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Sonntag, 19.03.2006

15 von 2500 Moscheen in Deutschland vom Verfassungsschutz als extrem eingestuft

Solange die 15 nicht benannt werden, steht die überragende Mehrzahl der Muslime und ihre Gotteshäuser unter Generalverdacht

islam.de - Dem "Spiegel" zufolge wurden mehr als 2500 islamische Gotteshäuser in einem fast zweijährigen Verfahren von Verfassungsschützern in Bund und Ländern auf extremistische Umtriebe hin untersucht. Eine in dieser Form einmalige Veranstaltung in Deutschland.

Die Tatschache, dass überhaupt gegen 2500 Moschee ermittelt wurde zeigt zudem, dass alle Moscheen zunächst unter Verdacht standen. Angesichts der Tatsache, dass diese Untersuchungen ohne Wissen der Gemeinde erfolgten, bestärkt die Annahme des Generalverdachtes.

Das Ergebnis ist sicherlich für manche – weniger für die Muslime und ihre Organisationen selber – überraschend. Von den 2500 Moscheen hätten die Experten 39 als verdächtig erfasst. 15 dieser 39 Gebetshäuser seien als besonders problematisch eingestuft worden. Das Bundesinnenministerium wollte bis heute diesen Bericht weder bestätigen noch dementieren.
Wie der "Spiegel" unter Berufung auf Einschätzungen des Verfassungsschutzes weiter berichtet, ist es wahrscheinlich, dass die nun erfassten Gebetsstätten "als Radikalisierungs- und Rekrutierungsmärkte“ fungieren.

Die gute Nachricht ist nun, dass von allen 2500 untersuchten Moscheen und Gebetshäusern in Deutschland nur 15 im Verdacht stehen, extremistisch zu sein.

Die schlechte Nachricht: Der Verfassungsschutz nennt die Adressen nicht. Der Schutz der Gesellschaft gebietet das aber; insbesondere der Schutz der Muslime, damit die große Mehrheit der friedlichen muslimischen Mitbürger eben nicht im Dunkeln tappen muss und sich vor solchen Institutionen entsprechend fernhält. Doch leider Fehlanzeige.

Es ist Zeit, Ross und Reiter zu nennen, damit endlich die Unversehrtheit und religiöse Integrität der übrigen 2485 Moscheen in Deutschland wieder hergestellt wird, die unter den öffentlichen Moscheedurchsuchungen und Personenkontrollen gerade anlässlich des Freitagsgebetes unsäglich gelitten haben.

Wenn die Behörden dies nicht tun, nehmen sie damit wissentlich in Kauf, dass alle Moscheen weiterhin unter Generalverdacht stehen, obgleich diese langjährigen geheimen Studien genau das Gegenteil belegen.

FDP-Innenexperte Max Stadler warnte angesichts der mutmaßlichen Erkenntnisse des Verfassungsschutzes dann auch: "Wir dürfen aus den Zahlen keinen Generalverdacht gegen Muslime ableiten", sagt Stadler der Morgenpost. Vor allem aber sei der Dialog mit den muslimischen Vertretern vor Ort zu suchen. Stadler: "Offener Dialog hilft manchmal mehr als Repression." Auch der Innenexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, zeigte sich wenig überrascht über die neuen Erkenntnisse. Es sei bekannt, daß einzelne Moscheen in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet würden, sagte Wiefelspütz der WELT.

Unlängst hat der Zentralrat der Muslime zum wiederholten Male darauf aufmerksam gemacht, dass eine Meldung verfassungswidriger oder extremistischer Taten nicht nur Bürgerpflicht sondern auch eine muslimische Pflicht darstellt. Andere islamische Organisationen sagten dies in ähnlicher Weise.