islam.de - Druckdokument - Druckdatum: Montag, 17.11.25
https://www.islam.de/35770.php
islam.de - Alle Rechte vorbehalten
Montag, 17.11.2025
Kriegsverbrechen werden inzwischen selbst von Israelischen Soldaten dokumentiert
„Zivilisten als Standardziel“ – Laut The Guardian erheben israelische Soldaten schwere Vorwürfe
In einem investigativen Bericht des britischen The Guardian vom 10. November 2025 berichten israelische Soldaten von Vorgängen im Gazastreifen, die ihren Angaben zufolge kaum noch etwas mit regulärer Kriegsführung zu tun haben. Die Aussagen stammen aus einer Dokumentation, in der mehrere Soldaten anonym zu Wort kommen. Ihnen zufolge seien Zivilpersonen häufig ins Visier geraten – nicht aufgrund konkreter Bedrohungslagen, sondern wegen alltäglicher Handlungen. Ein Soldat zitiert im Guardian: „If they’re walking too fast, they’re suspicious. If they’re walking too slow, they’re suspicious.“ In einem anderen Fall habe ein Mann auf einem Hausdach lediglich Wäsche aufgehängt – für einen Kommandanten sei das bereits Anlass gewesen, ihn als potenziellen „Spotter“ einzustufen. Ein Panzer habe daraufhin gefeuert. Ein beteiligter Soldat kommentiert diese Praxis mit den Worten: „Das ist keine Kriegsführung. Das ist eine Erosion der moralischen Grundordnung.“ Der Guardian verweist zudem auf interne Daten der israelischen Armee, wonach 83 % der Toten im Gazastreifen Zivilisten gewesen seien, und deutet dies als Hinweis darauf, dass die Unterscheidung zwischen Kämpfern und Unbeteiligten zunehmend verschwommen sei. Besonders brisant: Den Berichten zufolge wurde eine Praxis angewendet, intern als „mosquito protocol“ bezeichnet, bei der Zivilpersonen als sogenannte „human shields“ eingesetzt worden seien – etwa um Gefahrenzonen zu betreten oder potenzielle Angriffe auszulösen.
Die israelische Armee weist die Vorwürfe zurück. Man betont, dass man sich an das internationale Recht halte und gemeldete Vorfälle untersuche. Zugleich heißt es, viele der Aussagen ließen sich nicht verifizieren oder seien aus dem Kontext gerissen. Der Guardian-Bericht reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Zeugenaussagen ehemaliger Soldaten, die über das Vorgehen im Gazastreifen sprechen. Für politische Entscheidungsträger, internationale Beobachter und Menschenrechts- und völkerrechtliche Organisationen dürfte die Veröffentlichung neuer Stoff für Debatten über die israelische Kriegsführung liefern – und über die Frage, wie sich ein Krieg verändert, wenn moralische und rechtliche Leitplanken zu verschwinden drohen. Quelle: The Guardian, „Israeli soldiers speak out on killings of Gaza civilians“, 10. November 2025. (The Guardian)