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Leserbriefe

Montag, 28.11.2005



Jörgen Klußmann, Studienleiter der Evangelische Akademie im Rheinland schrieb:
Christlich-islamischer Dialog in Deutschland und Frankreich

Zu einem Dialog zwischen Christen und Muslimen hatten Die Evangelische Akademie im Rheinland gemeinsam mit der Fédération Protestante Vertreter Mitte November in Paris eingeladen. Das Treffen fand unter dem Eindruck gewaltsamer Unruhen in Frankreich statt, die durch den Tod zweier Jugendlicher aus den Pariser Vorstädten ausgelöst worden waren. Einigkeit bestand aber darin, dass die Unruhen keine religiösen Ursachen haben anders als das in einigen deutschen und französischen Zeitungen zu lesen war. Die Jugendlichen waren bei dem Versuch sich vor der Polizei in ein Umspannungswerk zu flüchten ums Leben gekommen. Jugendliche hatten daraufhin Hunderte von Autos angezündet und sich in mehreren Städten Straßenschlachten mit der Polizei geliefert.

Jean-Michel Cros, Islamwissenschaftler und Yucef Mameri, Mitglied der islamischen Gemeinde in Marseille machten deutlich, dass die gescheiterte Integrationspolitik der französischen Regierung dafür verantwortlich sei. Die kontinuierliche Verweigerung der Bürgerrechte, Ausgrenzung, Diskriminierung und offener Rassismus seien die wahren Gründe der Unruhen. Es sei aber typisch dafür auch Muslime verantwortlich zu machen. Der Dialog zwischen Christen und Muslimen stünde derzeit vor großen Herausforderungen. Attentate, Unruhen und Ehrenmorde brächten den Islam vielfach in Bedrängnis. Besonders die Medien würden durch ihre Berichterstattung eine Vorverurteilung vornehmen.

Aiman Mazyek hob für den Zentralrat der Muslime hervor, dass die islamischen Verbände sich klar gegen jede Form der Gewalt ausgesprochen hätten. Die Probleme in Frankreich seien aber durchaus vergleichbar mit denen in Deutschland. Auch hier gebe es Stigmatisierungen und Ungleichbehandlungen. Schech Bashir Dultz von der Muslimliga sagte, dass man immer noch auf die Anerkennung als Körperschaft der öffentlichen Rechts warte, ein Status, den die Kirchen haben und der neben Steuervorteilen auch politisches Gewicht bedeutet.

Der Islambeauftragte der EKD, Martin Affolderbach und der Vize-Präsident Evangelischen Kirche im Rheinland, Christian Drägert waren der Ansicht, dass es aber zum Dialog keine Alternative gebe. Und der Präsident der Féderation Protestante fügte hinzu, dass der Weg eines europäischen Dialogs zwischen Muslimen und Christen weiter beschritten werden muss, wenn es eine gemeinsame Zukunft geben soll.

Die Evangelische Akademie im Rheinland will den Dialog auf europäischer Ebene unter Einbeziehung islamischer Verbände fortsetzen. Dazu seien aber weitere Gespräche nötig, sagte Jörgen Klußmann, Studienleiter an der Akademie und dort u.a. zuständig für den Dialog mit dem Islam. Gerne gehe man auch auf Angebote und Überlegungen von muslimischer Seite ein, sofern diese bereit sind, sich mit der Akademie zusammen zu setzen.