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Montag, 30.03.2009

„Vergessen Sie bitte nie, es waren ja keine Araber, die meine Verwandten in Orten des Grauens massenhaft ermordeten“

Palästinensisch-israelische Verständigung auf der ITB

Die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin ist die weltgrößte Touristische Ausstellung. Fast 200 Länder stellen sich hier vor. Darunter auch Palästina, Israel, Iran, Nordkorea. Kürzlich ging sie zu Ende.
Die Stände von Israel und Palästina befinden sich seit vielen Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem Messegelände. Die Tourismusexperten dieser beider Länder gehen betont friedlich miteinander um.

Eine private Begegnung erlebte ich auf der ITB. Mein Bekannter Saleh, knapp über 70 Lenze jung und im Irak geboren, seit fast einem halben Jahrhundert in Deutschland beheimatet, besuchte mit mir die ITB.
An den Ständen aus der arabischen Welt, sei es Katar, Oman, Syrien u. a. sprach Saleh arabisch. An einem Stand sprach er auch in der arabischen Sprache mit einem Reiseexperten, ungefähr im Alter von Saleh, und fragte mich auf Deutsch: „An welchem arabischen Stand sind wir eigentlich jetzt?“

Der Mitarbeiter am Messestand sagte lachend: “Sie sind hier am Stand der israelischen Stadt Akko.“ Saleh meinte auf Deutsch, dann werde man bestimmt jetzt auf ihn „sauer sein.“ Der Herr aus Akko beruhigte ihn mit den Worten „ Wo denken Sie hin. Die arabische Sprache ist doch bei uns beheimatet. Vergessen Sie bitte auch nie, es waren ja keine Araber, die meine Verwandten in Orten des Grauens massenhaft ermordeten. Meine Eltern sind den Hochöfen in Auschwitz noch rechtzeitig entkommen. Den Deutschen sind sie entkommen. Entkommen aus dem Land der Dichter und Denker, das damals ein Land der Richter und Henker war.“

Dann herrschte erstmal etwas Schweigen. Der Gast aus Akko namens Friedrich lud uns an seinem Stand zum Kaffee ein und man kam ins plaudern. Der israelische Tourismusexperte wird demnächst 70 Jahre alt und repräsentiert in seiner Freizeit den Tourismusverband seines Wohnortes. Immer wieder sprachen die beiden „Alten“ davon, gerade die Jugend müsse alles für den Frieden tun. Wenn auf beiden Seiten der Wille vorhanden ist, sollte das doch problemfrei möglich sein. Der israelische Gesprächsteilnehmer machte das am Beispiel Frankreich deutlich. Sein Vater habe gelernt in der deutschen Schule, Frankreich habe „uns Deutschen Elsass und Lothringen gestohlen.“ Der französische Nachbar galt als Erzfeind. Heute würde doch keiner mehr annehmen, Deutschland und Frankreich beginnen einen Krieg um Land oder aus einem anderen Grund.

Am Tisch des Messestandes kam die große Politik zum Tragen. Friedlich, freundschaftlich wurde das Weltgeschehen erörtert. Artig tauschte man Visitenkarten aus. Friedrich aus Akko lud uns in sein Haus in Israel ein. Ich meinte, er soll doch auch für den Hotelverband die Werbetrommel rühren und er lade uns zu sich privat ein. „Ihr kommt doch als meine Freunde zu mir nach Hause, nicht als Touristen“, war seine Antwort. (Volker- Taher Neef, Berlin)



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