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Freitag, 26.09.2008

Der Baader Meinhof Komplex - Terrorismus hat nichts mit Religion zu tun. Was der RAF- Kino-Film jedoch mit Al-Qaida zu tun hat. Taher Volker Neef mit einer Filmkritik

Sind die Bombenleger der spanischen Terrororganisation ETA, der IRA, der korsischen Befreiungsarmee (die Tamil Tigers in Sri Lanka), der Al Qaida oder der RAF, Mörder oder „Freiheitskämpfer". Das will der neue Film von Uli Edel „Der Baader Meinhof Komplex“, der diese Woche in die Kinos angelaufen ist, herausfinden.

Dass der Terrorismus nicht erst seit 9/11 eine Geißel der Menschheit ist, war schon in den unruhigen 70 er Jahren zu hierzulande zu erleben. Ulrike Meinhof und Andreas Baader sowie Gudrun Ensslin waren die führenden Köpfe der berüchtigten Baader- Meinhof-Bande. An die Zeiten der Terrorbande erinnert der Kinofilm „Der Baader Meinhof Komplex“, der ab dem 25. September in den deutschen Kinos läuft. Ich hatte die Gelegenheit den Film bei einer Medienvorführung zu sehen.

Der Kinobesucher wird zunächst in eine Zeitreise in die Studentenunruhen von 1968, das Attentat auf Studentenführer Rudi Dutschke, den Besuch des Schahs von Persien und der Wahl Willy Brandts 1969 zum Bundeskanzler eingeladen. Ob das Attentat 1972 bei den Olympischen Spielen in München, die Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer, die Befreiung der Lufthansamaschine „Landshut“ in Somalia, oder dem Prozess in Stuttgart- Stammheim.
Er bringt zum Ausdruck, was diese Terroristen waren, nämlich menschenverachtende Mörder.

Bei der Entführung von Schleyer wird Schleyers ganzes Sicherheitspersonal hingerichtet. Das zeigt Edel ohne Beschönigung. Wenn ein schwer verletzter Sicherheitsbeamter sich vor Schmerzen krümmend auf der Straße wälzt und die Terroristen auf ihn zugehen, um ihn dann mit mehreren Salven aus der Maschinenpistole töten, sind das keine extravaganten Regieeinfälle. Es war die Realität beim Massaker am 5. September 1977 in Köln.
Ulrike Meinhof, glänzend gespielt von Martina Gedeck, zeigt keinerlei Gefühle. Um der „Bewegung“ willen, überlässt sie ihre beiden Töchter ihrem Schicksal. Die einzige Liebe, die sie kennt, ist die Liebe zur Revolution. Der Tod des Berliner Kammergerichtspräsidenten von Drenkmann ist für Ulrike Meinhof ein „fröhlicher Festtag.“.
Ein düsterer Film, der die Brutalität zeigt, mit der Terroristen vorgehen.

Es gibt keinen Grund, die Revolution mit Leichen zu pflastern. Bruno Ganz spielt den Leiter des Bundeskriminalamtes. Er wagt eine Erklärung: Da, wo Ungerechtigkeit herrscht, Unterdrückung, Vertreibung wie beispielsweise in Nahost, dort gibt es immer einen Nährboden für terroristischen Nachwuchs. Beseitigt man den Nährboden, bestünde zumindest die Hoffnung auf eine terrorfreie Zukunft. Mit einer kühlen, mathematischen Sachlichkeit erklärt er den Mitarbeitern die Raster- Fahndung und regt sich über für ihn als Beamten nicht nachvollziehbaren Entscheidungen von Staatssekretären so wirklichkeitstreu auf, dass man meint, den leibhaftigen BKA-Chef vor sich zu haben.

Die Ohnmacht und Hilflosigkeit des von den Terroristen so verhassten Systems, des „Nazi“- oder „Schweinestaates“, stellt Thomas Thieme beeindruckend dar. Der Schauspieler aus der Goethestadt Weimar spielt den Vorsitzenden Richter Dr. Prinzing im Prozess in Stuttgart- Stammheim .Verzweifelt und unsicher fällt ihm nur bei den Wortattacken der Terroristen die Nachfrage ein: „Frau Meinhof, haben Sie mich soeben ein Arschloch genannt?“

Sollte jemand Sozialromantik erwarten und einen Hauch von Verständnis für eiskalte Killer, wird dieser vom Film enttäuscht werden. Bei den Schüssen auf Rudi Dutschke war das ganze Team so emotionalisiert, dass einige vom Drehort gehen mussten.“ Uli Edel zeigt die düstere und brutale Denkweise von Bombenlegern und Maschinenpistolenmördern.
Gestern und heute liegen so nah beieinander. Der Terrorismus ist noch lange nicht besiegt. Edel: „Martina Gedeck, Johanna Wokalek, Moritz Bleibtreu und Niels Bruno Schmidt saßen auf denselben Bänken, auf denen schon Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan- Carl Raspe vor 30 Jahren saßen. Man unterbrach sogar für uns einen anderen Terroristenprozess, der gerade dort stattfand: bezeichnenderweise waren es diesmal die Al Qaida.“




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