Leserbriefe |
Dienstag, 13.11.2001 | Drucken |
Leserbriefe
Philip Weinreuter schrieb:
Lieber Ibrahim,
Du solltest nicht den Teufel in der Evolutionstheorie sehen, oder willst Du, dass alle Gelehrten sterben? Um ehrlich zu sein ich verstehe das Zitat von Mohamed nicht, habe mir aber zur Evolutionstheorie so meine Gedanken gemacht, obwohl ich katholisch erzogen wurde.
Kennst Du den unterschied zwischen einem Philosophen und einem Propheten?
Nein?
Ich werde versuchen Dir den Unterschied zu erklären, so wie ich ihn sehe: Der Prophet sitzt auf einem Berg und schaut in den Sternenhimmel. Er hat begriffen, dass es schlecht um die Menschen steht, weil er ein Gewissen hat. Plötzlich kommt die Erleuchtung über ihn und er muss sie allen Menschen verkünden. Je nachdem, wie überzeugend er ist (z.B.: Jesus u. Muhamed)
findet er nun Anhänger. Er zielt auf das Herzen der Menschen und versucht ihnen das Seelenheil zu verkünden.
Der Philosoph dagegen schaut in den Sumpf und stellt fest, dass dort Frösche leben. Nun fragt er sich: “Warum sind Frösche im Sumpf, warum leben Frösche im Sumpf?“ Nach dem er lange nachgedacht hat beginnt er zu beobachten und alles was er sieht aufzuschreiben. Irgendwann erkennt er dann, dass Frösche aus Kaulquappen entstehen und diese wiederum aus Froschleich.
Durch Forschung haben die Araber u.A. das bengalische Feuer (Phosphor) erfunden, durch welches Saladin die Kreuzritter besiegen konnte. Durch den Satz des Thales wissen wir, dass alle Dreiecke im Halbkreis rechtwinklig sind. Das hat den Architekten sehr geholfen. Durch Philosophen entstanden Akademien und später Universitäten. Irgendwann hat man auch das Internet entwickelt.
Um ehrlich zu sein mag ich den Philosophen lieber, weil er uns Menschen das Leben erträglicher macht. Die Lebensumstände in Deutschland sind durch die Industrialisierung im großen ganzen besser geworden und es leben hier heute über 80 Millionen Menschen in Frieden. Zu Zeiten der heiligen Inquisition ging es dem Durchschnittsmenschen sicherlich nicht besser. Dies ist eine plausible Feststellung, die man nicht erforschen muss – manchmal muss man auch ganz einfach plausibel denken – man muss dann kein Forscher sein.
Hitler hat aus dem Sozialdarwinismus eine ziemlich dumme Ideologie gemacht. Sein Fehler war, dass er ohne Ethik war. Wenn Menschen ohne Sozialverhalten auf ihre Mitmenschen losgehen und Kriege führen handeln sie sozialdarwinistisch ineffizient!!!!!
Menschliche Gemeinschaften sind nur mit Gerechtigkeitsempfinden „fit“ und Hitler hat u.A. 12 Millionen Deutsche in den Tod getrieben und die Deutschen haben den Krieg „Gott sei Dank“ verloren.
Ich glaube, dass der Mensch von den Affen abstammt. Ich glaube auch, dass Darwin mit seiner Theorie: „Survival of the Fittest“ recht hat. Ich sehe mir mit meinem Sohn sechs Jahre) gerne Dinosaurierskelette an und erkläre ihm dann, dass das Leben Millionen von Jahren für die Entwicklung gebraucht hat. Da ist meiner Ansicht nach genügend Zeit vorhanden auch komplexe Proteinstrukturen aufzubauen, nämlich über Mutation und Selektion der Lebewesen. Das es gerade in der Entstehungsgeschichte der Menschen große Lücken gibt weiß ich. Aber wenn ich höre, dass die DNA des Schimpansen zu fast 98 \% mit der des Menschen identisch ist reicht mir das als Beweis. Und wenn dann noch massenweise Knochen von Homo Erectus, Homo Habilis usw. gefunden werden bin ich weiterhin überzeugt.
Ein Problem habe ich aber mit religiösen Texten, weil man die interpretieren kann, wie man will. Das ist mir zu unwissenschaftlich und dient nur der Verwirrung, durch welche am Ende im schlimmsten Falle Märtyrer entstehen, die Tausende in den Tod reißen. Ich möchte aber gerne weiterleben.
Es sei jedem Mensche seine Religion gegönnt. Die Suche nach Mysthik und nach dem Sinn des Lebens ist tief in uns (vielleicht sogar genetisch) verankert.
Die Propheten sollten aber den Wissenschaftlern nicht im Weg stehen, sonst werde ich sauer (siehe Kopernikus, Galilei). Am schlimmsten aber ist es, wenn die Wissenschaft durch religiöse Fanatiker missbraucht wird.
Ich bekenne mich zur Suche nach der Wahrheit, weil ich ein Mensch bin und „Gott sei Dank“ eigenständig denken kann und darf! Ich bin dankbar dafür, dass ich studieren durfte.
Ein Hochschulabsolvent und Vater
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