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Leserbriefe

Freitag, 13.01.2006



Silvia Horsch schrieb:
Befremdlich wegen der positive Rezension von Abdullah Schwarz - Mittelalterliche Vorstellungen von vielen muslimischen Gelehrten über die Frau

Mit der Neuherausgabe des Buches über die Ehe von Imam al-Ghazali hat der ansonsten verdienstvolle Spohr-Verlag den Muslimen in Deutschland einen Bärendienst erwiesen. Dieses Buch ist in der Lage, die bestehenden Vorurteile über das Verhältnis der Geschlechter in der islamischen Ehe noch zu übertreffen. Umso befremdlicher ist die positive Rezension in islam.de von Abdullah Schwarz:

"Imam Ghazâlî führt uns in jene wunderbare Zeit zurück, da Männer noch richtige Männer und Frauen noch richtige Frauen..."
Was an der Form der Ehe-Sklaverei (S. 161), wie Ghazali sie beschreibt, wunderbar ist, bleibt indes ein Rätsel.
Hier ein paar besonders pägnante Aussagen Ghazalis, bei denen man als muslimische/r Leser/in nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll:

Zum Nutzen der Ehe:
"Der vierte Nutzen der Ehe besteht [nach der "Erzielung von Nachkommenschaft", der "Dämpfung der Sinnlichkeit" und der "Ausspannung und Erholung"] darin, daß sie den Mann von den häuslischen Sorgen befreit, so daß er sich nicht abzugeben braucht mit Beschäftigungen wie zu kochen, zu kehren, das Bett zu machen, die Gefäße zu reinigen und sonst alles instand zu halten." (S. 62)
(Hier sei nur daran erinnert, dass unser Prophet einen Teil seiner Zeit mit der Arbeit im Haushalt seiner Frauen verbrachte ...)

Aufschlussreich auch die Proportionen, die den männlichen und weiblichen Voraussetzungen für die Ehe gewidmet sind: Während die "von seiten der Frau erforderlichen Eigenschaften" 19 Seiten umfassen, wird den "Erfordernissen von seiten des Mannes" knapp eine Seite gewidmet.

Zu den Pflichten der Frau gegenüber dem Mann:
"Alles, was hierüber zu sagen ist, ist in dem Satz enthalten, daß die Heirat eine Art Sklaverei bedeitet und daß die Frau die Sklavin des Mannes ist." (S. 161)
"Wie die gottselige Aischa berichtet, kam einmal eine junge Dame zum hochgebenedeiten Propheten und sprach zu ihm: "Ich bin eine junge Dame, Prophet Gottes, und werde viel umworben, aber ich möchte nicht heiraten. Was hat denn die Frau für Pflichten gegenüber den (sic!) Mann?" Er antwortete ihr: "Wenn der Mann von oben bis unten mit Geschwüren bedeckt wäre und die Frau ihn ableckte, so hätte sie noch keineswegs ihre Dankespflicht erfüllt." (...) (S. 162) (Die junge Dame zieht daraus dann auch sofort den einzig möglichen Schluss: "Dann heirate ich nicht.")

Über kinderlose Frauen, nach einem angeblichen Ausspruch des Propheten:
"Eine Matte in einem Winkel des Hauses ist besser als eine Frau, die nicht gebiert." (S.43)
(Das beträfe ja dann auch die Mehrzahl der Frauen des Propheten...)

Der Rezensent gesteht Ghazalis Abhandlung folgenden Erkenntniswert zu: "Es könnte deutlich werden, daß das (nämlich zu glauben, Männer sollten wie Frauen und Frauen wie Männer sein) ein großer Irrweg ist und gerade darin, daß Mann und Frau im Gegenteil so wunderbar verschieden sind, das Glück der Menschheit liegt und daß wir, wenn wir das verstehen, zugleich eine der wichtigsten Fragen unserer Existenz lösen."

Das Problem des Buches liegt allerdings weniger in der Ansicht, Männer und Frauen seien verschieden, als der Meinung, die Frau sei dem Mann unterlegen. Den Lesern muss sich der Eindruck aufdrängen, die einzige Aufgabe der Frau, ja ihre Existenzberechtigung, sei Dienstbarkeit, Gehorsam und Fürsorglichkeit dem Mann gegenüber (abgesehen natürlich von der Sorge um die Kinder) - ein Aspekt, den der Rezensent stillschweigend übergeht.
Mehr als über die islamische Ehe sagt das Buch über - im negativen Sinne des Wortes - mittelalterliche Vorstellungen von vielen muslimischen Gelehrten über die Frau aus. Leider ist auch der herausragende Imam al-Ghazali hier keine Ausnahme.