Leserbriefe Donnerstag, 09.02.2006 |  Drucken

Leserbriefe



R.I. schrieb:
Islam darf keine Sonderstellung beanspruchen


Nun, was soll man als Europäer, als christlicher Europäer zu den aktuellen
Vorgängen sagen?
Ich finde den Artikel "Karikaturstreit: „Wer hat Angst vor dem schwarzen
Mann?“" von Aiman A. Mazyek sehr gut. Stimme ihm zu. Jedoch möchte ich
betonen, dass man vor der satirischen Darstellung von Religionen keinen Halt
machen darf. Ich bin selbst christlich, doch bin ich der tiefen Überzeugung,
dass auch das Christentum dessen ausgesetzt werden wollte, ja ausgesetzt
werden muss. Und der Islam darf keine Sonderstellung beanspruchen. Haben Sie
extrem christentumkritische Karikaturen und andere satirische Darstellungen
in unseren Medien einmal beachtet? Da wird auch nicht vor Jesus oder gar vor
Gott halt gemacht. Und das ist recht so. Eine Satire ist eine Satire. Sie
ist kein Manifest für den Kampf der Kulturen.
Jedoch frage ich mich, warum die Muslime in europäischen Ländern, von
England/London abgesehen ihren Protest nicht durch Brandschatzungen äussern.
Das ist zum Glück so, das möchte ich betonen. Doch warum gibt es solche
Übereaktionen auf Seiten muslimischer Staaten und gewisser Minderheiten in
diesen? Wo liegt der Unterschied zwischen, sagen wir, deutschen und
(gewissen) syrischen Muslimen? Was macht den Unterschied aus?? Und warum
reisen dänische Imame mit den Karikaturen im Gepäck durch die muslimische
Welt und haben somit das, was wir gegenwärtig sehen, erst vorsätzlich
entzündet, entfacht und geschürt??
Der gegenwärtige Konflikt wirft eine Unmenge Fragen auf beiden Seiten auf.
Ich habe aus Interesse neulich 11 Monate in 2 arabischen Ländern verbracht,
um deren Gesellschaften einmal mit eigenen Augen zu sehen. Und ich musste
leider feststellen, dass in diesen Ländern das Verstehen-Wollen sehr wenig
ausgeprägt ist. Es herrscht eher die Einstellung vor: ich habe recht, weil
ich Moslem bin.
Die Lösung liegt in den europäischen Muslimen. Nur sie können ihre
Glaubensbrüder und -schwestern so manchens nützliches lehren. Ich hoffe,
dass auch die deutsche Regierung das bald erkennen möge und dem Islam die
Stellung in der deutschen Gesellschaft zuerkennt, die er verdient. Ich meine
damit: Anerkennung als dritte grosse Religion. Islamischer
Religionsunterricht, jedoch auf deutsch, ggf. Türkisch- und Arabisch-
unterricht gewissen Schulen und vor allem muss die Imamausbildung
vollständig in Deutschland durchgeführt werden. Die europäischen Muslime
halte ich für die Brücken zwischen Europa und der islamischen Welt, denn sie
kennen beides: säkuläres Europa und strenggläubigen Islam in den
betreffenden Staaten.


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