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Mittwoch, 10.05.2006
Fußball-Aktion: Muslime gegen Christen: 1:12 - Imame und Pfarrer zeigen, was sie drauf haben
Imame und Pfarrer aus der Hauptstadt spielen in Wilmersdorf gegeneinander Fußball, um gemeinsam für mehr Verständnis füreinander zu werben. Da stört auch der erfolgreiche Sturmlauf der Christen nicht. Das Credo: "Wir sind alle Gewinner". (06.05.2006, 14:35 Uhr)
Berlin - Als ein Imam und ein evangelischer Pfarrer gleich zu Spielbeginn zusammenstoßen und der Iman stürzt, scheint die fragile Freundschaft zwischen Muslimen und Christen für einen Moment gefährdet zu sein. Doch schon ist ein weiterer Pfarrer zur Stelle und hält den Kopf des an der Wange leicht verletzten Imams, ein jüdischer Linienrichter eilt mit einer Flasche Wasser herbei. Szenen wie diese mögen in der politischen Welt rund um den Globus noch Träume sein, doch auf einem Sportplatz in Berlin-Wilmersdorf wurden sie am Samstag Wirklichkeit.
«Mit diesem Fußballspiel wollen wir nicht nur zeigen, dass Kontakte zwischen Menschen verschiedenster Glaubensrichtungen sehr wichtig sind, sondern auch, dass das viel Spaß machen kann», sagt Johnathan Brenton von der britischen Botschaft in Berlin, die diese Veranstaltung im Rahmen einer WM-Konferenz mitorganisiert hatte. In Deutschland war es das erste Spiel dieser Art.
Die sportliche Begegnung zwischen den Geistlichen verschiedener Religionen macht allerdings nicht nur Spaß, sie ist auch anstrengend. Bei strahlendem Sonnenschein geraten alle Spieler schnell ins Schwitzen. Das liegt zwar nicht an ihrer Kleidung, denn in Kutten oder Gewändern spielt hier niemand. Aber immerhin liegt der Altersdurchschnitt auf dem Platz bei etwa Mitte 40 - und so viel wie heute läuft an einem normalen Arbeitstag sonst keiner der Männer.
Doch trotz des ähnlichen Alters domininieren die evangelischen Pfarrer schon von der ersten Minute an klar das Spiel. Sie spielen deutlich organisierter, rasen in Windeseile über den Platz. Die Moslems schlagen immer wieder in einem unerwarteten Moment zu. Dann köpfen sie, preschen aus der Masse hervor oder kicken den Ball über den eigenen Kopf nach hinten. Dennoch reicht das zum Siegen bei weitem nicht aus, die Imame verlieren nach 60-minütigem Spiel haushoch mit 1:12.
«Wir fühlen uns aber nicht als Verlierer, wir sind alle Gewinner», sagt der Mannschaftskapitän und gebürtige Ägypter, Imam Taha von der Neuköllner Al-Nur-Moschee, und unterstreicht damit die Idee des Spiels. «Wir leben alle schon lange miteinander und werden es noch bis zum Ende der Geschichte tun, deswegen ist ein guter Kontakt zwischen allen Religionen so wichtig.»
Einen Unterschied stellt er allerdings fest: «Die Pfarrer sind sportlicher», sagt er. «Anscheinend müssen wir Imame in unseren Gemeinden mehr Konflikte lösen und haben kaum Zeit, um uns zu bewegen.» Tatsächlich wirken die Imame mit ihren Bäuchen unter den grellgelben Trikots deutlich behäbiger als die großen, schlanken Pfarrer. Aber das kann auch Zufall sein. Denn als das wohl weltweit erste dieser Freundschaftsspiele im Januar in England stattfand, liefen die älteren Christen den jungen, drahtigen Muslimen hinterher - und verloren 1:6. (Von Aliki Nassoufis)