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Mittwoch, 07.02.2024 | Drucken |
Hilfswerke: Bisherige Hilfe in Erdbebenregion reicht nicht aus
Zum ersten Jahrestag des schweren Erdbebens in der Grenzregion zwischen Syrien und der Türkei weisen Hilfsorganisationen darauf hin, dass weiterhin viel Hilfe notwendig ist. Vor allem Kinder leiden unter den Folgen.
Bonn (KNA) Auch ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Syrien und der Türkei benötigen nach Angaben von Unicef rund 10,7 Millionen Kinder lebenswichtige Unterstützung. In Syrien leben rund 90 Prozent der Familien in Armut, mehr als die Hälfte habe nicht ausreichend zu essen, wie das UN-Kinderhilfswerk am Dienstag in Köln mitteilte. Gerade bei Bildung und Wasserversorgung sei Hilfe notwendig, damit die Kinder nicht "in einem Teufelskreis aus Not und Krisen gefangen bleiben", sagte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell.Im vergangenen Jahr habe Unicef mit Unterstützung der Regierungen "dazu beigetragen, dass Familien ihr Leben langsam wieder aufbauen und Kindern geholfen wurde, ihre Erlebnisse zu verarbeiten". Die Hilfe erreichte rund 4,7 Millionen Menschen, darunter 2,4 Millionen Kinder. Während sich die Lage der türkischen Kinder verbessere, verschlechterte sich die Lebenssituation der syrischen Kinder auch aufgrund des anhaltenden Bürgerkriegs.Nach Angaben von Save the Children lebt ein Jahr nach dem Erdbeben noch jedes dritte Kind in einer Notunterkunft. Eigenen Umfragen zufolge berichteten in fünf von der Regierung kontrollierten Gebieten Syriens knapp 70 Prozent der Eltern, ihre Kinder seien traurig, rund 30 Prozent erzählten von Alpträumen und Schlafstörungen. In vier türkischen Erdbebenregionen habe rund die Hälfte der befragten Haushalte von psychischen Problemen oder Verhaltensänderungen bei ihren Kindern, darunter Ängste (49 Prozent) oder aggressives Verhalten (21 Prozent), berichtet."Viele Kinder und ihre Familien müssen weiterhin in Zelten und Containern ausharren", berichtet Sasha Ekanayake, Länderdirektor von Save the Children in der Türkei. "Die Erdbeben haben nicht nur ihr Zuhause zerstört, sondern auch ihr gewohntes Leben." Save the Children arbeite mit Behörden zusammen, um sich zum Beispiel um Lernräume und Schulmaterialien zu kümmern. "Aber der Bedarf ist riesig, und die Gelder sind knapp.
"Trotz der großen Bemühungen reiche die bisherige Unterstützung nicht aus, sagte die Landeschefin von Handicap International, Myriam Abord-Hugon. Es gebe großen Bedarf an "Reha-Maßnahmen, Hilfsmitteln, einschließlich Prothesen, und mentaler Unterstützung für die vielen verletzten Menschen". Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) weist zudem auf fehlende medizinische und psychologische Unterstützung der Menschen in Syrien hin. Mit der Partnerorganisation International Medical Corps errichte die DAHW in der westsyrischen Stadt Hama ein Familienzentrum zur Unterstützung der Menschen vor Ort, "vor allem Mütter, Neugeborene und Kinder mit Behinderungen", sagte der Berater für Humanitäre Hilfe und Safeguarding bei der DAHW, Imran Khan.Bei dem Erdbeben am 6. Februar 2023 waren in Syrien und der Türkei fast 60.000 Menschen gestorben, über 280.000 Gebäude stürzten ein oder wurden schwer beschädigt. Schätzungen zufolge sind knapp 18 Millionen Menschen von der Katastrophe und ihren Folgen betroffen.
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