Leserbriefe |
Montag, 29.04.2002 | Drucken |
Leserbriefe
Ein 21-jähriger Muslim klärt auf und fragt Christen schrieb:
As Salamun Alaikum, Der Friede sei mit Ihnen!!!
Ich bin ein 21-jähriger türkischer Moslem und lebe seit 19 Jahren in Österreich.
Ich möchte das Thema Christentum im Quran den Christen in Europa näher bringen.
Bevor ich mit dem Thema beginne, möchte ich klar und deutlich sagen, dass die Christen und Juden im Quran nicht als "UNGLÄUBIGE" bezeichnet werden, sondern als die LEUTE DER HEILIGIEN SCHRIFT. Und, dass Jesus nicht irgendein Prophet war, sondern einer der wichtigsten im ISLAM, er wird mit 26 anderen Propheten im Quran erwähnt. Eine der islamischen Grundsätze ist es, an die Propheten zu glauben. Ein Moslem, der nicht an dasProphetentum Jesus glaubt, ist kein Moslem.
Seiner Mutter, der Maria ist im Quran ein Kapital, eine Sura, gewidmet, indem die Geschichte Marias und Jesus, der Friede sei mit ihnen, geschildert werden. Weiter, obwohl wir nicht das gleiche Gottesbild mit Christen haben, glauben wir trotzdem an den einen Gott. Ich möchte, damit sagen, dass es nur einen Gott gibt, den Schöpfer der Menschheit. ER ist unser GOTT! ER ist der GOTT der Menschheit.
Der Islam ehrt Jesus und seine Mutter Maria. Doch wir Moslems ehren ihn nicht als Sohn Gottes, sondern als Gesandter des allmächtigen Herrschers. Der Quran sagt, dass das Christentum eine von Gott offenbarte Religion war, aber leider im Lauf der Geschichte von Menschen verändert wurde. Jesus hat nach islamischem Glauben nie behauptet Sohn Gottes zu sein, sondern stets die Menschen dazu aufgerufen, an den alleinigen einzigen Gott zu glauben.
Doch in der Bibel wird Jesus als Sohn Gottes dargestellt, in der Bibel wird Jesus gefragt, ob er denn wirklich Sohn Gottes sein, und er antwortete, so ist es. Wir, Moslems, glauben nicht daran, dass Jesus je gesagt hat, er sei Sohn Gottes. Diese Bibelstelle wurde, wie viele andere von der Kirche so umgeändert. Leider Gottes.
Kommen wir jetzt zur Aufhebung des Schweinefleischverbotes. Obwohl, Jesus und seine Aposteln sich an die Thora hielten und nie Schweinefleisch aßen, wurde Gottes Gebot von einfachen Menschen aufgehoben, warum, weil dieses Gebot jüdisch war und ein jüdischesGebot hatte im Christentum nichts zu suchen, so dachte die Kirche. Und Paulus hob die Gebote Gottes mit der Jerusalemer Gemeinde auf. GEBOTE, die von Jesus eingehalten wurden, aufgehoben von einem Mann, der vor seinem Übertritt zum Christentum Christen verfolgen ließ und sogar sie ermordete.
Eine Frage an alle Christen:
Für Sie ist Jesus Sohn Gottes, warum wurden die Gebote, wie das Schweinefleischverbot oder die Beschneidung nicht vom Sohn Gottes aufgehoben? Jesus und seine Anhänger haben nie Schweinefleisch verzehrt, weil es ein Gebot Gottes war, obwohl dieses Gebot in der Thora stand, haben sie sich daran gehalten. Warum wurde es dann nach Jesus aufgehoben?
Bitte um eine Antwort. Danke!!!
Der Islam kam, um die Menschen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Das Christentum ist ein Widerspruch gegen die menschliche Bedürfnisse und für den menschlichen Verstand. Bitte nicht falsch verstehen, aber so ist es.
Meine Aspekte dafür sind, folgende:
1. In der christlichen Weltanschauung, sind die Körperbedürfnisse, das materielle Teil des Lebens, und Geld gleich UNREINHEIT, Schmutzigkeit, und teuflische Werke.
2. Das Christentum erklärte die Frau für die Sünde Adams verantwortlich zu sein, so ist es auch heute noch.
3. Die Dogma von der menschlichen Erbsünde. Welcher Verstand kann verstehen, wie ein neugeborenes Kind als Sünder auf die Welt kommt?
4. Und vor allem die Dreifaltigkeit. Jesus sei der Sohn Gottes, aber gleichzeitig sei er auch Gott, und trotzdem stirbt er am Kreuz! Es heißt er sei für die Sünden, der Menschheit gestorben, ein Mensch, der an Jesus glaubt, würde erlöst werden. Mein Verstand, versteht es nicht, warum ein Mensch für die Sünden eines anderen Menschen sterben soll. Jeder Mensch ist für sich selbst vor Gott verantwortlich. Ist mit dieser These nicht die Gerechtigkeit Gottes in Frage gestellt? Wie kann ein Gott gerecht sein, wenn er einen Menschen vergibt, weil ein anderen für ihn gestorben ist? Ein Beispiel: Ein Mensch tötet einen Menschen und behauptet, er sei für die Sünden der Menschheit gestorben. Damit ich und alle Mensche erlöst werden. Klingt das logisch?
Außerdem, Gott sei auch der heilige Vater und der heilige Geist. Die Dreifaltigkeit ist ein Verstoß gegen die zehn Gebote. Weil, Gott sagte: "Du sollst dir kein Bildnis machen, und mir kein Gott zur Seite stellen." Verstoßen die Christen mit ihrem Kredo "Im Namen Gottes, des Sohnes und des heiligen Geistes", nicht gegen dieses Gebot. Dem allmächtigen Gott wird ein Sohn und Geist zur Seite gestellt, damit ist das Christentum kein Monotheismus mehr? Liege ich da falsch.
Die Antwort des Qurans (Sure 112) auf die Dreifaltigkeit, ist diese:
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen!
1. Sprich: "Er ist Allah, der Einzige;
2. Allah, der Unabhängige und von allen Angeflehte.
3. Er zeugt nicht und ward nicht gezeugt;
4. Und keiner ist Ihm gleich."
Der Islam dagegen hat eine völlig logische Weltanschauung, die ein normaler Mensch ohne Probleme verstehen kann. Und das ohne viel Nachzudenken. Der Islam ist eine logische Religion, die nie gegen den menschlichen Verstand verstoßen hat, die den Frauen in der Geschichte zum ersten Mal das Erbrecht gab und die Menschenrechte deklarierte. Ein Muslim, der an Gott, an seine Engel, an seine offenbarten Bücher, auch an die Bibel, an seine Propheten, auch an Jesus und Moses, an das Schicksal und an das Leben nach dem Tod glaubt, wird erlöst. Und die Sünden vergibt einzig allein Gott, da jeder Mensch selbst für sein Leben und seine Sünden verantwortlich ist. Klingt das nicht viel logischer und einfacher?
Der Islam erkennt Jesus als Gottes Gesandten an, ein Mensch wie Sie und ich, so wie Muhammad es war, ein Mensch, der zum Glauben an Gott rief. Jesus sprach nie von einer Dreifaltigkeit. Jesus, Muhammad und alle anderen Gesandter Gottes riefen zu dem selben Glauben auf. Der Islam ehrt Maria, und bestätigt ihre Jungfräulichkeit. Jesus wurde ohne Vater erschaffen, ähnlich wie Adam. Adam hatte weder eine Mutter noch einen Vater. Gott ist allmächtig und wenn er will, dass ein Mensch ohne Vater auf die Welt kommt, so ist es. Er sagt nur, sei und es ist! Die Geburt Jesus ist ein Wunder Gottes.
Ich habe versucht, das Christentum aus der Sicht des Qurans zu erklären. Sollte ich jemanden verletzt oder gekränkt habe, möchte ich mich im Namen Gottes bei ihm entschuldigen.
Der Islam ist die Religion des Friedens, der Nächstenliebe und der Toleranz. Alles andere ist nicht islamisch. Islam bedeutet Friede und Hingabe an Gott, alles andere ist nicht islamisch. Der Islam ruft zu keinem Heiligen Krieg gegen Christen oder Juden auf. Der Krieg aus islamischer Sicht ist nur ein Zweck zur Selbstverteidigung. Der Islam verbietet den Krieg, er erlaubt Kriege nur gegen Tyrannei, Vertreibung und Enteignung.
Das ist die Religion des Friedens aus der Sicht eines 21-Jahre alten Moslems. Ich bin weder ein Fundamentalist noch ein Terrorist. Ich liebe den Menschen, des Schöpfers wegen. Ich liebe den Menschen, der Menschen liebt.
Leben Sie in Frieden!
Friede im Herzen, Friede auf Erden!
Islamische, friedliche Grüße
Mevlüt Turgut
Österreich
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