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Sonntag, 20.01.2008

Österreich habe sich auf die Seite der Muslime gestellt - Demokratie ist Interessensvertretung des gesamten Volkes

Muslime: "Dank an politische Reaktion nach Winter-Aussagen" - "Wir sind stolz auf unsere antirassistische Haltung

Wien - Persönliche Worte haben die Wiener Muslime beim Freitagsgebet in der Wiener Schura-Moschee gefunden. Bei seiner Predigt dankte Adnan Ibrahim den österreichischen Spitzenpolitikern für deren rasche Verurteilung der antiislamischen Aussagen der FPÖ-Politikerin Susanne Winter. "Wir sind stolz auf unsere antirassistische Haltung", unterstrich der bekannte Theologe die Haltung seiner Religion. Man werde im Islam niemals die Propheten anderer Religionen beleidigen.

Stattdessen wurden Bundespräsident Heinz Fischer, die Regierungsspitzen und der steirische Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) gewürdigt. "Wir wissen die Entschuldigung sehr zu schätzen", wurde letzterem noch einmal gedankt. Österreich habe sich auf die Seite der Muslime gestellt, "wir glauben, dass die Freiheitliche Partei gegen Österreich ist", lautete es in der Predigt.

Nach einer Woche blauer Provokationen widmeten viele Wiener Imame ihre Predigten beim Freitagsgebet den Beschimpfungen gegen den islamischen Propheten Mohammed
Muhammad Ismail Suk, hält seine wöchentliche Ansprache – „Ermahnung“ nennt er sie – in lupenreinem Wienerisch. An diesem Freitag dreht sie sich um nur ein Thema: Die FPÖ-Politikerin Susanne Winter, die Mohammed einen „Kinderschänder“ genannt hat.

„Vor 1482 Jahren nach islamischer Zeitrechnung, im Jahr des Elefanten, strahlte ein Licht über die Welt“, startet Suk mit einem Exkurs über das Leben des Propheten, dem „Vorbild für alle Menschen“. Allah selbst habe ihn gelobt, „wahrlich du hast einen edlen Charakter“. Und dennoch – „oder vielleicht gerade deswegen“ – gebe es „viele Neider und Schajtane (Bezeichnung für Satan, Anm.), welche ihn mit allen Mitteln angreifen, verleugnen und verspotten“.
„Und ertrage in Geduld alles, was sie reden, und halte dich in angemessener Weise zurück.“ Aber, fügt der Konvertit an: „Wir halten nicht auch noch die linke Wange hin.“

Unterdessen wiest die Islamische Liga der Kultur die hasserfüllten „Anmerkungen“ der FPÖ – Politikerin Winter über den Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) kategorisch zurück, da das Schüren von Konflikten innerhalb einer Gesellschaft keine gute Saat für das neue Jahr des Dialogs 2008 sein kann.

„Dieses Wetteifern, um die tiefste Menschenverachtung und die hässlichste Hetze gegen die Anderen zu propagieren, kann niemals die Basis einer demokratischen Partei sein, oder einer solchen, die sich "freiheitlich" nennt und das Vorrecht einer demokratischen Geisteshaltung beansprucht.
Demokratie bedeutet nicht nur, einen Wahlgang zu bestehen und eine Konkurrenzpartei in der Wählergunst aus dem Feld zu schlagen – Demokratie ist vielmehr Interessensvertretung des gesamten Volkes und somit notwendigerweise auch Minderheitenschutz, denn auch Minderheiten gehören zur Gesamtbevölkerung fest dazu. Ganz offensichtlich haben jedoch so manche Vertreter diverser Gesinnungen diese Lektion aus der Geschichte Mitteleuropas nicht verstanden, und sind sich nicht ihrer gewaltigen Verantwortung für den gesellschaftlichen Frieden im Land bewusst. (aus: Der Standard, APA, www.islaminitiative.at)