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Dienstag, 03.08.2004
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Von den immer noch frei herum laufenden Attentätern zu Köln und der bizarren Berichterstattung über das feige terroristische Attentat auf Türken - Kommentar

Staatsanwalt: Zwei deutsche Männer haben blutigen Terrorakt in Köln begangen



Sieben Wochen nach dem Kölner Nagelbombenanschlag gehen Fahnder in einer neuen Analyse nun definitiv von einem männlichen Täter-Duo aus. Zwei deutsche Männer im Alter von 25 bis 35 Jahren haben den blutigen Terrorakt mit 22 Verletzten begangen, wie Staatsanwaltschaft und Polizei in Köln mitteilten. Sie sollen befreundet oder miteinander verwandt sein und die Ermittler schließen nicht aus, dass sie aus dem rechtsradikalen Umfeld stammen und es sich um eine ausländerfeindliche Tat handelt.

Die Männer, nach denen nun gefahndet wird, hätten wahrscheinlich einen "Kick" - so die Beamten wörtlich - gesucht und dabei auch den Tod vieler Opfer in der überwiegend von Türken und Muslimen bewohnten Straße in Kauf genommen, sagte Staatsanwalt Rainer Wolf und fügte hinzu: "Diese Leute sind auch weiterhin eine ganz große Gefahr."
Die Besonderheit dieses Stadtteils, dass dort vornehmlich Muslime mit türkischer Herkunft leben, ist weit über die Kölner Stadtgrenzen bekannt und musste auch den Attentätern bewusst gewesen sein.

Bei den Ausführungen der Ermittlungen und Kommentaren in der Öffentlichkeit wird immer augenfälliger, mit welcher verharmlosenden Nüchternheit - sie ist besonders in der Wortwahl der Sprache zu erkennen - operiert wird und dieser Tenor nur wenige Stunden nach dem Attentat in den Medien bereits tonangebend war. Angesichts der emotional kaum steigerungsfähigen Terrorhysterie, die landauf, landab die Runde macht, ein schwer nachvollziehbares und kaum entschuldbares Phänomen.

Hierzu nur ein Beispiel von vielen. Die Aachener Zeitung versah ihre Titelseite am nächsten Morgen mit der Schlagzeile: "Anschlag in Köln kein Terrorakt"
Hier muss man schon mal kurz nach Luft schnappen angesichts dieser Sorte Zynismus.
Und man fragt sich nun: "Was war es denn? Ein Ausversehen-Anschlag, ein harmloser Jugendstreich-Anschlag?" Wo sind wir angelangt, wenn wir jetzt auch noch zulassen, dass der Terror instrumentalisiert und mit einer Doppelmoral belegt wird?

Die Sorte Terroranschlag von Köln steht zwar im Missklang zum gängigen Opfer-Täter-Schema der El-Kaida-Berichterstattung, bleibt aber dennoch ein Terroranschlag. So verurteilt dann der türkische Botschafter beim Besuch der Opfer zu Recht das Attentat als eine "sorgfältig geplante terroristische Tat". Es ist jetzt dringend geboten, hier Zeichen zu setzen. Muslime fühlen sich hierzulande angesichts dieser Entwicklung zunehmend verunsichert und als Opfer alleine gelassen.

Neben dem Versuch der Verharmlosung dieses terroristischen Anschlages wiegt aber ein Tatbestand noch schwerer. Seit den geplanten Anschlägen im letzten Jahr auf eine Synagoge und Moscheen in München (islam.de berichtete) haben rechtsradikale und antiislamische Attentate zugenommen (siehe auch unterer Link). Die Experten bestreiten dies oft mit dem Hinweis der Ermangelung eines zählbaren Beweises. Doch zumindest die Heitmeyer-Studie des Bielefelder Instituts und eine ganze Reihe weiterer Studien, die vom Zentrum für Türkeistudien ausgearbeitet wurden, belegen eindeutig, dass die Hemmschwelle gegenüber Muslimen, Juden und Ausländern extrem gesunken ist.

Diese gesunkene Hemmschwelle gegenüber den Muslimen und ihren Einrichtungen macht aber leider auch nicht Halt vor den deutschen Amtsstuben und Ministerien.
Jüngster Beleg: Die vor ein paar Tagen völlig grundlos eingesetzte Moscheestürmung in Frankfurt. All diese Erscheinungen zeigen nun ihre Wirkung - und fließen scheinbar unbemerkt in das rechtsextremistische Umfeld hinein.

Die deutsche Gesellschaft darf davor die Augen nicht verschließen. Es ist jetzt dringend geboten, dass Politiker hier Zeichen setzen und mit den Muslimen zusammen vertrauensbildende Maßnahmen einleiten.

Die bizarre Haltung der deutschen Öffentlichkeit zu dem feigen terroristischen Mordversuch in mindestens 22 Fällen in Köln-Mühheim lässt befürchten, dass die Situation nicht so leicht zu entschärfen ist.
Und die Tatsache, dass diese Täter immer noch frei herumlaufen, bedeutet eine weitere große Gefahr für unserer Gesellschaft. (Aiman A. Mazyek)




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