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Mittwoch, 26.09.2007

Würzburg: Ramadanzelt großer Erfolg

Praktischer Dialog mit dreitägigem Programm stieß auf großes Interesse der Bürger.

Im Schatten des Rathauses haben Würzburgs Muslime am Freitag zum zweiten Mal ihr Ramadan-Zelt aufgebaut. Damit soll auch zum Ausdruck gebracht werden, dass sie Teil dieser Gesellschaft seien und ihren Beitrag dazu leisten wollten, hieß es mehrfach. Drei Tage lang haben sie sich mit Interessierten ausgetauscht, diskutiert und gemeinsam gegessen.

Mitten im Stadtzentrum am Vierröhrenbrunnen wimmelt es nur so von Touristen und Passanten. Doch der große Andrang vor dem Zelt blieb am Freitag aus. Das sah am Samstag schon anders aus. An den Tischen vor dem Eingang diskutierten und informierten Muslime interessierte Bürger, die etwas über den Islam erfahren oder ihre Meinung dazu los werden wollen. „Die Unterschiede zwischen Christen und Muslimen werden bestehen bleiben, wenn wir die Gespräche vertiefen", konstatierte Dr. Theo Wettach. Aber man werde auch entdecken, dass man aufeinander angewiesen sei und als Bürger für Frieden und das Wohl der Stadt eintreten könne, fügte der christliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für christlich-islamische Begegnung in Würzburg hinzu.

Der Vertreter der Regierung von Unterfranken, Thomas Weingart, betonte, mit dem Ramadan-Zelt leisteten die Muslime einen wichtigen Beitrag zur Integration. Sie zeigten damit, dass sie auf ihre Mitbürger zugehen wollten. Umgekehrt zeigten die Anwesenden auch ihre Bereitschaft, dieses Dialogangebot anzunehmen. Pfarrer Alfred Singer, der den katholischen Dekan Erhard Kroth vertrat, begrüßte ausdrücklich, dass sich „die muslimischen Freunde nicht in den Schmollwinkel zurückgezogen sondern sozusagen eine Gegenoffensive gestartet haben, indem sie zu einem Fest der Begegnung einladen". Laut Dekan Dr. Günter Breitenbach ist viel Gutes im Zusammenleben längst gewachsen. „Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, darin sind wir uns einig, die Würde des Menschen zu verteidigen und die Ehrfurcht vor Gott zu wahren, jeglicher Gewalt und Anstiftung zur Gewalt entgegenzutreten sowie Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu widerstehen." Wenn es gelinge, dass islamischer Religionsunterricht in der Schule oder ein Moscheebau zur Selbstverständlichkeit werde, dann werde man den nächsten Schritt getan haben.

„Wir brauchen mehr Würzburger Ramadan-Zelte und weniger Sonntagsreden", rief Aiman Mazyek. Denn ohne das Wissen voneinander werde das Zusammenleben in Zukunft schwieriger, sagte der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland. „Die Tatsache, dass wir zum Beispiel noch nicht geschafft haben, talentierte deutschtürkische Fußballer in die deutsche Nationalmannschaft zu rekrutieren oder zu integrieren und dass diese noch lieber in der türkischen Nationalmannschaft spielen wollen, zeigt schmerzvoll, dass das Zusammenleben nich nicht richtig funktioniert." Da helfen seiner Meinung nach verschärfte Sicherheitsgesetze angesichts Terrordrohungen allein wenig. Dadurch würden eher die Gräben zwischen Muslimen und Deutschen noch tiefer.

Auch Sema Kuzucu, Sprecherin des Internationalen Islamischen Forums Würzburg, appellierte an die deutsche Mehrheit, die ausgestreckte Hand der Muslime zum Dialog anzunehmen, um so Vorurteile abzubauen. Die Muslime rief sie auf, sich auch ein bisschen zu bewegen und den Dialog zu suchen und sich nicht nur über die Medien zu ärgern. „Wir haben in Würzburg Einiges bewegt." Für dieses Engagement zeigte sich Stadtrat Erich Felgenhauer als Vertreter der Stadt sehr dankbar.

An den Tischen im Zelt ging es nicht ausschließlich um Islam. Beim abwechslungsreichen Programm saßen Muslime und Andersgläubige bis in die Nacht zusammen - ungezwungen und ohne Berührungsängste. (Quelle: Main Post)