Newsnational Montag, 05.09.2022 |  Drucken

Studie: Fast jeder Zweite in Deutschland für "Schlussstrich“

49 Prozent der Befragten in Deutschland befürworten demnach, dass "wir heute nicht mehr so viel über die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus reden, sondern endlich einen Schlussstrich ziehen" sollten

Gütersloh (KNA) In der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit ist einer Studie zufolge fast jeder zweite Mensch in Deutschland für einen Schlussstrich. 49 Prozent der Befragten befürworten demnach, dass "wir heute nicht mehr so viel über die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus reden, sondern endlich einen Schlussstrich ziehen" sollten. Das geht aus der am Freitag vorgelegten Studie "Deutschland und Israel heute: Zwischen Verbundenheit und Entfremdung" der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh mit Daten aus dem vergangenen Jahr hervor.

Ein gegensätzliches Bild ergibt sich in dieser Frage bei den 18- bis 29-Jährigen: Hier widerspricht fast jede zweite Person (47 Prozent) der Forderung, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Auch in der Parteienlandschaft gibt es bei dem Thema starke Unterschiede. Gegen einen Schlussstrich wenden sich vor allem die Wählerinnen und Wähler der Grünen mit 65 Prozent. 76 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger der AfD äußern sich hingegen zustimmend.

Mehrheit der Israelis gegen Schlussstrich

Für die Studie wurden nicht nur Menschen in Deutschland, sondern auch in Israel befragt. Eine große Mehrheit der jüdischen Israelis (72 Prozent) findet es falsch, einen Schlussstrich zu ziehen. Unter den arabischen Israelis sind es 18 Prozent. Im Generationenvergleich zeigt sich auch in Israel, dass die jüngere Generation weniger bereit ist, die Vergangenheit ruhen zu lassen: 29 Prozent der über 60-jährigen Israelis finden es richtig, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, während es bei den 18- bis 29-Jährigen nur 9 Prozent sind.

"Deutsch-israelische Beziehungen im 21. Jahrhundert haben nach wie vor die nationalsozialistische Verfolgung und den Holocaust als historischen Bezugspunkt", heißt es in der Studie. Der Zusammenhang zwischen Vergangenheit und Gegenwart werde von beiden Seiten als prägend wahrgenommen.

Nach Meinung von 64 Prozent der Befragten in Israel sollte die Erinnerung an den Holocaust eine zentrale Rolle für die deutsche Politik spielen. In Deutschland stimmen 43 Prozent der Aussage zu, dass eine fortwährende Erinnerung an den Holocaust für die heutige und künftige deutsche Politik eine Rolle spielen sollte. Bei den Jüngeren misst eine Mehrheit mit 56 Prozent der Erinnerung eine große oder sehr große Rolle für die deutsche Politik bei.

In Deutschland wurden repräsentativ 1.271 Menschen ab 18 Jahren befragt, in Israel 1.372. Dort machen arabische Israelis gut 20 Prozent der Bevölkerung aus.




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