Newsnational Donnerstag, 21.10.2021 |  Drucken

Zentralrat der Muslime fordert mehr Schutz für Moscheen

Mazyek: Eine "Atmosphäre des Laisser-faire" würde potenzielle Täter "geradezu animieren", Übergriffe und Anschläge zu verüben. Man solle sich im Klaren sein, dass es zu den Strategien von Rechtsextremisten gehöre, Moscheen anzugreifen. Nötig sei ein Umdenken bei den Sicherheitsbehörden.

Berlin (KNA) Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat mehr Schutz für Moscheen gefordert. Insbesondere größere muslimische Einrichtungen sollten zu größeren Veranstaltungen wie etwa dem Freitagsgebet sichtbar geschützt werden, forderte Mazyek am Donnerstag in Berlin bei einer Veranstaltung der MEDIENDIENST INTEGRATION *.

Eine "Atmosphäre des Laisser-faire" würde potenzielle Täter "geradezu animieren", Übergriffe und Anschläge zu verüben. Man solle sich im Klaren sein, dass es zu den Strategien von Rechtsextremisten gehöre, Moscheen anzugreifen. Nötig sei ein Umdenken bei den Sicherheitsbehörden.

Im vergangenen Jahr haben die deutschen Sicherheitsbehörden bundesweit 103 Straftaten gegen Moscheen erfasst. Fast drei Viertel wurden als rechts motiviert gewertet. Insgesamt registrierten die Behörden 1.026 Straftaten mit islamfeindlichem Hintergrund, etwa acht Prozent mehr als im Vorjahr. Davon wurden 92 Prozent dem rechten Spektrum zugeordnet.

Staatliche Maßnahmen würden dieser Entwicklung hinterherlaufen, kritisierte Mazyek. Er bemängelte beispielsweise, dass eine Moschee in Halle trotz wiederholter Angriffe erst nach dem Anschlag auf die Synagoge in der Stadt im Jahr 2019 rund um die Uhr bewacht werde. Viele Moscheegemeinden hätten schon eigene private Maßnahmen umgesetzt, weil sie sich alleingelassen fühlten. Der Terroranschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März 2019 sei auch in Deutschland für viele Gemeinden ein Wendepunkt gewesen.

Am wichtigsten sei aber zunächst das direkte Gespräch zwischen Staatsschutz, Polizei und Gemeinde, meinte Mazyek. Dies habe sich in Teilen in den vergangenen Jahren bereits verbessert. So würden etwa in Pilotprojekten in Rheinland-Pfalz sogenannte Sicherheitsscouts in den Gemeinden durch die Polizei sensibilisiert und vorbereitet. Insgesamt sei Prävention wichtig.

Die Soziologin Yasemin El-Menouar, die seit 2014 den Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung leitet und Mitglied des Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit ist, verlangte mehr Aufklärung und Forschung, um bessere Sicherheitskonzepte für Moscheen erarbeiten zu können. Man müsse stärker in Prävention investieren. Zu einem guten Sicherheitskonzept gehöre auch eine aufgeklärte Nachbarschaft. Zudem wäre es hilfreich, zu wissen, welche Moscheegemeinden warum angegriffen werden, ob sie etwa bestimmten Verbänden angehörten.

*http://mediendienst-integration.de "Der Mediendienst Integration ist ein Informationsservice für Journalist*innen zu den Themen Flucht, Migration und Diskriminierung in Deutschland. Wir arbeiten eng mit Fachleuten aus der Wissenschaft zusammen und vermitteln Kontakte für die Berichterstattung."




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