Afghanistan: Frauenrechte werden mit Füßen getreten
ZMD unterzeichnet Protest-Statement des muslimischen Führungsrates in Europa „EULEMA“ gegen Entscheidungen der Taliban. UN sowie namenhafte islamische Gelehrte und Organisationen pflichten bei
Genf (KNA/Eigene) In einem Statement des Rates muslimischer Religionsführer in Europa „EULEMA“, den ZMD-Generalsekretär Abdassamad El-Yazidi mitunterzeichnet hat, rufen internationale islamische Organisationen im vergangenen Freitagsgebet zu Solidarität mit den Frauen in Afghanistan auf und ihrem Recht auf Bildung und Wissen überall auf der Welt. Seit der Machtergreifung der Taliban werden die Rechte von Frauen und Mädchen extrem eingeschränkt. U.a. wurde ihnen der Besuch von Schulen und Universitäten untersagt. Das UN-Menschenrechtsbüro sowie internationale islamische Organisationen, darunter die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), die Islamische Weltliga und EULEMA haben die Entscheidungen der afghanischen Taliban scharf kritisiert, die Frauen nun auch die Mitarbeit in Nichtregierungsorganisationen verbietet. Die erfolgte Anweisung des Wirtschaftsministeriums sei "eine weitere ungeheuerliche Verletzung der Frauenrechte", heißt es in einer in Genf veröffentlichten Erklärung von UN-Experten. Das Verbot schwäche die überlebenswichtigen Hilfsdienste der internationalen und nationalen NRO und entziehe vielen Frauen den Lebensunterhalt für sich und ihre Gemeinschaften. "Es drängt Frauen weiter aus dem Berufsleben und löscht sie aus der öffentlichen Sphäre aus." Betroffen seien insbesondere Organisationen, die von Frauen geleitet seien oder speziell Frauen und Kinder unterstützten.
Der Generalsekretär der Islamischen Weltliga, Dr. Al-Issa, sagte hierzu: „Bildung wird im islamischen Recht gefördert, und zwar für alle, Männer und Frauen, und keine Gruppe hat das Recht, Frauen unter irgendeinem Vorwand von der Bildung auszuschließen oder sie einzuschränken.“ Der Großimam von Al-Azhar und Vorsitzender des Muslimischen Ältenstenrats, Ahmed Al-Tayeb, kritisierte ebenfalls die extreme Verletzung des Aufrufs im Koran durch die Taliban, welcher explizit Frauen und Männer dazu aufruft nach Wissen zu streben von der Wiege bis zur Bahre.
Katastrophale Konsequenzen
Die Maßnahme der radikalislamischen Taliban wird aus Sicht der Experten katastrophale Konsequenzen für Millionen Afghanen haben. Sie verhindere den Zugang zu Lebensmitteln, Bildung, Kinderschutz und essenziellen Gesundheitsdiensten. Nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen seien die wichtigste Stütze der Hilfe für Afghanistan. Viele hätten nach dem Abzug der internationalen Truppen im August 2021 ihre Aktivitäten ausgeweitet und setzten dabei gerade auch auf weibliche Mitarbeiter. Nach Bekanntgabe des Taliban-Erlasses hätten mehrere Hilfsorganisationen bereits ihre Aktivitäten eingeschränkt.
Die UN-Menschenrechtler forderten eine internationale Reaktion auf die Entscheidung der Taliban. Zugleich riefen sie Nichtregierungsorganisationen in Afghanistan dazu auf, ihren Mitarbeiterinnen weiterhin ihr Gehalt auszuzahlen. - Das Verbot durch die radikalislamische Regierung in Kabul am vergangenen Mittwoch erfolgte nur vier Tage, nachdem die Taliban Frauen den Zugang zu Universitäten untersagt hatten.
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