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Donnerstag, 01.02.2007
Islambild bei ARD/ZDF - Neue Studie
Überwiegend negativ konnotierte Themen mit Bezug zum Islam im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
Das Islambild deutscher Medien ist seit mehr als einem Jahrzehnt Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Der Islam hat sich dabei als eine Thematik erwiesen, über die erheblich negativer und konfliktorientierter berichtet wird als über die meisten anderen Themen.
Da die meisten Deutschen keinen direkten Kontakt zu Muslimen oder zur islamischen Welt, also vor allem zu den Staaten von Nordafrika bis nach Südostasien, pflegen, wird ihr Islambild nachhaltig von den Massenmedien geprägt. Die demoskopische Lage des letzten Jahrzehnts zeigt denn auch einen Trend auf, wonach ein Großteil der deutschen Bürger Angst vor dem Islam hat.
In einer von Prof. Dr. Kai Hafez und Carola Richter, M.A., Kommunikationswissenschaftler der Universität Erfurt, durchgeführten Studie zur Thematisierung des Islam bei ARD und ZDF wurde festgestellt, dass die Beiträge deutlich überwiegen, die Gewalt und Gesellschaftskonflikte mit Bezug zum Islam thematisieren.
Analysiert wurden Magazin- und Talksendungen sowie Dokumentationen und Reportagen im Zeitraum vom 1. Juli 2005 bis 31. Dezember 2006. In 133 Sendungen bzw. Einzelbeiträgen wurde ein Bezug zum Islam hergestellt. Nur knapp ein Fünftel davon beschäftigte sich mit neutralen oder auch positiven Thematisierungsanlässen.
Im Ergebnis zeigt sich z.b:, dass Terrorismus und Extremismus für deutsche Magazin- und Talk-Sendungen sowie Dokumentationen/Reportagen das attraktivste und bedeutsamste Thema in der Auseinandersetzung mit dem Islam ist. In den letzten anderthalb Jahren hat sich etwa ein Viertel der Islam-Beiträge (23,31%) mit diesem Themenfeld beschäftigt.
In der Gesamtschau lässt sich zudem sagen, dass sich die Darstellung des Islams in den Magazin- und Talksendungen sowie Dokumentationen/Reportagen des deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu über 80% an einem Bild orientiert, in dem diese Religion als Gefahr und Problem in Politik und Gesellschaft in Erscheinung tritt. Das Islambild dieser Formate bei ARD und ZDF ist ein zugespitztes Gewalt- und Konfliktbild, das den Eindruck vermittelt, dass der Islam weniger eine Religion als vielmehr eine politische Ideologie und einen gesellschaftlichen Wertekodex darstellt, der mit den Moralvorstellungen des Westens kollidiert. Der Nachrichtenfaktor „Konflikt“ dominiert ganz eindeutig, d.h. Themen werden begünstigt, die ein konflikthaftes, in weiten Teilen sogar ein offen gewaltsames Geschehen beinhalten.
Die Studie beinhaltet im Anschluss an die Analyse konkrete Empfehlungen an Fernsehsender und Verbände, um dem Programmauftrag im Hinblick auf eine angemessenere Präsentation des Islams besser gerecht zu werden. So wird z.B. vor einer übertriebenen Islamisierung der Medienagenda gewarnt. Statt die Entwicklung des Terrorismus in der Region, Gewalt gegen Frauen oder die Persistenz autoritärer Systeme einseitig an „dem Islam“ mit seinen ohnehin mannigfachigen und widersprüchlichen Deutungen aufzuhängen, sollte sich ein an Aufklärung orientierter Journalismus bemühen, die komplexen Hintergründe zu verstehen, die diesen Problemen zu Grunde liegen.
Lesen Sie dazu auch:
-Vollständige wissenschaftliche Studie ARD/ZDF-IslamBild
-> (http://www2.kommunikationswissenschaft-erfurt.de/uploads/bericht_islam_in_ard_und_zdf_2005_2006.pdf)