Artikel Dienstag, 28.04.2020 |  Drucken

Menschen mit Handicap in Pandemiezeiten

In Zeiten der Pandemie und der sich daraus ergebenden gesetzlichen Bestimmungen, die zu Einschränkungen führen, leiden zahlreiche Menschen, wenn nicht sogar alle, darunter. Was es aber für einen Menschen mit Handicap bedeutet, sich in Corona-Zeiten halbwegs zurecht zu finden, kann man sich als Nichtbetroffener kaum vorstellen.

Zu diesem Thema sprach islam.de mit dem Berliner FDP-Politiker Thomas Seerig. Er gehört dem Abgeordnetenhaus an und ist „Sprecher für Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Handicap“. Der Parlamentarier ist mobilitätsbehindert und kennt daher aus eigener Erfahrung, was es für Menschen mit Handicap bedeutet, sich in Zeiten der Pandemie zurecht zu finden.

Islam.de: Bitte nennen Sie zu diesem Thema ein paar Zahlen.

Thomas Seerig: „Es gibt in Berlin gut 50.000 stark sehbehinderte und blinde Mitbürgerinnen und Mitbürger. Man verzeichnet hier rund 4.000 Gehörlose. Die Zahl der Taubblinden ist im größeren zweistelligen Bereich.“

Islam.de: Was sind jetzt die besonderen Herausforderungen für die Menschen mit Handicap?

Thomas Seerig: „Die Zeiten von Corona sind für uns alle schwierig, aber Menschen mit Behinderung haben zudem besondere Probleme – gerade als Risikogruppe „Vorerkrankung“. Ein Blinder steht bei 1,50 Meter Abstand in der Schlange vor speziellen Problemen, bei denen auch der Langstock nicht immer hilft.“

Islam.de: Die Hinweisbroschüren von Behörden und Apotheken beispielsweise, sind ja auch nur selten in Blindenschrift verfasst.

Thomas Seerig: „So ist es leider. Auch die Informationen amtlicher Stellen sind nicht immer in leichter Sprache, damit wirklich alle wissen, was zu tun ist.“
Islam.de: Gibt es in dem Zusammenhang „Corona und Menschen mit Handicap“ auch eine einzige gute Meldung?

Thomas Seerig: „Zumindest hat die aktuelle Lage dazu geführt, dass mehr Pressekonferenzen durch Gebärdendolmetscher unterstützt werden. Dies ist in den meisten anderen Staaten schon längst Standard gewesen. Gut, dass Deutschland hier endlich nachzieht.“

Islam.de: Wie kann man jetzt einem Menschen mit Handicap hilfreich zur Seite stehen?

Thomas Seerig: „In dieser Zeit ist generell Solidarität gefordert, um Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen und wollen. Senioren, Behinderte, Kranke zählen in erster Linie dazu. Da ist die Hilfe durch die Starken oft gern gesehen, wenn gewünscht: Einfach einmal fragen, ob und welche Unterstützung Ihr Nachbar gerade benötigt.“

Islam.de: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Abgeordneter Seerig. (Das Gespräch führte Volker-Taher Neef)




Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Jahresbericht des Deutschen Instituts für Menschenrechte: Jeder Mensch möchte in Würde leben - Für viele Menschen bleiben diese Wünsche unerfüllt – auch in Deutschland
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009