CSU-Politiker brieflich einen Dialog angeboten. "Derzeit gilt es, nach vorne zu schauen", sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vor einigen Tagen.

Friedrich hatte gesagt, es gebe keine historischen Belege dafür, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Der ZMD sieht dagegen historische Einflüsse des Islams auf die europäische Geistesgeschichte. Mazyek sagte aber, es sei kein Problem, wenn jemand in der historischen Betrachtung zu anderen Schlüssen komme, solange er sich nicht der Gegenwart verschließe. "Da sind die Muslime hierzulande eine nicht mehr wegzudenkende gesellschaftliche Gruppe."

Friedrich hatte sich mit seinen Äußerungen auch gegen Bundespräsident Christian Wulff gestellt. Der Zentralrat habe in einem Brief an Friedrich deutlich gemacht, dass ihm der Dialog wichtig sei. „Dass wir in der Frage des Einflusses des Islams auf die europäische Geistesgeschichte unterschiedlicher Meinung sind, sollte uns nicht daran hindern mit dem Dialog weiter zu machen“, heißt es in dem Schreiben an den CSU-Politiker.

Praktikable Verbesserungsvorschläge für Deutsche Islamkonferenz

Für den 29. März hat Friedrich zur nächsten Islamkonferenz eingeladen. Der ZMD will aber nicht kommen, solange der Minister seine Vorschläge nicht anhört. «Dazu zählt vor allem die deutlichere Abbildung der muslimischen Zivilgesellschaft im Plenum, insbesondere durch Landesverbände», sagte Mazyek. «Außerdem eine vom Minister moderierte Arbeitsgruppe legitimierter Vertreter der Muslime und der Politik, um den Anerkennungsprozess in den Ländern voranzubringen, und schließlich eine eigenständige Arbeitsgruppe zur Islamfeindlichkeit.»

"Zu viel Symbolpolitik, zu wenig Sacharbeit"

Es gibt aber auch grundsätzliche Kritik an der Islamkonferenz – unabhängig von Friedrich. Bei der Gründung der Runde 2006 seien die Erwartungen der Muslime sehr groß gewesen, erzählt KRM-Sprecher Erol Pürlü, "aber es hat sich nicht viel bewegt seitdem". Es gebe dort zu viel symbolische Politik und zu wenig Arbeit an Sachthemen. Und jeder Ministerwechsel bremse die Fortschritte. Schließlich müsse sich jeder Ressortchef und dessen Entourage neu einarbeiten.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland stieg vor einiger Zeit ganz aus dem Gremium aus. Auch ihnen passte einiges nicht an der Runde. Es habe keine Evaluation der bisherigen Arbeit gegeben, keine konkreten Ziele, sondern nur ein "Dialogisieren", beklagt die Generalsekretärin des Zentralrats, Nurhan Soykan. Das Thema Islamfeindlichkeit sei erst gar nicht auf den Tisch gekommen.

Auch mit Friedrich werde sich das wohl nicht ändern, mutmaßt Soykan. "Das erste Auftreten des neuen Innenministers hat uns sehr schockiert und enttäuscht." Wenn er den Islam nicht als Teil der Gesellschaft sehe, sei ihr nicht klar, wie er die Islamkonferenz zum Erfolg führen könne.

Kritik auch vom Zentralrat der Juden

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, widersprach Friedrich. "Dass in der Vergangenheit der Islam Deutschland nicht so stark geprägt hat wie das Christentum oder das Judentum, kann man doch nur schwer bestreiten", sagte Graumann der "Bild am Sonntag". Aber Deutschland sei im Laufe von tausenden Jahren auch von anderen Kräften geprägt worden wie etwa der Aufklärung. Heute sei "auch der Islam ganz sicher ein wichtiger Teil von Deutschland", sagte Graumann. Zu Friedrichs Äußerung sagte der Zentralratspräsident weiter, "Obsessionen" brächten die Gesellschaft nicht voran.

Zugleich lobte Graumann die Rede von Bundespräsident Wulff am 3. Oktober. Nach Graumanns Worten gibt es zwischen den Religionen zwar "noch zu viel Gegeneinander", daraus müsse man "zumindest ein Nebeneinander machen, am besten aber ein herzliches Miteinander". Deshalb hätten ihm die positiven Signale in Wulffs Rede "sehr gut gefallen". Die Juden in Deutschland wollten sich in der Debatte über die Leitkultur in Deutschland nicht instrumentalisieren lassen, sagte Graumann weiter.

Von den demokratischen Umwälzungen in der arabischen Welt profitieren

Mazyek erwartet, dass die demokratischen Umwälzungen in Nordafrika positiv auf das Islambild in Deutschland abfärben. «Durch die Revolutionen scheint die Angst vor dem bösen Muslim Risse bekommen zu haben.» Er sprach von einer «Zeitenwende, die verdeutlicht, dass Islam und Demokratie miteinander einhergehen können, ja sogar müssen». Es habe sich gezeigt, wie schädlich die von Islamkritikern und einigen Think Tanks geprägten Annahmen gewesen seien.


Lesen Sie dazu auch:
Warum der Isam zu Deutschland gehört - Kommentar von Aiman Mazyek in der IZ

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