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Donnerstag, 04.09.2008
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„Der Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan ist ein Kriegseinsatz“

„Das Sterben kann nur aufhören, wenn der Krieg beendet wird“ – Wachsender Unmut in der deutschen Bevölkerung wegen Afghanistan-Einsatz

„Wir befinden uns im Krieg“, erklärte am Mittwoch der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Bernhard Gertz. Und er forderte, Klartext zu reden, denn mit der Sprache fange es an: „Da wird schon verschleiert, da wird die Wahrheit verschwiegen“, so Gertz im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Aus dieser Analyse folgert Gertz aber nicht, die Truppen sofort zurückzuziehen, sondern er will die „bessere“ Begründung für den Kriegseinsatz liefern.

Promt lobte dann auch das Mitglied des Geschäftsführenden Parteivorstandes der LINKEN Christine Buchholz die Aussagen Gertz. „Der Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan ist ein Kriegseinsatz. Da nützen alle schönen Umschreibungsversuche der Bundesregierung nichts. Es ist gut, dass die klaren Worte des Bundeswehrverbandes jetzt zu einer neuen Nachdenklichkeit in der Debatte um die Verlängerung des Einsatzes geführt haben.“

Ein Hauptfeldwebel, der vorige Woche Opfer einer Rebellenaktion wurde, sei nicht einfach ums Leben gekommen. Gertz: „Dieser Hauptfeldwebel ist für die Bundesrepublik Deutschland gefallen“, erklärt Gertz. Wenn die Regierung das nicht so darstelle, sei es kein Wunder, „daß unsere Gesellschaft nicht versteht, was wir in Afghanistan wollen."

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hat sich gestern in Kabul bei der afghanischen Regierung für die tödlichen Schüsse auf zwei Kinder und eine Frau „entschuldigt“. Ein Bundeswehrsprecher bestätigte, daß die Familie der getöteten Zivilisten eine Entschädigung erhält.

Um die wachsenden Zweifel in der deutschen Bevölkerung am Hindukusch-Krieg zu unterdrücken, machte Jung gestern ausgerechnet diejenigen für weitere Anschläge verantwortlich, die ohnehin die Bundeswehr eher heute als morgen aus Afghanistan weg haben wollen: Die Taliban suchten „gezielt die Bundeswehr als Anschlagsziel“, weil sie die Diskussion in Deutschland registrierten. Deshalb will Jung Ruhe an der Heimatfront. Der Minister forderte kategorisch, „Forderungen einzustellen im Hinblick auf einen Rückzug aus Afghanistan“.

Bei den Grünen meldete sich am Mittwoch eine parteiinterne „Friedensinitiative“ zu Wort, die einen Abzug der Bundeswehr in „verantwortbarer Weise in den nächsten Monaten“ fordert.
Die Friedensbewegung stellte sich dagegen geschlossen gegen den Krieg am Hindukusch. Nur durch den Abzug der Truppen, so heißt es in einem Aufruf zur bundesweiten Demonstration am 20. September, werde Afghanistan eine Chance zu einer friedlichen Entwicklung eröffnet. „Das Sterben kann nur aufhören, wenn der Krieg beendet wird.“
(Quelle:Linke und JungeWelt)




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