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Leserbriefe

Montag, 18.12.2006



Mag. Gerd Steiner aus Wien schrieb:
Leserbrief zu: Türkei überholt Polen

Dass die Türkei nicht Mitglied der EU werden kann, liegt nicht bloß an der Türkei, sondern meiner Meinung nach an Europa selbst. Europa wäre zu überfordert.

Wir hier können uns ja kaum vergegenwärtigen wie groß dieses Land ist. Viele mögen glauben es liege bloß am Bosporus, und Istanbul - das übrigens mehr Einwohner wie Österreich hat - sei schon die Türkei. Nicht viele vergegenwärtigen sich den Osten der Türkei, wo es Zustände gibt, welche ich nicht als "europäisch" bezeichne.

Das Land reicht bis in jene Regionen, wo Krieg geführt wird; und ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn dort die EU-Außengrenze liegt. Außerdem wäre die Türkei nur ein Dominostein von mindestens dreien, nämlich:
1) Türkei
2) Zypern
3) Israel
und dann säßen wir auf einem Pulverfass. Das ist zuviel "des Guten".
Beim Euro glaubten wir auch durch diese Einführung der Währung schon den Boden für eine "Europakultur" zu schaffen.
Das Gegenteil ist der Fall. Vielerorts sind die Bürger noch skeptischer geworden.

Die Geschäftsleute und global player mögen in ihren Interessen ja recht homogen sein, aber Europa muss sich erst einmal selbst finden; nicht bloß im Materialismus, sondern auch in den Werten und in der kulturellen Indentität.

Es haben sich Abend- und Morgenland immer schon bereichert und einander fasziniert. Die Türkei könnte da eine Brückenfunktion haben.
Ich denke allerdings, dass auf beiden Seiten viel zu tun und zu lernen ist, um einander wirklich näher zu kommen.

Viele Länder in der Welt haben Polen überholt oder waren von vornherein schon vorne.
Irgendwo muss Europa auch Grenzen haben, es ist etwas auch dadurch, dass es etwas nicht ist.
Dass es Länder gibt, welche EU-Ländern ökonomisch voraus sind, ist für mich kein zwingendes Kriterium, dass diese auch EU-Mitglieder werden.